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Reisetagebuch

10/15/2004   Tansania / Arusha

Postraub

Satz mit "X"

(Harald) Morgens hoere ich im Nebenzimmer Deutsch und vor meinen schmalen Fensterschlitz stehen zwei Fahrraeder.

Schon auf der Strecke hatte ich von deutschen Radfahrern gehoert, die den Kilimandscharo besteigen wollen und mir einen Tag voraus waren. Und jetzt landen die ausgerechnet im Nebenzimmer meiner Lodge, wo es doch davon ueber 100 gibt.

Es regnet jeden Tag in Stroemen, die ganze Nacht trommelte es auf das Wellblech. Am Morgen stehen ueberall Pfuetzen.

Ich treffe das Paerchen aus Sachsen beim Fruehstueck. Sie wollen heute ihre Bergtour machen, in sechs Tagen auf den Kili. Der Spass kostet all inclusiv 700 Dollar pro Nase und die Strecke ist ein Schlammbad, oben faellt wahrscheinlich Schnee und die Temperaturen liegen bei ca. 15 Grad minus, habe ich mir sagen lassen. Von Vergnuegen kann da wohl kaum die Rede sein und wenn man dann bei solcher Bewoelkung noch nicht mal einen Rundblick hat, ist die Natur im Vegetationsguertel und die Gewissheit "es geschafft zu haben" das einzig Gute an der Sache.

Als die Deutschen aufbrechen, spricht mich vom Nebentisch ein franzoeisches Paar an, woraus sich ein sehr spannendes Mehrstundengespraech entwickelt.

Ich habe mich gestern abend von Karin verabschiedet, in der Annahme, ich wuerde morgen frueh abreisen. Aber ich kann meine Kamera nicht fuer einen fairen Preis ausloesen und vereinbare, bis morgen noch auf die ausgetauschten Ersatzteile aus Nairobi zu warten.

Karin hatte mich zu einer Safari mit Bekannten eingeladen, aber mein, wenn auch geringer, Kostenbeitrag wuerde meine Reisekasse weiter schmaelern und ich muss morgen meine Kamera abholen. Also sage ich schweren Herzens ab.

Ich schreibe Tagebuch im Netcafe.

Am Abend telefoniere ich mit meiner Mutter erfahre, dass das von Nairobi versendete Paket zwar angekommen ist, aber bis auf drei, vier unwichtigere Dinge komplett leergeraeumt war. Eine Katastrophe, denn der Inhalt ist unwiederbringlich, alles in Monaten Zusammengetragen fuer meine geplante Nomadenausstellung ist auf einen Schlag gestohlen.

Das Messer der Beschneiderin De-Re, der kostbare Festtagshalsschmuck aus Giraffenhaaren einer verheirateten Frau, das Signalhorn aus einem Kudugehoern, alle liebevoll ausgesuchten und restaurierten Kalebassen, Leudschis und Lerinntens Keulen und Kopfbaenkchen, all die Hals- und Armbaender, Ohrringe aus Perlen der Turkana, El Molo, Samburu und Rendille... alles weg. Auch Buecher, Karten und Notizen, Geschenke, alles hat der Dieb ausgeraeumt.

Die reinen Transport- und Einkaufkosten betragen ueber 350 Dollar, wobei ich viele Dinge nur deshalb ueberhaupt und so guenstig bekommen habe, weil ich mich persoenlich eingesetzt habe. Ich koennte sie selbst dann nicht mehr bekommen, wenn ich zurueckfuehre.

Da ich drei Pakete problemlos und schnell von Kenia aus verschickt hatte, hatte ich auf die Zuverlaessigkeit der Post vertraut und habe zusaetzlich das Paket bis Nairobi gefahren, anstatt es in Marsabit oder Nanyuki aufzugeben und dort habe ich es in die hochmoderne Hauptpost gebracht. Aber Diebstahl und Korruption sind wie ein Krebsgeschwuer ueberall in Kenia im System.

Die Post selbst ist nicht unschuldig an diesem Treiben, denn sie zwingt den Versender saemtlichen Inhalt auf einem Formular anzugeben, so dass der potentielle Dieb ganz bequem lesen kann, ob sich der Diebstahl lohnt.

Diese Leute muessen sich sehr sicher fuehlen und ich habe keinerlei Hoffnung, selbst wenn ich jetzt zurueck nach Nairobi fuehre, irgendetwas zurueckzubekommen, es sei denn in Eigeninitiative auf dem Massai-Touristenmarkt.

Aber was haette ich machen sollen? Ich hatte bereits 130 Euro fuer den Transport bezahlt und ein Paketservice haette nochmals 30-40 USD mehr gekostet.

Irgendwie bleibt mir wenig erspart.

geschrieben am 16.10. in Arusha


 


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