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Reisetagebuch

10/7/2004   Tansania / Oldanyo Sambu

Ungeduscht sollst du nicht schlafen gehen

Ich bin ein "Baba"

(Harald) Bis ich mein Fruehstueck habe, vergeht wieder eine Weile und so komme ich erst spaet auf die Strasse.

Ich erreiche mittags die Grenze. Ausreisestempel, Visum kaufen. Statt, wie bis zum 20.9., kostet das jetzt 50 USD- mein liebes Geld...

Kurz hinter der Grenze bietet sich mir dann ein toller Ausblick: Linker Hand sehe ich die Haenge des gigantischen Kilimandscharo und beim genauen Hinschauen erkenne ich zwischen den weissen Cumuluswolken die schneebedeckte Spitze des Vulkankegels.

Es beginnt zu regnen, die Kleine Regenzeit soll zwar erst im November beginnen, aber der Himmel ist schon seit Tagen dicht bewoelkt.

Unter einer Akazie versuche ich Schutz zu suchen, aber die lichte Krone ergibt kein Regendach, so dass ich die Zeltunterplane ueber mich und das Gepaeck ausbreite und eine Stunde abwarte, bis nur noch ein feiner Spruehregen faellt und ich weiterfahren kann.

Vor mir liegt der Mount Meru, Wolkenfetzen umhuellen auch seine kahle Spitze. Der Berg scheint so nah, aber ich fahre den ganzen Tag lang, bis ich ihn nahezu halb umrundet habe, immer wieder Blicke auf die Baumgrenze werfend, wo Oliver und ich vor vier Monaten campiert haben.

Am Ende, nach ca. 100 km Fahrt, die vorwiegend bergauf ging, bin ich so muede, dass ich drei Kilometer schiebe. Ich erreiche einen kleinen Ort, aber das angebotene Zimmer fuer 1 EU mit vorgelagerter Bar ist mir dann doch zu laut.

Ich habe gerade beschlossen, mir mit der Taschenlampe hinter dem Ort einen ruhigen Lagerplatz zu suchen, als mich ein Mann anspricht, der vorschlaegt, ich solle doch zur Mission gehen. Er fuehrt mich dorthin, wofuer ich ihm 1 EU gebe.

Der junge Tansanier, der mich auf dem grossen Gelaende begruesst, ist ein evangelisch-luthrischer "Father". Er sagt, ich koenne kostenlos uebernachten und zeigt mir ein grosses Zimmer, dann den Speisesaal. Hier schauen mich 120 Augenpaare an, als ich den neonbeleuchteten Raum betrete. Es sind Seminaristen, die den schon reichlichen Bestand an Geistlichen in Tansania aufstocken werden. "Dschambo!""Musuri sana, karibu!" Ansonsten nennen mich die Jungs "Baba", was soviel wie "Papa" oder "Vater" bedeutet, eine respektvolle, freundlich gemeinte Zuordnung zu dieser Altersklasse.

Ich sitze am Lehrertisch, es gibt Karanga (gekochtes Ziegenfleisch) mit Reis, dass Fleisch wimmelt von Speiseroehren- und Magenstuecken, Knorpel und Knochensplittern wie ein Gefaengnisessen. Echt afrikanisch eben.

Auf die versprochene, warme Dusche, fuer die man mir Wasser aufwaermen wollte, warte ich zwar eine halbe Stunde, aber dann kommt ein Seminarist und sagt, jetzt sei es zu spaet zum Duschen.

Wie hiess das doch gleich: "Ungeduscht solls du nicht schlafen gehen?" Oder wars doch eher"ungekuesst?"

geschrieben am 16.10. in Arusha


 


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