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Reisetagebuch

8/5/2004   Kenia / Baragoi

Schoene Fahrt auf einem Seelenverkaeufer

Freud und Leid so nah beieinander

(Harald) Bei Tagesanbruch verlade ich mein Gepaeck in ein Taxi und hieve mein Rad aufs Dach. Dort ist es, auf mehrere Saecke mit Fisch vom Turkanasee gebunden, weich gelagert.

Drinnen zwei sich gegenueberstehende Baenke, ungepolstert, im Ruecken Metallwinkel, die einem bei den heftigen Schaukelbewegungen das Kreuz brechen. Das Dach ist nicht weit von der Schaedelbasis entfernt und bei manchem Huepfer krachen nicht nur die ausgeleierten Stossdaempfer. Die Tuer laesst sich nicht schliessen, so dass der Kassioerer diese staendig festhalten muss, der Auspuff ist gebrochen und der Motor hat erhebliche Verdauungsprobleme. Infolgedessen zieht ein steter Strom aus Abgasen und unverbranntem Benzin in den Fahrgastraum, dass uns Passagieren alsbald schlecht wird, Kopfschmerzen, Uebelkeit, das volle Spektrum. Ein echter Seelenverkaeufer dieser Schrotthaufen, mehrmals muss gehalten werden, um den Motor zu kuehlen. Wir hocken benommen am Boden, wappnen uns fuer die naechste Schnueffelrunde, wie der Kassierer, der jeden Tag hier hinten sitzt, das aushaelt, weiss der Teufel.

Beim naechsten Halt in der Huegellandschaft reicht es mir. Ich klettere einfach aufs Dach und setze mich, die Fuesse vor die Windschutzscheibe baumeln lassend, einfach auf die gewoelbte Dachkante. Der Kassierer findet das ganz o.k. und durch diesen einfachen Entschluss wird aus einer der schlimmsten Autofahrten meines Lebens eine meiner schoensten. Hier oben weht mir frischer Wind um die Nase, eine schoene Aussicht bietet sich, ich fuehle mich wie ein Lausbub, der ungestraft etwas herrlich Verbotenes machen darf.

Die Fahrt nach Baragoi vergeht dann wie im Flug und ich checke wieder im Morning Star Hotel ein, das gleiche Zimmer, auch die Bienen im Dach sind noch da und abends gehe ich ins Videokino, wo eine Sportuebertragung geboten wird.

Im Restaurant gehen Moran mit deutschen G-3-Gewehren ein und aus. Man bestaetigt mir das Geruecht, dass Viehdiebe vor zwei Tagen zwei Samburu-Moran erschossen haben, Turkanas oder Pokot seien es, das wisse keiner so genau.

Das wird Padre Aldo und sein Friedensfest nicht unberuehrt lassen. Es ist halt ein beschwerlicher Weg bis zum echten Frieden.

Roberto Salsa und seine Truppe sind mir erneut ein paar Stunden voraus und bereits mit ihren Packeseln auf dem Weg nach Morijo.

geschrieben am 18.8. in Nairobio


 

 


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