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Reisetagebuch

3/21/2004   Kenia / Nanyuki

Kee Nyaa

Im Freibad / seltsamer Musungu

(Harald) Kurz nach sieben Uhr morgens heftiges Klopfen an meiner Zimmertuere. Ich oeffne und vor mir steht mit herausgestellter Huefte und ausgestreckter Hand eine der Hotelangestellten: "Money!" Wie waers mit "Guten Morgen?" Oder "Bitte"? Ueberhaupt- wie waers, mich eine Stunde spaeter aufzuscheuchen?

150 Kenianische Schillinge (1,70 EU) kostet die Ubernachtung fuer das Zimmerchen mit Bad, oder was man als solches betrachtet. Immerhin gibt es ein Sitzklo- leider ohne Brille. Und eine Dusche- leider ohne warmes Wasser und mit einem einzigen, eher troepfelnden Strahl. Aus dem Wasserkasten des WC rinnt staendig Wasser, so dass die Ecke stets eine handbreit Wasser hat, dass sich die Waende hochzieht.

Im Restaurant der Marina Bar fruehstuecke ich ausgiebig. Als Kind der Zivilisation freue ich mich ueber Cornflakes, Toast und Mangomarmelade. Und zum ersten Mal im Leben esse ich Pommes de Frites mit Wuerstchen vor 9 Uhr. Dieses Angebot der Speisekarte verdanke ich den zahlreichen englischen Soldaten, die hier im 4-Monats-Turnus eine Schiessausbildung und ein Kampftraining im Busch bekommen. Stets in Kampfanzuegen und fast kahlgeschoren, wirken sie ein wenig fremd in dieser Umgebung. Gleich morgens genehmigen sie sich mehrere Bierchen.

Von Nanyuki aus hat man einen schoenen Blick auf den Mount Kenia, der seinen Namen aus der Sprache der Kamba hat und ihn "Kee-Nyaa"- "Ort des Vogelstrausses" nannten. Wenn man sich die beiden Gipfelkaemme anschaut, sehen sie wie die aufgerichteten Stummelfluegel eines maennlichen Strausses aus, schwarz der Fels und weiss der Schnee.

Ich verbringe die naechsten Stunden im Netcafe, um die Mails zu bearbeiten, die sich natuerlich in den letzten fuenf Wochen angesammelt haben. Einige Leser sind entruestet, dass keine Eintraege geschrieben wurden, andere haben sich Sorgen gemacht. Grundsaetzlich freut mich, mit wieviel Anteilnahme die Leser dabei sind. Ich darf ausserdem versichern, dass es fuer mich einfacher waere, regelmaessig zu schreiben, statt, wie jetzt, dutzende von Tagebucheintraegen nachzuschreiben. Aber das ist Afrika und es gibt hier eben nicht ueberall Strom, Telefon, geschweige denn einen Internetzugang.

Mary fuehrt mich zum Sportman Arms Club. Hier gibt es ein Freibad, dass vornehmlich von farbigen, reichen Kenianern genutzt wird. Wie andere weibliche Gaeste auch, ist Mary zu verschaemt, um einen Badeanzug anzuziehen und behaelt ihre Strassenkleidung an, waehrend ich mich behaglich im kuehlen Wasser aale.

Hinter den Liegen versuchen zwei Riesenschildkroeten zischend und roehrend einen Liebesakt und voellig uebergewichtige Kinder plumpsen wie Saecke ins Wasser des Pools.

Am Abend essen wir ein ganzes Huhn und Mary fuehrt mich zu einem der Hinterzimmervideokinos, aber dort mache ich auf dem Absatz kehrt, denn die Action, die sich dort auf der Leinwand abspielt, betrifft im wesentlichen die erogenen Zonen.

Wir gehen dafuer im Bucaneer Club in die Disko. Als wir danach noch etwas essen wollen, schleift ein Mann eine schreiende Frau an den Haaren hinter sich her ueber die Strasse. Ich stuerze hinzu, Marys Einwaende ignorierend, die mich ermahnt, mich rauszuhalten. Das kann ich nicht und als ich dem Mann sage, er solle das Maedchen loslassen, meint er, dass ginge mich nichts an und das sei o.k., weil sie seine Frau sei. Eine daemlichere Begruendung habe ich selten gehoert und erklaere ihm, der das Maedchen immer noch am Boden haelt, es sei jetzt genug, waehrend ich auf ihn zugehe, sie sei kein Vieh und nicht sein Eigentum. Er laesst sie los und nimmt mich gerade aufs Korn, als vier Polizisten auftauchen, in langen Plastikmaenteln und mit Schnellfeuergewehren bewaffnet. Erste Frage geht an mich: "Whats your problem?" diese Frage kenne ich ja zur Genuege und meine Antwort ist sets die selbe: Ich habe kein Problem, die Frau hat eines. Der Polizist fasst Mary ruede am Arm und schubst sie hinueber zu dem Paaerchen, als ob sie dazugehoere. Mary blickt zu Boden und mir tut es sofort leid, sie doch mit hineingezogen zu haben. Der Polizist verlangt meinen Ausweis. Ich sage ihm, dass ich nur versucht habe zu helfen und er nicht meinen Ausweis, sondern den des Taeters verlangen solle, meine bekaeme er nicht in die Finger. Das wirkt augenblicklich. Er wendet sich Mary zu und wieder werde ich laut und sage den Polizisten, sie sollten sie gehen lassen, da sie nichts damit zu tun habe. Der Anfuehrer der Streife schickt sie weg.

Mary versucht mir zu erklaeren, dass man der Polizei hier besser aus dem Wege geht, sie schoessen sehr schnell und waeren bestechlich. Mary schuettelt den Kopf- seltsamer Musungu.

geschrieben am 5.4. in Nanyuki


 

 

 


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