3/15/2004 Kenia / Lo Kitaung
Renatas Reisetagebuch / 9
Neunter Abschnitt
(Renata) Trotz des naechtlichen Ereignisses sind wir morgens erholt und ausgeschlafen. Der 11 km breite Sandstreifen im Niemandsland zwischen Aethiopien und Kenia ist unsere naechste Herausforderung. Nach wenigen Kilometern kommt uns ein Militaerfahrzeug der kenianischen Armee entgegen. Freundlich und hoeflich werden wir mit "Karibu Sana" (Herzlich Wilkommen) begruesst. Auf diesem Streckenabschnitt kommt es immer wieder zu Ueberfaellen, deshalb patrollieren die Militaerkraefte in regelmaessigen Abstaenden. Spaeter erfahren wir, dass zwei britische Radfahrerinnen, vor drei Jahren bei einem Gewaltverbrechen hier ums Leben gekommen sind. Im Gegensatz zu den aethiopischen Soldaten, die oftmals wie ein zusammengewuerfelter Soeldnertrupp erscheinen, ist das Erscheinungsbild der Kenianer einheitlich und professionel. Das Angebot uns mitzunehmen lehnen wir ab, was wir im Nachhinein bereuen. Fuer diese 11 km brauchen wir sage und schreibe dreieinhalb Stunden. Der Posten nennt sich Todenyang. Weil dieser Weg auf den naechsten 25 km genauso unbefahrbar ist, lassen wir uns bis nach Lo Kitaung mit einem Haendler mitnehmen, der den Checkpoint unter anderem mit Wasser versorgt. Als wir ankommen, ist es schon dunkel. Da das Dorf ohne Stromversongung lebt, verlassen wir uns vollkommen auf einen jungen Turkana, der uns direkt an der Strasse anspricht und eine Bleibe fuer die Nacht anbietet. Unsere, seit Stunden leere Maegen, fuellen wir mit Reis und Bohnen von "Mamas" Kueche. Draussen bereitet man uns neben der Familie einen Schlafplatz vor. Vor dem Einschlafen, in der Dunkelheit, werden noch Fragen bezueglich unsere Reise gestellt. Man interessiert sich mehr fuer Details, zum Beispiel: was wir unterwegs essen, wie wir uns mit Wasser versorgen, wo wir sonst uebernachten, ob es Probleme gibt. Man moechte auch mehr ueber Deutschland und das Leben in Europa erfahren. Neben der Befriedigung der Neugierde steckt dahinter auch das Interesse nach Europa eingeladen zu werden. Die Wolken verdecken die Sterne, hoffentlich kommt heute Nacht kein Regen.
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