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Reisetagebuch

10/3/2004   Kenia / Nairobi

Huuu-iiiii!

Abschied von Merayon

(Harald) Sonntag. Weit weg von hier: Tag der Deutschen Einheit.

Duschen mittels einer schwarzen Plastikschuessl, es gibt seit Tagen kein Wasser aus den Haehnen, nur aus dem Feuerloeschtank auf dem Dach.

Merayon ist wie verabredet fuers Wochende gekommen, Max ist in Nanyuki geblieben, Job bei ihren Verwandten hier in der Stadt, wir haben also Zeit. Eine ihrer Verwandten, eine 21-jaehrige Studentin namens Asaaska, ist dabei, auch eine Rendille, aber mit Baseballkappe und einem Handy kleiner als eine Streichholzschachtel. Ihre Gestik verraet aber die Nomadin, das Wedeln der Haende, die Zeichen fuer "Ende", "voellig" z.B. und die Ausrufe: "Huuu-iiiii!"

Merayon kommt um "Guten Morgen" zu wuenschen. "Wie hast du geschlafen Harry? Wie war deine Nacht?" Warme Freundlichkeit, ihre langsame, fast traege Stimme:"Ich vermisse dich Harry." Aber ich bin doch noch da. "Ich werde deine Spaesse richtig vermissen." Na, da ist mir mein Humor wohl doch noch nicht gaenzlich abhanden gekommen.

Wir nehmen ein spaetes Fruehstueck aus Szamosas, Kuchen, Milchkaffee.

Ich zeige den Frauen meine Webseite, den Eintrag vom 1.9., ich will, dass Merayon sieht, dass es die Muehe wert war. "You really tried Harry", sagt sie, angesichts der vielen Dinge, die ich gekauft habe und des Geschriebenen.

12.10 Uhr, Stanley Hotel, Luxus pur.

Am Nebenkaffeetisch sitzen Somalis und Yemeniten. Cappuchino wie beim Italiener zu Hause fuer 1,40 Euro die Tasse.

Die Verabredung, eine Anwaeltin, die fuer US-Aid arbeitet, kommt eine Stunde zu spaet. Die Frau ist kurzhaarig, selbstbewusst, humorvoll. Ihr Job hat sie gelehrt, nur wenig von Menschen zu erwarten, aber trotzdem nicht enttaeuscht zu sein.

Wir gehen ins Chicken Inn. Pizza Mediterran, Cola. Merayon bespricht hernach auf der Strasse mit der Anwaeltin ihre Scheidung von Max Vater. Abschied von der Anwaeltin, 100 m weiter Abschied von Asaaska.

Merayon sagt, sie nimmt das Leben wie es kommt- eine Kunst, die ich nicht gelernt habe. Und trotzdem- im Hotel zittert Merayon, weint. Wir mailen, versprochen.

Ich will Merayon zur Matatu-Haltestelle bringen, aber mein Hals ist wie zugeschnuert. Ich bin beim Begruessen besser als beim Abschied, das will ich stets schnell hinter mich bringen, am liebsten verschwinde ich durch die Hintertuere.

Dunkle Wolken trueben den Himmel seit dem Morgen, aber es regnet nicht, keinen Tropfen.

Ich entscheide, dass ich lieber hier Abschied nehme, in mir vermischen sich die Abschiede zu sehr. Der letzte Moment, letzter Blick aus dem Fenster, da geht Merayon, schaut nochmal herauf, wir winken. Ich bin das Abschiednehmen wirklich satt.

Wenn es doch endlich regnen wuerde.

geschrieben am 15.10. in Arusha


 


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