4/7/2004 Kenia / Nanyuki
Ups! (Homo homini lupus 3)
afrikanische Realien
(Harald) Stefan, Jane und Tara sind fuer drei Tage nach Nairobi gefahren und kommen heute zurueck. Die 23-jaehrige Jenny hat ihren 2 Jahre alten Sohn Leon ins Haus geholt, der sich nach anfaenglicher Zurueckhaltung mittlerweile zu mir auf den Schoss setzt. Wir spielen Fussball, tanzen und kaempfen mit abgebrochenen Besenstilen. Der Junge spricht nur Kikuyu, was unserer Verstaendigung nicht im Wege steht, ganz im Gegenteil: ich stelle fest, dass wir die Sprache garnicht brauchen. In der "Daily Nation" aus Nairobi vom heutigen Tage zwei Artikel: Ueberfall in Moyale auf ein Privathaus. Mit einer Granate(!) wurde das Dach eines Hauses aufgesprengt und die sechskoepfige Familie ausgeraubt, mehrere verletzt durch Gewehrschuesse. Von wegen, im District Moyale gaebe es keine Ueberfaelle mehr! Im Distrikt Marsabit hat ein Loewe nachts den Dornenzaun eines Ziegengeheges uebersprungen, einen 17-jaehrigen Hirten getoetet und seinen Kumpanen schwerverletzt. Dann toetete er sechs Esel und eine Kuh. - Ups! Ich dachte, dort gaebe es keine Loewen. Heute jaehrt sich zum zehnten Mal der Voelkermord in Ruanda. Am 6.4.1994 wird das Flugzeug des Praesidenten von Ruanda, Habyarimana, abgeschossen, nachdem er Friedensverhandlungen mit den Tutsi-Rebellen in seinem Land gefuehrt hat. Im Flugzeug stirbt auch der Praesident Burundis. Am naechsten Tag beginnt ein Genozid des herrschenden Hutustammes an der Minderheit der Tutsi, sowie an liberalen Hutus. Etwa 800000 Menschen werden in den folgenden 100 Tagen in einem Massenschlachten mit Macheten und Knueppeln erschlagen, erschossen, von der entfesselten, entmenschlichten Armee, meist aber von ihren Nachbarn. Muetter erschlagen Muetter und deren Kinder. Das Toeten endet erst, nachdem Tutsis aus Burundi das Land militaerisch unter Kontrolle gebracht und die rassistische Huturegierung gestuerzt haben. Im Juli 1994 waren 43 % aller FRauen in Ruanda Witwen. Der Stammeskonflikt war jahrelang geplant und von intellektuellen Hutus idiologisch untermauert worden. Weil mehr als eine halbe Millionen(!) Frauen, z.T. auf unvorstellbar grausame, sadistische Art vergewaltigt wurden, sterben auch heute noch Menschen infolge dieses Genozids, denn tausende Frauen wurden mit Aids infiziert. Heute gibt es 1.200000 Millionen Waisenkinder in Ruanda, dass 8.200000 Einwohner hat. 60 % der Erwachsenen verdienen weniger als 1 Dollar am Tag und deshalb koennen die Kranken die Aids-Medikamente nicht bezahlen. Das UN Tribunal hat bis heute erst 17 Verurteilungen ausgesprochen, aber mehr als 100000 Verdaechtige sitzen noch in ruandischen Gefaengnissen. geschrieben am 8.4. in Nanyuki
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