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Reisetagebuch

5/21/2004   Tansania / Lengai/Arusha

Mambo!

Dritter Tag der Tour und Rueckkehr

(Harald) Mein Rucksack ist fuer das Gewicht, mit dem er jetzt gefuellt ist, nicht gemacht und die Riemen haben sich schmerzhaft in meine Schultern gegraben. Am Morgen haben sie sich noch nicht erholt. Aber ich fuehle mich ansonsten frisch und ausgruht, auch verursachen meine neuen Schuhe keine Blasen.

Die Zeitkalkulation von zwei Tagen fuer die Strecke bis zum Lake Natron haut wohl nicht so ganz hin, denn wir sind erst an der Ostseite des Lengai und muessen noch um den halben Berg herum und hinunter zum See.

Die Sonne scheint, der Wind kuehlt. Wir stapfen durch das Gras, das teilweise Huefthoehe erreicht. Wir haben keinerlei Lebensmittel mehr und zu wenig Wasser, dass wir jetzt rationieren. Oliver hat immer wieder Wasser an die Hirtenjungs verteilt, waehrend ich das nicht mache.

Im wieder bleiben wir stehen, um die verschiedenen Panoramen zu geniessen. Diese urzeitlich-wilde Landschaft versetzt uns in einen Tagtraum, aus dem die Staedte, Hektik und Laerm ausgeblendet sind. Wir durchqueren zahlreiche, mit weissem Salz ueberzogene Trockenfluesse, in dessen Sand die Tiere ihre Huf- und Pfotenspuren hinterlassen haben: Schakale, Gazellen, Zebras, Laufvoegel, Raben etc.

Wir suchen Orientierung, der Weg, den uns der Massaiaelteste gestern wies, war offensichtlich ein Umweg, unsere eigene Route waere richtig gewesen.

Mittags geht das Wasser zu Ende, wir waren ohnehin schon durstig. Man kann einen ganzen Tag lang schwitzen, sich anstrengen, ohne umzufallen- nur angenehm ist das nicht und es verlangt Disziplin.

Wir sehen die Strasse zum Dorf am Natronsee, auch mal einen Gelaendewagen. Aber wir wollen der Strasse nicht folgen, gehen lieber querfeldein.

Auf dem naechsten Huegelkamm sehen wir rechter Hand als graue Flaeche, den Lake Natron, der zur Seenkette des Rift-Valleys gehoert und Heimat der weissen Lesser-Flamingos ist. Nur den Uferteil, an dem das Dorf liegt, ist verdeckt und somit die Richtung nicht klar. Olivers Karte im Guidebook stimmt nicht und deshalb nuetzt auch der Kompass nichts. Wir stimmen uns ab, einigen uns auf eine Richtung, Oliver, wie immer voran, fast im Joggingtempo.

Naechster Huegelkamm, wieder nichts zu sehen. Naechster- wieder keine Sicht auf das Ziel. Der Durst wird langsam quaelend. Warum hier keine Bomas zu sehen sind, ist unklar. Vielleicht gibt es hier kein Wasser.

Durch die naechste Grasebene, eine Dreiviertelstunde Marsch, Kamm, wieder nichts. Es nimmt kein Ende. Wir sehen drei Massaifrauen mit Eseln, winken. Natuerlich bleiben sie nicht stehen und wir schneiden ihnen den Weg ab. "Mambo!" (Ma-a, die Sprache der Massai, die sich selbst Ma-asai nennen. Heisst: Hallo). Ohne zu zoegern fuellen sie uns aus ihren Kanistern etwas Wasser ab. Ihre Boma? Ist dort hinten, am Fusse des naechsten Vulkanberges, etwa 10 km entfernt. Der Weg zum See? Immer diesem Pfad folgen- was wir dann auch tun.

Rinderherden tauchen auf, sicheres Zeichen dafuer, dass Wasser nahe ist, denn Rinder muessen regelmaessig trinken, spaetestens nach zwei Tagen.

Hinter dem uebernaechsten Kamm endlich Sicht aufs Ziel: Himmel, ist das noch weit!

Oliver, die Laufmaschine, moechte durchziehen, ich bin voellig erschoepft und muss rasten. Unter einer grossen Akazie ist zwar alles voller Viehdung, aber im Schatten und kuehlen Wind ist es ertraeglich und ich mache ein erquickliches Nickerchen.

Dann Aufbruch, das Dorf in Sicht, der Lengai zur Linken. Ein 4x4 haelt, ein Schwede und ein Japaner sehen halbtot aus, waren in der Nacht auf dem Lengai, eine Strapaze. Sie geben uns Flaschenwasser. Und gleich bleiben zwei Massaimaenner stehen und wollen Wasser.

Es ist mittlerweile klar, dass ich unserer Gewalttour keine Bergbesteigung anschliessen kann und nehme daher den naechsten 4x4 zurueck nach Engaruka, waehrend Oliver noch bleibt, um den Lengai seiner Kollektion bestiegener afrikanischer Berge einzuverleiben.

Die drei Maenner im Wagen sind Angestellte der Regierung, Geologen und sie fahren mich bis nach Arusha. Sie sind belustigt ueber verrueckte Weisse, die durch die Wildniss laufen, ohne Lebensmittel, mit zu wenig Wasser, nur zum Spass.

Als wir auf die Massai zu sprechen kommen, sagt der Chef, diese Leute wuerden "stinken wie Scheisse". Auch eine Einstellung. Ich mag den Koerpergeruch auch nicht, aber wenn man Wasser derart muehsam ueber solche Entfernungen holen muss, schraenkt man den Wasserverbrauch zwangslaeufig ein. Und eine ueberparfuemierte Dame entspricht auch nicht meinem Geruchsideal, ebensowenig eine Kleidung voller Zigarettenrauch, weshalb mir aber solch ein Vergleich jedoch nie einfallen wuerde. Im Hotel sagt spaeter ein Mann, der ein Hotel in der Serengeti betreibt, die Massai lebten wie die Tiere. Auch solche Ansichten halte ich fuer rassistisch.

Unterwegs kann ich endlich essen und trinken. Solchen Durst hatte ich schon lange nicht mehr und ich kann nicht aufhoeren, Essbares in mich zu schlingen.

Nach einem Zwischenstop im African Queen Restaurant kehre ich wieder im Rahaleo Guest ein. Bartholomaeus begruesst mich freundlich : Wie geht es, Herr Harald? Alles in Ordnung? Herzlich Willkommen!

geschrieben am 27.5. in Nairobi


 

 

 

 

 

 

 


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