Reisetagebuch

10/22/2004   Tansania / Sigera

Lawrence von Arabien

Erinnerungen an Jordanien

(Harald) Abfahrt 7.45 Uhr, 42 km bis Korogwe, der naechsten Stadt. Wieder habe ich mehrere Male Mitfahrer auf rostigen, chinesischen Drahteseln, die meist auf der anderen Strassenseite, also dem Verkehr entgegenfahren. Das erscheint manchmal, wenn mich die Busse und LKW fast rammen, auch ratsam. Mehr als einmal fegen sie mich ins Gruen, manchmal auch absichtlich, als wollten sie mir klarmachen: die Strasse ist nur fuer Autos da!

Die zahlreichen Grossbusse, die von Nairobi, Arusha oder Mombasa kommen, sind die Schlimmsten, denn sie rasen mit ueber 120 kmh ueber die schmale Strasse, Fanfarengetoese von sich gebend, auch durch die Ortschaften, wer da nicht wegspringt, ist tot. Ich sehe auch Autos mit gebrochenen Chassis, LKW, deren Ladung derart einseitig verteilt oder hoch aufgetuermt ist, dass sie fast umkippen, sowie Wagen, die voellig verdreht auf den Achsen stehen- umglaubliche Szenen!

Mittags bin ich in Korogwe, es gibt Internet. Ich erhalte eine fantastische Nachricht von zu Hause: Nach langem Warten sind die 20 kg Kunstgewerbe, die ich vor 17 Tagen in Nairobi abgeschickt und bereits als gestohlen abgeschrieben hatte, doch angekommen! Hurrah! Heureka! Da ein Paket bisher stets nur drei Tage bis nach Hause gebraucht hat, ist da was faul gewesen- aber egal, Hauptsache meine geplante Ausstellung ist gerettet.

Ich fahre weiter nach Sigera, wo die Strasse nach Tanga an der Kueste abzweigt, ein Ort, umgeben von Sisalplantagen. Hier versuche ich vergeblich mit Valentine zu telefonieren, schliesslich ist es zu spaet zum Weiterfahren und ich baue mein Zelt auf einem schoenen Grasplatz hinter einem Hotel auf, kann duschen und essen und spaet in der Nacht schaue ich mir im aegyptischen Fernsehen Kanal 2 den Film "Lawrence von Arabien" an. Als die Aufnahmen von Wadi Rum kommen, bin ich voellig aus der Bahn, Erinnerungen, da waren wir, da habe ich gestanden, von dort ein Foto gemacht...Was fuer eine Natur!

Trotz meines Interesses: gegen 3 Uhr nachts fallen mir die Augen zu (Lawrence hat gerade Aqaba erobert) und ich krabble ins Zelt. Meine Luftmatratze reisst knisternd, zwei grosse Beulen breiten sich weiter aus und ich bezweifle, dass sie bis Kapstadt haelt.

geschrieben am 27.10. in Daressalam