10/9/2004 Tansania / Arusha
Nachruf auf ein Hundeleben
Kari ist tot
(Harald) Der oertliche Imam uebertraegt um 5 Uhr seine ganze Predigt ueber Megaphon. Tansania wird das letzte Land meiner Route sein, in dem es in nennenswertem Umfang Moscheen gibt. Den Tag verbringe ich komplett im Netcafe, dass sich ob seiner guten Backwaren treffend "The Patisserie" nennt. Hier erreicht mich eine Mail von Renata, die mir mitteilt, unser Hund Kari sei in Polen an einer Vergiftung gestorben. Waehrend wir auf Reisen gingen, ging das Leben zu Hause weiter, dass Sterben auch. Die Nachricht, unser pechschwarzer Kater sei vergiftet, erreichte uns ueber Handy in Ungarn. Als dann die ebenso schwarze Huendin Kari nahe Anamur in der Suedtuerkei auftauchte und uns partout folgen wollte, dachte der Mystiker in mir, dass da ein Schicksal seinen Lauf nahm. Eine der grossen Freuden, die ich bei Rueckkehr nach Deutschland vor mir sah, war das Wiedersehen mit Kari. Aber so wird sie mir lebendig und froehlich in Erinnerung bleiben. Der perfekte Hund, eine Seele mit bedingungsloser Liebe zu uns. Ihre Augen schauten so oft tief in meine, fragend: was willst du, das ich tue? Ist alles o.k.? Und ich werde die wehenden Lefzen nicht vergessen, wenn sie mit einem unglaublichen Tempo ueber die Felder flog, ihre Zeit, ihr Glueck in vollen Zuegen geniessend. Es war nur dieser eine Hund unter tausenden, die wir unterwegs gesehen haben, der uns folgen wollte, das ist nie mehr nachher geschehen. Als wir sie fanden, war sie juenger als ein Jahr. Zuletzt lebte sie in Lodz, Polen, bei Renatas Mutter, wo sie einen Viererwurf Junge zur Welt brachte. Kari waere ein Stueck Verbindung zwischen der Reise und der Heimat gewesen: der Hund aus der Tuerkei, der aus eigenem Entschluss tausende von Kilometern mit uns durch die Tuerkei (Kari in Ledermokassins, unvergesslich), Syrien (Kari im Schnee, in Homs und Damaskus), Jordanien (Kari laeuft 75 km an einem einzigen Tag), Israel (Kari in Jerusalem, der schoensten Stadt der Welt), Sinai (Kari toetet eine Ziege und besteigt dem Mount Sinai), Aegypten (Abschied im Flughafen Kairo). Sie war uns wie ein Kind, durch die Reise geboren. Sie ist nur etwa 3 Jahre alt geworden. Aber was fuer ein Hundeleben! geschrieben am 16.10. in Arusha
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