3/2/2004 Aethiopien / Arba Minch
Renatas Reisetagebuch / 2
Zweiter Tourabschnitt
(Renata) Sieben Tage haben wir fuer die 510 km von Addis nach Arba Minch gebraucht. Die Vorstellung und der Wunsch netten Menschen zu begegnen, war viel angenehmer als die Realitaet. Steinewerfen, aggressives Anschreien, Versuche etwas vom Rad zu zerren, all das hat unseren Alltag nicht gerade einfach gemacht. Zum Schluss, kurz vor Arba Minch, hatten wir nur noch eins im Kopf- endlich anzukommen! Das Bekele-Mole-Hotel soll die Belohnung fur die Strapazen sein. Wir sind uns sicher, dass das der richtige Platz ist, um sich zu erholen und Abstand zu gewinnen. Wir nehmen uns viel Zeit um gemuetlich zu essen, plaudern eine Runde mit zwei Touristen aus Amerika und stellen spaet abends fest, dass wir das Hotel gar nicht bezahlen koennen. Das Zimmer kostet 160 Bir, was etwa 20 Dollar ausmacht. Im Dunkeln fahren wir enttaeuscht zurueck in den Stadtteil Shecha-City und suchen eine andere Bleibe. Das Rosa-Hotel hat noch Zimmer mit einer aussen gelegenen, kalten Dusche frei. Arba Minch, die Stadt der vierzig Quellen, in einer wunderschoenen Berglandschaft am Abaya-See gelegen, ist ein architektonisches Missverstaendniss, wenn man ueberhaupt von Architektur in Aethiopien sprechen kann: Blechhuetten, Betonhaeuser. Zum Vergleich mit den Huetten des Wolaytavolks, noerdlich vom Abayasee, die besonders durch sorgfaeltige Flechtarbeit auffallen, ist es ein Trauerspiel. Die Stadt besteht aus zwei Stadtteilen: Sekela und Shecha, die fuenf km voneinander entfernt liegen. Aber wir wollen weiter, in Richtung Omo Valley, die Staemme der Hamer, Mursi, Karo, Gelep zu sehen. Wir besuchen hier eine Krokodilfarm, der Krokodilmarkt ist nur mit einem Boot erreichbar und uns zu teuer. Auch den Nachisar-Nationalpark, der an die Stadt grenzt, koennen wir uns nicht leisten. Mit ca. 800 Bir fuer uns Beide, muessen wir es bis zur kenianischen Grenze schaffen. Am Freitag, als wir weiter fahren wollen, stellt sich heraus, dass Ralphs Reisepass weg ist. Wir checken zuerst alle Plaetze, die wir besucht haben, melden dann den Verlust bei der Polizei, aber uns wird immer klarer, dass die Reise zuruek nach Addis uns nicht erspart bleibt. Mit einem Bananentruck, nachts, zu viert im Fuehrerhaus, kehren wir die 510 km zurueck zur Hauptstadt. Was fuer eine Quaelerei. Weil es ein Wochenende und auch der Dienstag ein Feiertag ist, sind wir gezwungen, eine ganze Woche hier zu bleiben. Ralph braucht ausser einem neuen Pass auch neue Visa fuer Aethiopien und Kenia. Die gleiche Prozedur wie beim ersten Mal, auch die Kosten bleiben ihm nicht erspart. Die Wartezeit nutzen wir um Barakat zu sehen. Er freut sich riesig, als wir ihn mit unserem Besuch ueberraschen. Jetzt hat er einen neuen Ferendschi gefunden, der sich um ihn kuemmert. Jim ist 55 Jahre alt, ein Englaender, der von Afrika fasziniert ist und laengere Zeit in Uganda verbracht hat. Er erkundigt sich, ob Barakats Poliobein operierbar ist. Die Aerzte geben Hoffnung auf eine 40%-ige Verbesserung des jetzigen Zustandes. Wir erfahren auch, dass die Loesung mit der Salem-Schule nicht sicher ist. Aber Pastor Hans verspricht Barakat zu helfen. Nach fast einer Woche Aufenthalt in Addis, erreichen wir mit einem Publicbus innerhalb von 12 Stunden erneut Arba Minch. Wir sind sehr muede, wollen aber morgen aufbrechen. Das naechste Ziel ist das 90 Km entfernte Konso.
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