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7/25/2004 Kenia / Baragoi
Traumbilder
Maerchen eines Ausgebleichten.
(Harald) Ich bin schon um 4 Uhr wach und warte auf die Morgendaemmerung. Vor mir liegen diverse Besorgungen, bevor ich die letzten zwei Etappen zum sagenhaften Turkanasee in Angriff nehme. Im Restaurant haengen die ueberall in Kenia und z.T. auch Aethiopien und Aegypten praesenten ueberbunten Poster, die idealisierte Szenen zeigen: Fotos von dicken Kindern, Buben mit langen Locken und roten Lippen wie fruehreife Maedchen, "Traumhaeuser" in Deutschland, echte Kitschbauten, Wasserfaelle in dazugescribbelten Blumenmeeren, Fruechtekoerbe, alles in Karachi, Pakistan gedruckt. Hier ist es eine niederlaendische Muehle und eine deutsche Burg am Rhein. Die dicke Wirtin weiss nicht, wo es diese Dinge auf der Welt gibt. "Eine Burg? Was ist das?" fragt sie. Als ich ihr erzaehle, dass dieses seltsame Gebaeude sehr gross sei, Mauern habe, die dicker seien, als ihr Haus breit ist, auf einem Berg stehe und etwa 800 Jahre alt sei, lacht sie: "Son Bloedsinn!" steht in Ihrem Gesicht geschrieben. Und ich erzaehle ihr, dass wir Regen das ganze Jahr ueber haben, und Wald und gruene Wiesen ueberall, von Norden nach Sueden, dass die Baeche nie versiegen, dass in Polen im Winter mancherorts Schnee liegt, so hoch wie ihr Haus, und das man in Holland und Venedig mit Booten von Haus zu Haus fahren kann, da lacht sie noch mehr ueber den fantasiereichen Musungu. Man liebt hier gut erzaehlte Maerchen. Im Fernsehen sehe ich die internationalen Leichtathletikmeisterschaften und zum ersten Mal die Klassifizierung in USA, Commenwealth und Europa. Als beim Langlauf ein Kenianer das Feld von hinten aufrollt und siegt, schreit und klatscht es um mich herum. "Hey Mann, Mr. Park- was glaubense denn, wer zuerst auf diesem Planeten war- wir oder diese ausgebleichten Kelten?" Johnson zu Mungo Park in : "Wassermusik" von T.C. Boyle geschrieben am 13.8. in Nairobi
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