6/5/2004 Kenia / Tamkal
Hakuna matata- pole, pole!
Ruhetag im Dorf
(Harald und Renata) Temperatur, Luftfeuchtigkeit- alles ideal. es ist laengst hell, aber die Sonne ist noch hinter dem etwa 1000 m hohen Bergkamm verborgen. Alles schlaeft noch. ich gehe zum Hotel am Marktplatz und bestelle mir Schai, Tschapati mit Zucker. Die Bananen, die ich dazu esse, sind klein und suess. Ein Junge moechte einen Tee. Er ist gesund und kraeftig, ich lehne ab. Ein alter Mann kommt, bittet um einen Tee, ich bestelle fuer ihn, schreibe Tagebuch, gehe zurueck zum Lager. Die anderen sind munter, wir baden im Fluss, Renata zwangslaeufig in langen Hosen und Top mangels zuschauerfreier Zonen. Als Mann haben wir es da leichter,obwohl sich mancher, der in der Naehe den Fluss quert, sich das Gaffen nicht verkneifen kann und ich eine verscheuchende Handbewegung machen muss, damit man damit aufhoert. Ich bin nicht veraergert, denn wir sind eine zu grosse Seltenheit, als das man ihnen wg. ihrer Neugierde boese sein koennte. Trotzdem muss man Grenzen ziehen. Umgekehrt waere das ja nicht anders. Eine alte Frau kommt und bettelt, ich gebe ihr Geld. Spaeter kommt eine offenbar betrunkene Frau, der ich nichts gebe. Sie schimpft und spricht schlecht ueber mich, wie ich aus den betroffenen Gesichtern der Umstehenden entnehmen kann. Ich muss sie ernstlich verjagen und aengstlich zurueckblickend zieht sie endlich ab, weiter vor sich hinmurmelnd. Selbst wenn ich reicher waere, wuerde ich stets abwaegen, wem ich wann gebe, so schwer das auch meistens faellt. Im Fluss waschen wir Waesche, das Wasser traegt die Seife sofort hinweg und danach habe ich endlich wieder mal saubere Fingernaegel. Wir gehen zum Hotel, Renata bewacht das Lager. Oliver bekommt sein Fruehstueck, Mike hat seins nach anderthalb Stunden immer noch nicht. Hungrig, frustriert, geben wirs auf. Wieso ein Tschapati mit Eiern zwar staendig angekuendigt wird, aber nicht aus der Kueche kommt, da es kaum Gaeste gibt, bleibt afrikanisch-unerklaerlich. Irgendwo hakt es und statt das Problem zu erklaeren, erfaehrt man nur: "Hakuna matata!" Ja, sagt Mike dem Wirt, mag sein, dass das fuer dich kein Problem ist, aber fuer mich..." Hey, thats Africa, man! Pole, pole!(langsam, langsam). Wir spendieren zwei alten Maennern Tee, die Jungs erzaehlen uns, die alten Maenner seien fast immer betrunken. In einem Land, einem sozialen System, indem die Aelteren immer das Vorbild, die Entscheidungstraeger, Respektpersonen waren, ist das ein Bankrott der "zivilisierten" Lebensweise und dies zu sehen, schmerzt mich und wohl zum zigsten Mal frage ich mich, ob es fuer diese Gesellschaften nicht besser waere, so zu leben, wie sie immer gelebt haben, statt uns nachzueifern. Mit den Schuelern, die auf einem Sportplatz hinter unseren Zelten Fussball spielen, vereinbare ich fuer den nachmittag ein Spiel und dabei kommen wir auf Chameleons zu sprechen. Die Jugendlichen fragen mich, wie es denn sein koenne, dass ein Chamaeleon Schlangen fresse, wenn es so harmlos sei, wie ich behaupte. Ich frage den Jungen, ob er je beobachtet hat, wie ein Chamaeleon dies getan habe und er bejaht. Das ist natuerlich Unsinn und das sage ich ihm auch und alles lacht lauthals- das hat ja noch nie jemand gesehen! Stattdessen erzaehle ich ihnen, dass man in Nairobi im Schlangenpark stattdessen sehen kann, wie die kleinen, ungiftigen Schlangen Chamaeleons fressen. Oliver kauft einen der traditionellen Minischemel, den ihm ein alter Mann anbietet. Ansonsten ruhen wir aus, umkreist von Kuehen und Ziegen, die hier weiden und trinken. Letztere springen auf den steilen Felsen herum, jagen sich darauf mit unglaublicher Geschicklichkeit. Eine Kuh, deren Fell haargenau wie die grau-weiss gesprenkelten Felsen aussieht, erregt unsere Aufmerksamkeit. Der Fluss rauscht, riesige Bananenblaetter, Kinderlachen und -tuscheln. Aus dem Fussballspiel wird nichts, denn als Oliver und ich antreten wollen, spielen nur die Maedchen, enhtusiastisch und mit wehenden Roecken und das wir gegen Maedchen spielen koennten, ist dem Lehrer offensichtlich nicht so recht. Geplant war, dass Renata und ich nach Rueckkehr nach Nairobi nach Marsabit im Norden aufbrechen, um ein paar Wochen bei den Samburus zu verbringen. Aber Renata eroeffnet mir, dass sie das nicht mehr moechte. Ich habe damit gerechnet, denn sie ist ohne Fahrrad und komplettes Gepaeck aus Mombasa gekommen. Selbst wenn ich mich entschloesse, Richtung Kueste zu fahren, muesste ich alleine fahren. Uns steht eine Entscheidung bevor. Das Abendessen am Lagerfeuer will nicht so recht gelingen, der Reis wird auch nach einer Stunde nicht weich. Es gibt eine Melnage aus Avokado und Zwiebeln dazu. Wir unterhalten uns lange und so ist es gegen Mitternacht, als wir in die Zelte kriechen. geschrieben am 16.6. in Nairobi
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