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Reisetagebuch

7/7/2004   Ol Ari Nyiro Ranch

Bueffel um mein Zelt

Eine Nacht in einem Reservat

(Harald) Fruehstueck : in Milch gekochter Reis mit braunem Zucker- koestlich. Der Torwaechter hat ihm Nu aus den Ascheresten des Nachtfeuers ein neues entfacht und ich gebe ihm ab. Im Rucksack entdecke ich noch eine Dose Thunfisch, die ich mit der Spitze meines Messers leere.

In einem Huettendorf hinter der Ranch kaufe ich Tomaten, Zwiebeln, nahezu geschmacklose Kekse (englisches Rezept), Reis und Zucker.

Ich frage den Manager, als er zwischendurch in die Rezeption kommt, ob ich mit raus zu den Loewen fahren kann. Morgens ist er ohne anzuhalten oder zu gruessen am Zelt vorbeigefahren. Wir Weisse sind wahrscheinlich die asozialsten Menschen der Welt, denn wir brauchen uns nicht mehr gegenseitig- glauben wir jedenfalls irgendwie.

Jedenfalls gibt es nichts zu essen, keinen Tee, kein freundliches Wort, kein Interesse. Der Mann heisst Claus Mortensen und meint, er wuerde vielleicht nachmittags rausfahren. Vielleicht auch nicht. Danke. Wehmuetig erinnere ich der Gastfreundschaft der Syrer und Nubier.

Als er spaeter wieder erneut an mir vorbeifaehrt, ist mir klar, dass ich hier lange warten kann.

Also fahre ich weiter, beige auf die Nebenstrecke ab, weil ich die Autorin Kuki Gallmann besuchen meochte. Ihre Buch “Ich traeumte von Afrika” ist verfilmt worden und schon in Nanyuki hat man von ihr erzaehlt.

Immer am Zaun der riesigen Mugie-Ranch entlang geht es, dann an einem kleinen Dorf und einer Schule vorbei, schliesslich derart ueber Stock und Stein, dass ich glaube mich verfahren zu haben. Keinerlei Autoreifenspuren mehr- ich fahre zurueck, frage einen Waechter im aeussersten Winkel der Ranch, der ruft per Funk Mortensen. Doch, der Weg ist richtig. Also wieder weiter, schliesslich schiebend, die letzten Regenfaelle haben Graeben ausgewaschen, Steine freigelegt.

Ploetzlich stehe ich vor einem Zauntor, verrostet, im Nirgendwo. Rufe, schreie, niemand da. Und jetzt? Schliesslich taucht ein junger Kerl auf: “Karibu sana!” (Herzlich willkommen) sagt er und oeffnet, nachdem er im Laufschritt den Schluessel geholt hat. Er ist Kikuyu, weitab der Heimat und sein Freund Peter, ein Meru, serviert mir rote Bohnen und Tee, denn ich muss auf einen Wagen warten, weil Frau Gallmann einem Radfahrer nicht erlaubt, mitten durch die Loewen, Elefanten und vielen Bueffel zu radeln. Mir schwant, dass dies keine normale Ranch ist, denn die drei Jungs, die jetzt eintreffen, sehen wie Parkranger aus und tragen Aufsticker am Oberarm: Gallmann Foundation.

Andy, der Manager der Farm, kommt nach drei Stunden. Ein Enddreissiger, wettergegerbt, sieht wie ein Italiener aus, stammt aber aus Simbabwe, lebte 22 Jahre in England und sein Herz treib ihn zurueck nach Afrika, nachdem er geschieden wurde und vier Kinder verlassen musste. Seine Scheidung sei der Grund dafuer, warum er so gluecklich ausaehe, meint er. Auch ne Sichtweise.

Ueber das Walki-Talki hoere ich Frau Gallmann sagen, dass sie wohl keine Zeit fuer mich haben werde, es sei eine Schulklasse aus Hong Kong da und andere Touristen.

Die Fahrt fuehrt am endlos scheinenden, elektrischen Zaun der Ranch entlang, eine Bueffelkuh mit Kalb steht im Weg, weicht widerwillig in die Buesche aus, dreht sich aber herausfordernd wieder um und schnauft. Diese Waldbueffel sind kleiner als ihre naechsten Verwandten, die Wasserbueffel, aber trotzdem gewaltige Tiere, Schwarz-braun, mit breitem, dickem Gehoern und muskelbepackt, hunderte Kilos schwer wie spanische Kampfstiere.

Die Farm ist riesig, nach 20 Minuten Fahrt sind wir gerade mal im Zentrum. Neben einer Graslandebahn – ein abgewracktes Flugzeug ist zu sehen- steht hier, fast unsichtbar, weil von grossen Baeumen und dichtem Gebuesch umgeben, Kuki Gallmanns Privathaus, das Herz der Ranch. Und etwas weiter ein Besucherzentrum und eine Reihe von grossen, auffaelligen Holzbauten. Andy sagt, dass seien die Zelte, ich grinse und denke, er macht Witze, aber tatsaechlich, unter den Holzkonstruktionen stehen gruene Zelte, die als Lodges aufgebaut sind, samt Baderaum mit heissem Wasser und Teppichen. Endlich bekomme ich Auskunft auf meine schon mehrmals gestellte Frage, ob das Verweilen im Gelaende etwas kostet: 30 Dollar pro Tag. Schock, mir weicht wohl die Farbe aus dem Gesicht. Andy laechelt und sagt, er sei selbst mal Low-Budget-Reisender gewesen und wisse, wie das ist, er uebernehme fuer eine Nacht die sog. Parkgebuehr. Ich bin sprachlos.

Vor der 10er-Reihe der Zeltlodges breitet sich eine Ebene aus, ein paar niedrige Buesche, ein toller Blick, Stille. Aber Andy warnt mich, mein Zelt nicht zwischen den Lodges aufzubauen, denn nachts kommen Bueffel und manchmal Elefanten und dann sollte ich nicht im Wege sein, nicht zu vergessen die Loewen.

Als ich aufbaue, grasen hinter mir, nur 50 m entfernt, Impalas, Warzenschweine sind zu sehen, Dik-Diks, Hasen, Frankolinhuehnchen, Stoerche. Himmel, was fuer ein Plaetzchen!

Ich dusche in einem kleinen Palisadenbau, der Wind laesst mich frieren. Termiten fressen deutlich hoerbar unter der Oberflaeche der Staebe.

Am Dinner nehme ich nicht teil, denn es ist von 1000 Schillingen die Rede. In der Nacht kommen die Bueffel, drei Meter neben meinem Zelt stapfen sie bodenerschuetternd vorbei, grunzen. Als ich sie im Schein meiner Taschenlampe anschaue, gluehen mich dutzende Augenpaare an, die Tiere fixieren mich aus 10 Metern Entfernung, ihr Mampfen klingt wie ueber ein Mikrofon verstaerktes Nuessekauen. Zweimal hoere ich das kurze Roehren von Loewen, etwa 200 Meter entfernt.

Die Nacht ist feucht, kuehl, ich schlafe wieder in der Kleidung. Dann beginnt es zu regnen, heftig prasselt es auf die Zeltplane, Blitze zucken.

geschrieben am 14.7. in Maralal


 

 

 

 

 

 

 


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