4/5/2004 Kenia / Nairobi
Renatas Reisetagebuch / 14
Die letzten 16 Tage bis Nairobi
(Renata) Das aethiopische Hochland war fuer mich eine koerperliche Herausforderung und ich habe mich gefreut, als ich es hinter mir hatte. Haetten wir die Abfahrt nach Ilaret nicht verpasst, haetten lange Anstiege der Vergangenheit angehoert. Wir verliessen aber das Rift-Valley und quaelten uns wieder in die Berge nach Kitale, vorbei am Mount Elgon, mit 4322 Meter Hoehe der zweithoechste Berg Kenias, dann folgten Eldoret und Nakuru, bis wir am 5. April Nairobi erreichten. Fuer mich waren das harte Tage, sehr oft musste ich die Zaehne zusammenbeissen, um nicht aufzugeben. Es ging ohne Gnade staendig hoch und runter, von 1400 bis 2700 Metern ueber NN. Fuer Ralph schien es nicht so anstrengend zu sein. Er fuhr mir meistens voraus und wartete dann irgendwo auf dem Berg mit einem Laecheln auf mich. Dann fuhren wir die Abfahrten zusammen. Alle Anstiege, ausser einem, habe ich aus eigener Kraft geschafft, manchmal schiebend. Aber an einem Berg hinter Ortum, vor Kitale, habe ich einfach aufgegeben. Die Auffahrt zog sich ueber 7 km und war ziemlich steil. Ich war so langsam auf dem Rad, dass ich oft das Gefuehl hatte, ich falle um. So habe ich mich entschlossen, mich hinten an einem Lastwagen festzuhalten, der gerade den Berg mit 6,5 km/h hochfuhr. Mein Arm wurde aber immer laenger und die Schulter begann zu schmerzen. Ich musste staendig die Seite wechseln, was sehr anstrengend war. Ich dachte aber, wenn ich jetzt aufgebe, werde ich den ganzen Tag brauchen, um das Rad samt Gepaeck nach oben zu schieben. Nach ein paar Minuten Kampf habe ich festgestellt, dass es garnicht so schmerzhaft ist, wenn ich zusaetzlich in die Pedale trete. Und das ging gut- mein Arm ist drangeblieben und ich war nach 45 Minuten oben. Ralph kam etwa drei Minuten nach mir an. Ich habe ihn oft bewundert und mich gewundert, wie er das schafft. Wie kann das jemand schaffen, der pro Tag eine Packung Zigaretten raucht? Unterwegs haben wir oft gesungen, meist Eigenkompositionen, wie z.B., auf dem Weg nach Kitale: "Kitale, Kitale, dass ist die grosse Mausefalle..." Oder, Kurs auf das beruechtigte Nairobi: "Rob me, rob me, rob me baby..." Wir sind immer netten Menschen begegnet, die hilfsbereit und manchmal sogar um uns besorgt waren. Sie warnten uns vor angeblichen Banditen, passten auf unsere Raeder auf und gaben uns manchen guten Tipp. Die Kinder lachten uns an der Strasse an und fast vorsichtig riefen sie uns zu: "Dschmabo Musungu!" - Hallo, Weisse! Manche versteckten sich aus Verlegenheit, andere liefen ein Stueck mit. Man konnte sich mit ihnen unterhalten, weil fast alle gut Englisch sprachen. Und so arbeiteten wir uns ohne einen Tag Aufenthalt durch die Berge bis Nakuru, wo eine sechstaegige Pause angesagt war, die wir uns verdient hatten. In dieser Zeit besuchten wir den Nakuru-Nationalpark, der fuer seine einmalige Flamingopopulation beruehmt ist. Der Park war voller Tiere und wir bestaunten Bueffel, Giraffen, Zebras, Nyala-Antilopen, Dik-Diks, Kudus, Paviane, Meerkatzen und Nashoerner, die sich uns samt Nachwuchs bis ans Auto naeherten. Vor dem starken Verkehr Nairobis hatten wir mehr Respekt, als vor den wilden Tieren. Aber alles ging gut, wir erreichten das Zentrum und kehrten im Abbey-Hotel ein.
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