5/22/2004 Tansania / Arusha
Wieder ein Ueberfall
Eine beunruhigende Mail
(Harald) Am Tag nach meiner Rueckkehr spanne ich erstmal gruendlich aus. Endlich wieder duschen, essen, was das Herz begehrt, die intensiven Eindruecke verarbeiten. Mensch, was war das fuer eine Wanderung- Afrika pur. Und ganz ohne Parkgebuehren, ohne Guides, die einem stets Kopfzerbrechen bereiten, weil man staendig aufpassen muss, nicht uebers Ohr gehauen zu werden, immer angespannt, weil dauernd etwas verlangt, geaendert, verschwiegen, manipuliert wird. Seit dem 11.5. weiss Renata, die mit Ralph in einem Hotel in der Naehe von Mombasa ist, dass es mit den Jobs als Fahrradguides im Tsvao-Nationalpark nichts wird. Zum Trost und als Wiedergutmachung fuer den Aufwand, den die Beiden hatten, gewaehrt die schweizer Firma, die fuer die Touren verantwortlich zeichnet, einen kostenlosen Aufenthalt in einem ihrer 5-Sterne-Hotels, Kost und Logis frei. Dieses Angebot lassen sich die Beiden natuerlich nicht entgehen. Renata berichtet von Meerkatzen, die zahlreich um die Tische auf der Hotelterrasse kreisen und alles stibitzen, was nicht eisern verteidigt wird, von vielen Schmetterlingen, Fledermaeusen, einem Waran im Garten. Es gibt eine Minigolfanlage, einen Swimmingpool und jede Menge freundliche Angestellte. Das Hotel ist nur schwach belegt und Ralph und Renata sind bekannt wie bunte Hunde, die Touristen kommen zu ihnen, fragen sie ueber ihre Reise und Erfahrungen aus, Freundschaften entstehen. Aber am 18.5., nach einer Woche Aufenthalt, war der letzte Tag und Ralph und Renata fahren Richtung Mombasa, um sich die Stadt anzuschauen und sich vor Ort ein Hotel zu suchen. Als ich heute die Mails lese, faehrt mir ein Schreck in die Glieder. Die Mail traegt die Ueberschrift “Ueberfall” und mir schwant Uebles. Renata berichtet, dass sie angesichts der gesalzenen Hotelpreise fuer schlechte Zimmer, in Mombasa stadtauswaerts radelten, auf der Suche nach einem etwa 15 km vor der City gelegenen Stadtteil, in dem die Uebernachtungspreise niedriger sein sollen. Sie passieren eine etwas weniger bewohnte Gegend, zahlreiche kleine Strassengeschaefte vor denen viele Maenner sitzen, dann folgt eine Gegend mit Bueschen beidseits der Strasse. Aus diesen treten zwei junge Maenner hervor, die beiden sind im Nu bei Ralph, von der anderen Strassenseite tritt ein dritter Kerl hinzu, der zunaechst scheinbar freundlich grinst, dann verwandelt sich sein Gesichtsausdruck in eine boese Fratze, sie halten Ralphs Arme fest, einer reisst ihm den Rucksack vom Ruecken, Ralph wehrt sich, aber alle drei tragen lange Messer. Ralph hat nicht mal Zeit, vom Rad zu steigen, das ihn auch durch sein Gewicht behindert, alles geht ganz schnell. Dann kommt einer zu Renata, versucht die Lenkertasche herunterzureissen, als das nicht klappt, weil er den Mechanismus nicht begreift, versucht er die Tasche abzuschneiden, was ebenfalls nicht gelingt. Auch Renata wehrt sich, Ralph schreit: “Lass los!” – aengstlich, dass einer der Raeuber aus Ungeduld oder Angst mit dem Messer zusticht. Schliesslich stoppt ein Auto auf der Strasse, nachdem schon zwei Matatus vorbeigefahren sind, ohne zu helfen und die Gangster ergreifen die Flucht. Per Handy wird die Polizei gerufen, es dauert eine Viertelstunde, bis sie eintrifft. Die Beamten machen keinerlei Anstalten, die Verfolgung aufzunehmen, obwohl die Gegend, durch die natuerliche Barriere der Meereskueste, leicht zu durchforsten waere. Im Revier erfahren die Beiden, dass die Bande schon fuer mehrere Ueberfaelle verantwortlich gemacht wird und man schlaegt vor, dass Ralph und Renata als Lockvoegel dienen sollen, um einen neuerlichen Ueberfall zu provozieren. Da der Hotelmanager ihnen angeboten hatte, ihnen im Fall von Schwierigkeiten zu helfen, lassen sich Ralph und Renata von der Polizei zum Hotel zurueckfahren. In Ralphs geraubtem Rucksack war neben einem MP3-Player, Geld, Pass, auch seine Spiegelreflexkamera. Glueck im Unglueck: als ein deutsches Touristenpaar, mit dem sie sich angefreundet hatten, von dem Ueberfall erfaehrt, gibt der Mann Ralph ohne zu zoegern seine eigene Kamera- er koenne sie irgendwann, wenn er nach Deutschland zurueckgekommen ist, wieder zurueckgeben. geschrieben am 28.5. in Nairobi
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