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Reisetagebuch

4/17/2004   Kenia / Nairobi

Kenias Geschichte (2)

Die Geschichte der Kuestenregion

(Harald) Wir ueberall in Afrika, fand auch in Kenia die Kolonialisierung ueber die Haefen an der Kueste statt. Von dort aus oritierte man sich am Verlauf der Fluesse, die mit flacheren Schiffen stromaufwaerts erkundet wurden. Sicher ist, dass die Pharaonin Hatschepsut vor etwa 3000 Jahren das Koenigreich Punt, wahrscheinlich im Gebiet des heutigen Dschibouti, Somalia oder Aethiopien gelegen, besuchte. Wir haben die Darstellungen dieser Reise in Luxor gesehen. Pharao Necho (26.Dynastie) entsendete vom Roten Meer aus phoenizische Seeleute, um den Kontinent zu umrunden und dies gelang ihnen tatsaechlich, denn sie kamen nach zwei Jahren durch die Meerenge von Gibraltar wieder zurueck. Spaeter befuhren die Griechen "Azania", wie sie die Ostkueste Afrikas nannten, ueber das "Erytraeische" Meer. Der griechische Geograph Claudius Ptolemaeus beschrieb sogar das seen- und flussreiche Hinterland Kenias.

Erst ab dem 6. Jh. gab es erste Siedlungen entlang der kenianischen Kueste und ab dem 7. Jh. gruendeten Araber u.a. aus dem Oman Stadtstaaten, die von Sultanen und Scheichs regiert wurden, z.B. Mogadischu, Mombasa, Lamu und Malindi. Ueber 100 Ruinenstaetten belegen einen regen Handel zu dieser Zeit. Die Araber heirateten Bantu-Frauen und es entstanden die kleineren Ethnien der Suaheli (arabisch "Sawahil" = Kueste)und Shirazi. Erstere sprechen das Kisuaheli, dass in Kenia neben Englisch zweite Amtssprache ist, denn haette der erste Praesident Kenyatta eine Sprache der groesseren Ethnien, wie z.B. Kikuju, Luo oder Kamba zur Hauptsprache erkoren, haette es wegen der Stammesanimositaeten keine Akzeptanz gefunden. Auch so sprechen viele Kenianer ungern Kisuaheli und verfallen oft ins Englische, vorallem, wenn sich verschiedene Ethnien unterhalten. Es gibt allein 46 Sprachen und unzaehlige Dialekte. Wer seine Bildung hervorheben will, benutzt Englisch.

Die Araber handelten mit Indien und China und nutzten die jahreszeitlich wechselnden Winde fuer ihre Schiffe. Die Kuestenstaedte erlebten vom 12. bis 15. jh. eine Bluete.

1498 kam Vasco da Gama im Auftrag des portugiesischen Koenigs nach Malindi, etwas noerdlich von Mombasa gelegen. Von hier aus eroberten die Portugiesen die Kueste und beherrschten alsbald und fuer etwa 200 Jahre, dank ihrer ueberlegenen Waffen, den Handelsweg nach Indien, bis die arabischen Omanis wieder die Macht uebernahmen. Die Portugiesen zogen sich nach Mosambique zurueck. Ihre Herrschaft war von unvorstellbarer Brutalitaet gekennzeichnet.

Aber die Araber waren nicht besser. Sie dehnten den Sklavenhandel aus, verschifften Elfenbein und Gewuerznelken. Haupthaefen lagen in Mombasa und auf Sansibar und der zweiten Insel Pemba, spaeter auch in Malindi.

Waehrend all dieser Jahrhunderte drang niemand ins Landesinnere vor, weshalb Kenias Geschichte bis Ende des 19. Jh. zwiegespalten ist. Es waren 1846 deutsche Missionare, die als erste dorthin gelangten. Sie sahen als erste schneebedeckte Berge am Aequator, den Mt. Kilimandscharo und den Mt.Kenia, was ihnen aber in Europa niemand glaubte.

Schon Pharaonen und Roemer hatten versucht die Nilquellen zu finden. Erst 1859 fand ein Englaender den Viktoriasee, den schon die Griechen als Nilquelle beschrieben hatten.

Schwere Kaempfe unter den Massai machten weitere Erkundungen zunaechst unmoeglich, erst 1888 wurde der Turkanasee von einem Ungarn und einem Oesterreicher erforscht. Es setzte ein Wettlauf zwischen Englaendern und Deutschen ein, die Kolonien zur Ausbeutung suchten. 1885 fand in Berlin die sog. "Kongo-Konferenz" statt, in deren Verlauf die Interessengrenze abgesprochen wurde, deren Verlauf heute noch der Landesgrenze zwischen Tansania und Kenia entspricht. Mit dem Lineal am gruenen Tisch gezogene Grenzen, die wenig Ruecksicht auf Stammesgebiete oder geographische Gegebenheiten nahmen und die ueberall in Afrika heute noch Ursache fuer Kriege sind, z.B. im Sudan. Die europaeischen Kolonien hatten nur einen Zweck: Ausbeutung. Das Land hatte Englaendern, Deutschen, Belgiern, Portugiesen nie gehoert und ihre Anwesenheit brachte Krankheiten fuer Vieh und Menschen mit, die z.B. die Massai zu abertausenden dahinraffte.

1890 wurde der Helgoland-Sansibar-Vertrag zwischen Deutschland und England abgeschlossen, der die ehemalig englische Nordseeinsel den Deutschen ueberliess, waehrend Sansibar neben Kenia und Uganda an die Englaender fiel.

Der englische Millionaer Mackinnon gruendete 1888 die Imperial British East Africa Company und liess einen Handelweg von Mombasa ins Landesinnere schlagen, dessen Verlauf die heutige Autobahn noch weitgehend folgt. 1895 wurde mit dem Bau der Eisenbahnlinie von Mombasa nach Uganda begonnen, fuer deren Bau 32000 Inder aus dieser Kolonie ins Land geholt wurden. Weisse Siedler nutzten die Bahnlinie, um bequem ins Land der Massai, Kikuju und Kalendschin einzudringen und diese einfach von deren Land zu verjagen und in Reservate zu zwingen. 1905 wurde sogar erwaegt, Teile des Riftvalleys den Juden zur Staatsgruendung zu ueberlassen.

Als die Bahnlinie fertig war, verblieben die Inder notgedrungen im Land. Ihnen war von den Englaendern Landbesitzt und -wirtschaft untersagt worden und so verlegten sie sich auf Handel und Handwerk. Ihre Geschaefte, Dukas genannt, gruendeten sie auch auf dem Abschnitt "326" (Meilen von Mombasa) der Bahnlinie, deren Umgegend die Massai "Kuehles Wasser" - Engare Nairobi - nannten. Die Gegend war sumpfig und ungeeignet fuer eine Stadt.

Im Krieg mit den Einheimischen, "Pazifizierung genannt", gingen die Briten aeusserst brutal vor, zehntausende, gegen die modernen Waffen fast Wehrlose, wurden niedergemetzelt. Mit perfiden Methoden wurden die Bauern abhaengig gemacht und ausgebeutet. Der Erste Weltkrieg aenderte daran wenig.

geschrieben am 24.4. in Nairobi


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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