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Reisetagebuch

9/21/2004   Kenia / Nanyuki

Die schoenste Nachricht

Ein Brief aus Italien

(Harald) Als ich heute im Netcafe meine Mails checke, ist eine Mail dabei, die am 18.9. versendet wurde.

Die Mail erreicht mich aus Italien: Betelehem und Eyerusalem, die beiden Waisenmaedchen aus Bahir Dahr, die ich einer italienischen Adoptionsvermittlung in Addis Abeba anvertraut hatte, sind in Italien bei neuen Eltern!

Den Brief der Adoptiveltern koennt ihr nachfolgend lesen:

Lieber Harald,

ich heiße Corrado und bin der italienische Papa von Betelehem und Eyerusalem, die Mamma heißt Maria und wir wohnen in der Nähe von Venedig.

Ich schreibe Dir wie man einem Verwandten schreiben würde, der der Familie sehr geholfen hat und es ist auch tatsächlich so gewesen.

Wir haben vor zwei Jahren entschlossen, äthiopische Kinder zu adoptieren; normalerweise ist die Bürokratie etwas schneller, aber die äthiopische Regierung hat für einige Monate sämtliche internationale Adoptionen blockiert und deshalb mussten wir länger warten als sonst. Wie dem auch sei, Ende Februar d. J. erfahren wir, dass wir zwei Mädchen im Alter von 5 und 8 Jahren adoptieren können. Am 19. März haben wir ihre Namen erfahren (in Italien ist an diesem Tag Vatertag!!!) Und nun möchte ich Dir erzählen wie es weitergegangen ist, genauso wie Du es in Deinem Reisetagebuch gemacht hast:

Am 20. August sind wir los, Abflug Venedig Endziel Addis Abeba und nach einer unheimlich langen Reise sind wir mitten in der Nacht in dem Heim „Madonna della Vita“ angekommen. Herr Hailu hat uns sofort in den Schlafraum geführt, wo Betelehem und Eyerusalem zusammen mit anderen Kindern auf einem Bettchen schliefen.

Die beiden sind aus dem Schlaf aufgefahren und ich weiß nicht wie, aber unter den anderen sieben Adoptiveltern, mit denen wir die Reise unternommen haben, haben sie uns sofort erkannt und uns ganz fest umarmt. Es war unglaublich.

Wir haben sie ein bisschen gewaschen und Frisches angezogen, dann haben wir uns in unser Zimmer, das sie uns zugewiesen haben, zurückgezogen.

Am zweiten Tag haben uns die Mädchen Deinen Brief und die Fotos gegeben: es war für uns sehr ergreifend, aber leider konnten wir Dich in Äthiopien nicht kontaktieren.

Wir sind 13 Tage im Heim geblieben und am 3. September sind wir endlich nach Italien zurück( es war eiskalt und hat die ganze Zeit geregnet!).

In Italien haben wir uns an Marias Bruder gewandt, er heißt Giuliano und seine Frau Annette (sie ist Deutsche). Dank ihrer Übersetzung konnten wir Dein Tagebuch im Internet lesen und so mehr Details über die Mädchen und ihr vorheriges Leben erfahren. Mit den Fotos und dem Tagebuch hast Du den Kindern und uns ein sehr wertvolles Geschenk gemacht. Sie besitzen nun, im Unterschied zu ALLEN anderen Kindern, ein Familienalbum und auch wir fühlen uns ihnen mehr verbunden, weil wir so viel über ihre Vergangenheit wissen. Das dürfen wir nur Dir verdanken, dass sie keine nebligen Erinnerungen von ihrer Vergangenheit haben, wie es vielen anderen geht und deren Eltern ihnen nicht dabei helfen können.

Maria und ich haben uns gefragt, wie wir den Brüdern helfen können. Es gibt Programme für die Adoption aus der Ferne und vielleicht mit Hilfe des italienischen Verantwortlichen des Hilfszentrums für Äthiopien (vielleicht auch mit Hilfe Mikes) wird es möglich sein, etwas für sie zu tun. Übrigens, wir hätten gern gewusst, ob Dir Mike noch Notizen über sie zukommen lässt.

Im Moment haben wir den Kindern noch nichts von Deinem Reportage gesagt und ihnen auch die Fotos des Reisetagebuchs noch nicht gezeigt. Es ist ein heikler Moment und wir möchten keine unnötige Unruhen und Sehnsüchte aufkommen lassen: sie sind sehr sensibel, wie Du sicher noch weißt.

Manchmal sprechen die Mädchen über ihre äthiopische Familie und ihr Häuschen, natürlich können sie noch nicht gut Italienisch, aber sie haben uns ihre Wohnung beschrieben und eben heute, als wir mit dem Rad unterwegs waren, haben sie uns zu verstehen gegeben, dass der ältere Bruder ganz gut Rad fahren kann. Er ist „bravo, bravo bravissimo“ und so habe ich ihnen gesagt, dass wir ihnen eventuell ein Rad mitbringen, wenn sie etwas älter sind und wir wieder nach Äthiopien fliegen. Ich weiß natürlich nicht, ob das je möglich sein wird, aber ich habe gespürt, dass allein der Gedanke den Mädchen gut getan hat, und die Hoffnung tut auch uns gut. Die Kinder sind sehr intelligent und haben ein großes Verantwortungsbewusstsein, sie lernen unsere Sprache mit unglaublicher Geschwindigkeit, sie sind wie Schwämme! Sie möchten immer am Telefon antworten und manchmal ist es ein Problem, wenn man uns anruft, wir kommen nicht mehr zum Reden!

Was die anderen Kinder im Heim betrifft, soviel wir wissen, werden alle adoptiert; sicher ist, dass alle Kinder aus Bahir Dahr adoptiert worden sind: vier von ihnen leben nur wenige Kilometer von hier entfernt und andere werden noch dazukommen.

Betelehem und Eyeruselem haben dort mit sieben Kindern Freundschaft geschlossen und sie werden früher oder später nach Italien kommen. Wir haben ihnen unsere Adresse hinterlassen, so können sie sich wieder sehen.

Soviel wir verstanden haben, endet Deine Reise bald. Wir hoffen, dass Du, sobald Du Dich ein bisschen erholt hast, uns besuchen kannst. Bis dahin haben sich die Kinder sicher eingewöhnt. In der Zwischenzeit, wenn Du willst, können wir Dir weiterhin von ihnen erzählen und Dir auch ein paar Fotos schicken. Zum Glück haben wir die Annette (sie kommt aus Bayern); sie kann uns alles übersetzen und Dir auf Deutsch schreiben (unglaublich, nicht wahr?) Dieser Brief wird Dir (übersetzt) von der Mailbox meines Schwagers geschickt. Antworte ihm ruhig und er wird mir Deinen Brief übersetzt schicken.

Wir grüßen und umarmen Dich ganz herzlich und vielen, vielen Dank für alles was Du für uns getan hast.

Corrado Maria Betelehem und Eyerusalem (Giuliano und Annette, Onkel und Tante)

P.S: Wir sind sehr neugierig, den Video zu sehen, den Du für uns gedreht hast…

geschrieben am 12.10. in Arusha


 


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