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Reisetagebuch

4/24/2004   Kenia / Nairobi

Kobra Verde

Gefuerchtet und daher gehasst

(Harald und Renata) Renata ist ebenfalls in die Zahra-Lodge umgezogen. Das Abbey-Hotel ist teuer und laut. Allerdings muss man in meiner Unterkunft auch zusehen, dass man eine Muetze Schlaf bekommt.

Ich radle alleine mit dem Rad zum Museum, um mir den Schlangenpark anzusehen. Auf dem Freigelaende steht auch ein traditioneller Kikuju-Compound. Die Rundhuetten aus Aesten und Latten, abgedichtet mit einem Dung-Schlammgemisch, sind groesser, als die Rundhuetten der Samburu und Rendille und haben kleine Bettkamern, fuer Eltern und Kinder getrennt. Man schlief auf kniehoch angelegten Lattenrosten. In der Mitte der Huette lag die Feuerstelle, ohne Rauchabzug, und die Ziegen schliefen nachts innen. Auch in Deutschland war das Vieh auf dem Land nachts im Haus. Entweder lagen die Wohnraeume um den Hausstall herum angeordnet, oder im Stockwerk darueber. So hielt die Koerperwaerme der Tiere Haus und Menschen warm.

Der Tierpark ist winzig, aber die gezeigten Tiere sind aussergewoehnlich. Wo sonst bekommt man Puffottern, verschiedene Kobraarten, u.a. die Speikorbra, Gruene (span. "verde")und Schwarze Mambas (die olivfarben sind), Gabunvipern und Baumschlangen zu sehen? Der Giftbiss der erwachsenen Schwarzen Mamba (ueber 2 Meter lang) ist ueblicherweise ein Todesurteil.

Dazu die groesste Python, eine Wuergeschlange, die ich je gesehen habe. Das Tier ist dick wie ein Oberschenkel und etwa 5 Meter lang. Die maximale Groesse wird mit 7 Metern angegeben, aber das ist schlichtweg Unsinn. Auf der Insel Java, im Curuksewu-Zoopark, wird eine Python von 15 Metern Laenge und 447 kg Gewicht gefangen gehalten. Schlangen wachsen wie Krokodile, solange sie leben- die Groessten sind die Aelstesten. Solche Riesenschlangen koennen einen erwachsenen Menschen mit Leichtigkeit verschlingen, aber Berichten von "Ueberlebenden", die in letzter Minute gerettet worden seien, glaube ich nicht, denn die Wuergeschlangen toeten ihre Beute, wie ihr Name es schon sagt, durch Erwuergen, bevor sie anfangen, sie zu vertilgen. Dabei brechen sie saemtliche Knochen und die Strangulierung haelt solange an, wie die Schlange noch Leben in ihrem Opfer spuert. Mit zerbrochenen Knochen laesst sich das Opfer auch besser verspeisen. Immer wieder irren sich diese Schlangen bei der Wahl ihrer Beute und muten sich zuviel zu. So findet man gelegentlich Schlangen, die an der Groesse ihrer Opfer schlicht erstickt sind, oder von Hoernern von Antilopen, die sie bereits verschlungen haben, einfach durchbohrt wurden. Die Panik, die viele beim Anblick dieser Riesen befaellt, und die man in Kinofilmen sieht, ist natuerlich Unsinn. Hat man eine solche Schlange gesichtet, seis an Land, oder im Wasser, kann man ohne Probleme weggehen, denn die Tiere sind langsam. Hat man sie nicht gesehen, weil sie im hohen Gras lagen, oder von einem Ast fielen oder im Wasser schwammen, ist es sowieso zu spaet, wenn sie Koerperkontakt haben. Die Tiere haben sehr schlechte Augen und verlassen sich auf den Geruchssinn, der aber ueber den Geschmacksinn der gespaltenen Zunge funktioniert- und das auch unter Wasser! Ansonsten besitzen sie einen Sinn, den wir nicht haben: sie spueren Koerperwaerme ueber groessere Distanz uber ein Organ ueber den Augen. Dazu kommt ein ausgezeichnetes Vibrationsempfinden.

In anderen Schaukaesten werden Warane und in kleinen Becken drei Krokodile gezeigt.

Hoehepunkt der Anlage ist ein Freiluftgehege, indem mehrere ungiftige Schlangen, farbenpraechtige Agamen und Skinke gezeigt werden. Letztere sind leicht an ihrer wuchtigen Gestalt und der speckig glaenzenden Schuppenhaut zu erkennen.

Ich habe das Glueck und bin zugegen, als die Schlangen mit Chamaeleons gefuettert werden, die hier in Stadtnaehe, in Massen in den Bueschen und Baeumen leben. Ein Waerter steigt in das Gehege, indem ein drei Meter hoher Baum steht, darin sich mehrere Schlangen tummeln. Er kippt drei Dutzend Chamaeleons aus einem Eimer, die schnell gewittert haben, wie nah der Tod ist und versuchen, Verstecke zu finden und sichere Aeste zu erklimmen. Aber die Schlangen, die nur auf kuerzeste Distanz sehen koennen, schmecken die Beute und haben keinerlei Muehe, die langsamen Echsen zu fangen, die sich stumm, mit drohend aufgerissenem Maul zur Wehr setzen wollen. Die Tarnung der Chamaeleons besteht nicht nur aus ihrer bekannt unuebertroffenen Faehigkeit, Farbe und Musterung ihrer Hautoberflaeche zu variieren, sondern gerade aus ihrer Langsamkeit, denn viele Jaeger achten auf typisch "lebendige" Bewegungen. Dazu bewegen sie sich auch noch ruckartig vor- und zurueckschaukelnd vorwaerts- ein Bewegungsmuster, das wie sich im Wind wiegendes Laub aussieht- ein Trick, den auch die Gottesanbeterinnen und Stabschrecken nutzen.

Hier nutzt alle Tarnung nichts- binnen einer Stunde sind die Schlangen satt und die Chamaeleons arg dezimiert. Die Magensaeure der Schlangen ist legendaer, sie verdauen sogar Knochen. Nach einer reichlichen Mahlzeit koennen Riesenschlangen monatelang ohne Futter auskommen, da sie sich nur bewegen, wenn aeussere Umstaende dies erfordern.

Ich lasse mir die Haut einer Aegyptischen Kobra aus dem Terrarium holen, aber im Hotel stelle ich fest, dass die Haut zu feucht war und fuerchterlich stinkt.

geschrieben am 3.5. in Nairobi


 

 

 

 


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