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Reisetagebuch

9/11/2004   Kenia / Lokologo

Menya nkai nka-kenya

Sambururaetsel

(Harald) Merayon muss zurueck, ihr Dienst beginnt am Montag in Nanyuki. Von dort wird sie mir Diafilme per Kurier zukommen lassen.

Um Abschied zu nehmen, kommen eine Menge Leute am Morgen, Giguyu ist kurz nach sechs Uhr die Erste. So dauert es eine Weile, bis wir uns zur Strasse aufmachen koennen, um dann dort aber feststellen zu muessen, dass heute noch kein Lori vorbeigekommen ist. Und so sitzen wir stundenlang herum, am Mittag gebe ich das Warten auf und gehe zur Manyatta zurueck. Merayon sehe ich auf meinem Rueckweg in Nanyuki ja wieder. Spaeter erfahre ich, dass erst am Abend ein LKW vorbeikam und die Passagiere dann in Merille unter dem Truck im Sand geschlafen haben. Hey man, thats Africa!

Jetzt, bar einer Uebersetzerin, ist Leudschis rudimentaeres Englisch meine einzige Komunikationsmoeglichkeit mit den Leuten. Leudschi ist der juengste Sohn von De-Re, der Beschneiderin, die ich auf 65-70 Jahre schaetze, was bedeutet, dass die Frau mit 45-50 Jahren noch ein Kind bekommen hat.

Schoenster Moment des Tages: Ich sitze frischgewaschen im Kikoy auf meinen Stein vor der Huette (rechts vom Eingang, wie es sich gehoert fuer einen Mann) und empfange Besuche. De-Re kommt, einer der vielen Brueder Merayons, Cousins, Isiolo samt ihrer Kinder; Isiolo ist 28, ihre Tochter Deressina ist 11, Lula 6 (ihr Name erinnert mich an den antiken Ort Malula in Syrien), Jose 4, Sally 2 und das Baby hoert auf den zauberhaften Namen Melody, ein drei Monate altes Wuermchen. Isiolo ist eine grosse, schoene Rendille mit tiefschwarzer Haut und leuchtenden Zaehnen, ihr Mann arbeitet in Kisumu, aber ich habe auch Geruechte gehoert, dass er dort mit einer juengeren Frau fuer weitere Nachkommenschaft sorgt.

Nebenan singt Merayons Grossmutter Kumbo-Ja mit zittriger Gresienstimme ein uraltes Kinderlied und gerade dies beruehrt wohl die Kinder und auch mich.

In Maralal habe ich in der Mission ein Buch ueber die Samburus gekauft und daraus lese ich- in Samburu-Sprache, wohlgemerkt- den Kindern Raetsel vor. Deressina "uebersetzt" mein Sprachgeschnipsel den kleineren Kindern, alsbald bin ich umringt von ihnen, sie sitzen um meine Beine, auf meinen Fuessen, spielen gedankenverloren mit meinen Zehen, wir sind ganz eng beieinander in der mondlosen Nacht, nur meine Taschenlampe reflektiert ein wenig Licht. Die Kinder hoeren staunend ihre Sprache aus meinem Mund, lachen und freuen sich. Deressina erraet so manches Raetsel, deren Sinn unsereins voellig verschlossen bliebe.

Ein Beispiel: Dein Vater schlaeft in seinen Schuhen.

Loesung: Damit sind Eselshufe gemeint.

Oder auch: Einen Huegel besteigen.

Loesung: Ein Bulle besteigt eine Kuh.

Oder: Verbunden, aber nicht verwundet.

Loesung: eine Umhaengetasche.

Aber wie auch bei uns sagen die Samburus: Menya nkai nka-kenya. Meint: Eile hat keinen Segen.

geschrieben am 10.10. in Arusha


 


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