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Reisetagebuch

7/5/2004   Ol Maisor Ranch

Eine Dame nach meinem Geschmack (Die schoene Munia)

Hin und weg

(Harald) Als ich vor Sonnenaufgang aus dem Zelt steige, streiten sich jenseits des Teiches gerade Paviane ueber die Aufteilung des Fruehstuecks. Eine der Kamelherden der Ranch grast um mein Zelt herum, frisst sich auch durch die saftiggruenen Buesche um die Cottages, bis einer der Jungs sie verjagt. Graureiher fliegen ueber meinen Kopf hinweg und Webervoegel zwitschern wie Spatzen in der Akazie neben meinem Zelt.

Alex hat mir erzaehlt, es gaebe auf der Babong-Ranch einen zahmen Geparden und so laufen wir mit seinem Cousin zusammen hoch zur Strasse und besteigen einen der Matatus, die von Maralal aus via Nyahururu bis Nairobi fahren.

Von der Strasse aus windet sich ein Geroellweg hoch zum Ranchgelaende, ein verzweigter Steinbau, etwas verwahrlost, fast alles ist vertrocknet. Ein einzelner Mann, samt einer Horde von riesigen Hunden und einem winzigen Dackelchen, haelt hier die Stellung und oeffnet uns, als ich ihm erzaehle, das wir den Geparden sehen wollten. Er ruft mit hoher Stimme, macht Locklaute Richtung Gebuesch, ich bin gespannt. Immerhin sind ausgewachsene Geparden so gross wie die groessten Hunde der Welt, die Wolfshunde und auch so schwer und es sind Raubkatzen, denen wir Menschen keine zwei Minuten stand halten koennten. Aber alles was ich ueber diese Grosskatzen weiss, sagt mir, dass sie Menschen, trotz Faehigkeit, nie angreifen. Es ist einem Deutschen vor ein paar Jahren gelungen, sich in freier Wildbahn mit einer Gepardin derart anzufreunden (ohne sie zu fuettern), dass sie ihn am Ende sogar alleine mit ihren Jungen liess.

Es dauert nicht lange und aus dem Gebuesch kommt auf langen, schlanken Beinen ein grosser Gepard auf uns zu. Ein Weibchen, drei Jahre alt, ausgewachsen und diese rassige, schlanke Schoenheit, die da hueftwiegend auf mich zukommt, hoert auf den Namen Munia. Sie schnurrt wie ein Rasenmaeher, laut und ohne Pause, entweder, weil sie sich freut ueber die Aussicht auf Zuwendung, und/oder, weil sie signalisiert: keine Sorge, ich bin gut drauf! Mein Herz schlaegt schneller, nicht aus Angst, keine Sekunde, es ist die pure Faszination, die unbaendige Freude diese Moeglichkeit zu haben, einen Geparden in freiem Gelaende in Ruhe betrachten, ja anfassen zu koennen. Die Katze schmiegt sich an mich, rebt sich wie mein Kater Kitusch an meinen Beinen, laesst sich wie dieser, mit einem Plumps hinfallen und wohlig liebkosen. Munia faucht leise, bleckt die Zaehne, beisst mich in die Haende, leckt mich ausgiebig ab, um den salzigen Schweiss zu kosten und mich mit ihrem Geruch auszustaffieren. Sie riecht ausnehmend angenehm, auch ihr Atem. Staunend sehe ich, wie die Hunde und die Katze sich lieben, sich lecken und vor allem eine dicke Golden Retriever Huendin das Feld des Geparden sorgfaeltig dort durchknabbert, wo die Katze sich selbst nicht pflegen kann, waehrend sich der Dackel, duenn wie mein Unterarm, von der Katze spielerisch niederringen laesst, die Katze beisst den Hund in die Kehle, wie es ihre Toetungsmethode bei der Jagd ist. Alles so zart, dass es mich ruehrt zu sehen, was fuer Wunder die Natur bereithaelt. Ich komme wieder mal aus dem Grinsen nicht heraus und muss mich fast gewaltsam loesen. Ich moechte raufen mit der Katze, jagen gehen. Das war bis vor ein paar Monaten noch moeglich, sagt ihr Betreuer. Aber jetzt will sie weglaufen, unabhaengig sein und kommt nicht mehr freiwillig zurueck, wenn sie etwas erjagd hat. Ich erinnere mich an die Fotos im “Stern”, von einem vierjaehrigen, franzoesischen Maedchen, dass in Afrika aufwuchs und zwischen den Pfoten eines Leoparden schlief.

Wir muessen zu Fuss zurueckgehen, denn die drei, vier Autos, die vorbeikommen, halten nicht an. Herzlichen Glueckwunsch! Ein Zwei-Stunden-Fussmarsch durch die Mittagshitze fuehrt uns ins Camp zurueck. Neben dem Weg drehen wir fleissig Steine um, ich hoffe auf einen spektakulaeren Fund und der gelingt auch, nachdem wir mehrere

Skorpione und Riesentausendfuessler (die tatsaechlich nur etwa 100 Fuesse haben) gefunden haben: Eine Vogelspinne, die ihr Gelege bewacht, daumengross, droht uns mit aufgerichteten Vorderbeinen und Fuehlern. Wie ausnahmslos alle Vogelspinnen auf der Welt, ist sie, trotz gegenteiligem Ruf auch hier in Afrika, harmlos, und die Bisse der groessten Exemplare reichen gerade mal zu einer Roetung und Schwellung der Haut, wie nach einem Bienenstich.

Und eine skurile Gottesanbeterin fliegt auf, gut 12 Zentimeter gross, eine Gestalt wie aus einem Alien-Horrorfilm, duenn wie ein Grashalm und das ist auch ihre Tarnung, Camouflage. So wird diese Heuschrecke nicht von ihren Opfern, Insekten und kleinere Heuschrecken, gesehen und bleibt auch fuer ihre Feinde, z.B. Voegel, unsichtbar.

Auf den letzten Metern ins Camp laufen uns Guenter-Dik-Diks ueber den Weg, paarweise lebende Zwergantilopen und eine Schule von praechtigen Perlhuehnern und als spaeter die Sonne untergeht, kreisen Fledermaeuse um mein Zelt.

geschrieben am 13.7. in Maralal


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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