3/28/2004 Kenia / Nanyuki
Chuerzi - welcome to another paradise
Eine Einladung
(Harald) Im Nanyuki Guest Hotel war die Nacht ruhig. Die heisse Dusche funktioniert, keine Muecken im Zimmer- alles bestens. Ich fahre zum Netcafe, arbeite. Mittags gibt es gegenueber in einem der wenigen Restaurants wieder Curry-Stew mit Basmati. Ueberall spricht man mich an, freundlich, versucht mich in ein Gespraech zu verwickeln. Letztlich, um irgendetwas zu verkaufen, oder mich um etwas zu bitten. Nein, ich mache keine Bergtour, nein ich moechte keine Souvenirs kaufen, nein, ich gebe dir kein Geld usw. Aber ich bin keineswegs aergerlich oder genervt, denn ich wuerde es an deren Stelle genauso machen. Die Chance, einen reichen Musungu als Kunden gewinnen zu koennen, kann man sich nicht entgehen lassen. Und was sind schon ein paar "coins" fuer ihn, der soviel Geld ausgegeben hat, nur um hierher zu kommen? Wer nicht arbeiten muss, sondern nur Geld ausgibt, ist reich. Er geht nur zur Bank und holt frisches Geld, dass zu Hause irgendwie waechst, nie zu Ende geht. In seiner Heimat fliessen Milch und Honig und es gibt alles ueberall und jederzeit, auch Sicherheit, Licht, Versorgung im Krankenhaus. Die Polizei ist nicht korrupt, man bekommt vor Gericht sein Recht, der Verkehr ist geregelt mit Ampeln, vom Essen wird man nicht krank, es gibt kaum schlimme Krankheiten, keine Seuchen, auch Aids ist kaum ein Thema. Und die Sonne ist nicht so heiss, es gibt genug Regen, keine Malariamuecken, die Post funktioniert, keine Schiessereien auf den Strassen, keine Stammesfehden, keine Politikermorde. Ach- einfach alles ist besser dort. Wo kommst du her? Germany? Gutes Land! So gruen und fruchtbar. Germany is paradise. Wir lieben Germany. Ich liebe Kenia. Neben mir am Computer sitzt am Nachmittag ein Musungu, der offensichtlich in Deutsch Mails erhaelt (sein Bildschirm ist 25 cm neben meinem, man kann garnicht vorbeischauen). Ein 42-jaehriger Schweizer aus Zuerich namens Simon-Stefan. Neben mir steht seine Freundin Jane, Tochter einer Kikuyu-Kenianerin und eines schweizer Vaters. Nach kurzem Plausch laedt mich Stefan ein, gegen kleines Entgeld bei ihnen zu wohnen. Fruehstueck, sagt Jane, kostenlos- na, wer kann da nein sagen? Wir treffen uns am Nachmittag und fahren mit einem roten Toyota-Landrover mit schweizer Kennzeichen, den Stefan ueber den Hafen in Daressalam improtiert hat, etwa 3 km stadtauswaerts zu einem traumhaften Grundstueck im Gruenen. Hinter dem weissen Haus voller Fenster mit gruenen Rahmen und dunkler Parkettboeden, steigen die flachen Haenge des Mount Kenia empor, vor dem Haus eine rotbluehende Bougainville, Kakteen, Rasen, ueberdacht von grossen Baeumen, dahinter rauscht der kleine Nanyuki-River. Eine schwarze Ziege, ein Huhn und im Haus kommt mir die 4-jaehrige Tochter Tara entgegen, ein blondes, ausnehmend huebsches Engelchen. Den Garten versorgt ein Gaertner, ein Hausmaedchen putzt und besorgt und kuemmert sich um Tara. Im Wintergarten-Esszimmer spielt laut die herrlichste Musik, am Kamin stehen eine Reihe guter Buecher und mein Zimmer hat ein Doppelbett und ist hell. Welcome to another paradise! Als ich mit Stefan zurueck in die Stadt fahre, oeffnet uns ein Nachtwaechter das Eisentor. Sicherheit ist hier sehr wichtig, denn auch Nanyuki ist kein Ort der Seligkeit, auch hier gibt es Mord und Totschlag, Ueberfaelle, Raub, all das, was ich schon aus Suedafrika kenne. Ich uebernachte im Hotel und packe erst am Morgen. geschrieben am 7.4. in Nanyuki
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