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Reisetagebuch

8/6/2004   Kenia / Morijo

Roberto Salsa

Wie zu Hause

(Harald) Von Baragoi aus verkehren regelmaessig Matatus nach Maralal und ich nehme den fruehesten. Die junge Truppe des Morning Star Hotels ist eine echte Gaunertruppe. Der juengste Spross hat die Taschen meiner Waesche umgekrempelt, um Geld zu suchen, wie ich unschwer sehen kann und als ich die vier viel zu jungen Leute damit konfrontiere, zeigt mir der Junge auch noch einen Vogel. Ich laufe runter vom Dach und werde handgreiflich. Als ich jetzt die Uebernachtung bezahle, kommt einer der aelteren Brueder, ca. 16 Jahre alt, erst nicht mit dem Wechselgeld wieder, als ich ungeduldig werde, weil der Bus ja gleich abfaehrt, gibt er mir zuwenig wieder. Als ich den Rest verlange, laesst er sich wieder nicht blicken, spielt auf Zeit. Die Schwester, ca. 14-15 Jahre alt, beobachtet mich von der Tuere genau und als ich auf sie zugehe, verschwindet sie fluechtend im Hotel. Jetzt reicht mir das Spiel, ich gehe ins Hotel zurueck und der Bruder gibt mir Kleingeld- wieder zuwenig. Jovial meint er achselzuckend, ich solle zufrieden sein. Haette ich mehr Zeit und Lust, ich wuerde jetzt richtig loslegen, aber ich will nur noch weg. Manchmal habe ich es bis hier oben, Kenia geht mir dann ganz gewaltig auf den Geist.

Die Fahrt wird nur durch kurze Pinkelpausen unterbrochen, bis zum Anstieg zur Marti-Ebene, wo mehrere Aeltere der Samburus den Bus anhalten und etwas aufgeregt von verdaechtigen Leuten berichten, die sie in der Frueh im Tal gesehen haben. Gestenreich wird deren Weg und wahrscheinlicher Aufenthaltsort beschrieben. Angesichts des neuerlichen blutigen Zwischenfalls ist das Misstrauen der Leute verstaendlich.

Nach 10 Minuten kommt uns ein grosser 4x4 voller gewehrbewaffneter Polizisten entgegen, die den Schilderungen aufmerksam zuhoeren und dann ihre Gewehre durchladen, als sei der Feind in Schussweite. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich das fuer uebertrieben, ein paar Tage spaeter werde ich eines besseren belehrt.

In Marti Zwischenstopp vor dem Polizeikommando. Auch hier Aufregung: ja, es stimmt, es gab Tote und seit Tagen kaempft die Polizei mit den Viehdieben. Pokot aus dem Westen seien es, die sich erst Richtung Turkanaland bewegt haetten, um eine falsche Faehrte zu legen.

Dann erreichen wir Morijo, ich radle zur Mission hoch. Padre Aldo ist nicht da, aber im Hof begruesst mich freundlich ein Italiener und- endlich!- es ist Roberto Salsa. ich kann meine Freude nicht verbergen und so grinsen wir beide wie alte Freunde. Seine Frau ist da, siwie zwei junge Maenner und drei Stundentinnen, Italiener allesamt. Roberto ist ca. 60, ein braungebrannter, gelassener Charkter, ein gebohrener Redner und Lehrer, der vor Wissen nur so uebersprudelt, fuer mich ein idealer Gespraechspartner. Ich sauge seine unkonventionellen Ansichten auf, lausche seinen Anekdoten und Erlebnisberichten.

Ich bekomme ein Zimmer im Dispensarium, der ehemaligen Krankenstation und am Abend trifft Aldo ein, zerstreut, fahrig, freundlich laechelnd und gastfreundlich: Freunde von Roberto sind meine Freunde sagt er, offensichtlich in der Annahme, das die vertraute Stimmung zwischen Roberto und mir eine laengere Bekanntschaft signalisiert.

Aldo ist so aufgeregt, weil morgen das grosse Friedensfest stattfindet, dessentwegen ich diesen Zeitpunkt hierher zu kommen, abgepasst habe.

Die jungen Leute sind alle natuerliche Menschen, offen, freundlich, unkompliziert, wir sitzen zusammen wie eine Familie, ich fuehle mich wohl, trotz kleinerer Sprachprobleme.

geschrieben am 18.8.2004


 


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