10/26/2004 Tansania / Dar es Salaam
Fruehe Geschichte Tansanias
Von den ersten Menschen bis zu den Swahilis
(Harald) Am Morgen bin ich wieder bei der Buerofirma MFI, verbringe den halben Tag dort, um das Problem mit der Kamera zu loesen. Ich bestehe auf Rueckzahlung der 149 USD, die ich bezahlt habe, denn hier wochenlang auf die Reparatur zu warten, kommt nicht in Frage. Am Mittag erscheint ein Mitarbeiter von auswaerts und laesst sich die Geschichte nochmals von mir erzaehlen, nimmt die Kamera, verschwindet in einem Buero und kommt eine Viertelstunde spaeter wieder heraus- und die Kamera funktioniert! Er laechelt stolz, seine technische Erklaerung ist, ich wuerde die falschen Batterien verwenden, aber das ist natuerlich Unsinn, denn die haben es ein Jahr lang getan. Wie auch immer: es wird wieder Fotos fuers Tagebuch geben. Durch den gestrigen Austausch des Reifens, habe ich heute einen Platten und nachdem ich viermal dieselbe Stelle geflickt habe, wird mir klar, dass der Schlauch so alt ist, das der Kleber nicht mehr haftet. Der Schlauch ist ueberall mit Flicken uebersaet, der hat eine richtige Geschichte aus Pannenstories. Meine Bemuehungen, einen neuen Schlauch zu kaufen, dessen Ventil in meine Pumpe passt, sind aber vergeblich. Die indischen und chinesischen Versionen, die hier ueberall angeboten werden, passen nicht. Dar gefaellt mir, das Flair, die Stimmung, die vielen verschiedenen Baustile und kulturellen Einfluesse. Es gibt auch hier Eile, Gedraenge, aber mit weniger Druck, weniger Aggression. Vielleicht ist das Folge der Naehe zum Meer und der besonderen Stimmung, die weisser Sand, Palmen, Fruechte, frischer Fisch, der weite Blick, der Zugang zur Welt ueber den Hafen mit sich bringen? Ich fahre zum Meer hinunter, darauf habe ich mich gefreut. Ich liebe die tuerkise Farbe des Wassers, die sich mit dem Weiss der Gischt mischt, das im gleissenden Sonnenschein pastellige Gruen der Palmen, das Rosafarbene der Ziegeldaecher. Ich ueberlasse mein Rad der Aufsicht eines Familienvaters und gehe schwimmen im Indischen Ozean, das Wasser hat an der Oberflaeche etwa 30 Grad oder mehr. Das Meer war von jeher das Einfalltor fuer Besucher Ostafrikas, denn die Landwege, z.B. ueber den Nil, waren zu weit, zu gefaehrlich und wegen der sechs Katarakte war der Fluss nicht schiffbar. Es waren schon in vorchristlicher Zeit die Sumerer, Phoenizier und Griechen, die diese Kueste kannten. In alten Texten finden sich denn sogar Hinweise auf die Grossen Seen: Tanganijka-, Malawi- und Viktoriasee. Die Roemer drangen ueber Aegypten und den Sudan vor, kamen aber nie weiter, denn ohne den Seeweg des Suezkanals blieb nur der Landweg. Es waren die Perser und Araber, die schliesslich nachweisslich Handelsposten aufbauten und erste bleibende Bauspuren hinterliessen. Dann kamen Chinesen und Inder. Tansania gehoert zum Gebiet der "Wiege der Menschheit". Die Knochenfunde folgen dem Verlauf des Rift Valleys nach Kenia und Aethiopien, wo die aeltesten Ueberreste entdeckt wurden (Lucy, wir erinnern uns an das Museum in Addis). In der Olduvai-Schlucht in Nordtansania fand 1959 das kenianische Forscherehepaar Leakey den etwa 2 Mill. Jahre alten Schaedel des sog. "Nussknackermenschen", so benannt, weil sein gewaltiger Koerperbau und starkes Gebiss nahelegten, dass er dies auch brauchte, um Nuesse (und Knochen? zu knacken. Was die Urbevoelkerung im Bereich des heutigen Staatsgebietes von Tansania betrifft, so hinterliess sie kaum Spuren. Man nimmt an, dass vor 4-5 tausend Jahren Pygmaeen und Buschmaenner, auch Khoisanden genannt, das Gebiet bevoelkerten. Ganz Afrika war von jeher in Bewegung, Voelker wanderten, um ca. 2000 v.C. kamen Kuschiten vom Horn von Afrika (heute Aethiopien/Somalia/Dschibouti/Eritrea) und aus dem Jemen nach Kenia und hierher. Die Iraqw aus dem Mbulu-Hochland stammen daher ab, in Kenia sind es die Somali, Gabbra, Borana und Rendille. Aus Westafrika kamen um 1000 v.C. Bantus und vor etwa 500 Jahren aus dem Suedsudan Niloten, Nomadenvoelker, wie die Massai und Barabaig, und die Samburus in Kenia. Die letzte Ethnie, die von Suedafrika um 1850 einwanderte, waren die Ngoni, die zu den Zulus gehoeren. All diese Staemme verdraengten im Laufe der Jahrhunderte die kleinwuechsigen Khoisanden, nur zwei Minderheiten sind heute noch im noerdlichen Zentraltansania zu finden: die Sandawe und die Hadzabe. Aus dem Altgriechischen stammt um 80 v.C. die Bezeichnung "Azania" fuer die Ostafrikanische Kueste, die Seefahrer kamen damals etwa bis nach Zanzibar. Die Araber kamen um 800 aus den Sultanaten Jemen, Hadramaut und Oman. Ihnen ging es um Elfenbein, Sklaven und den Handel mit Gewuerzen, Gold und Kupfer. Sie gruendeten Mogadischu (Somalia), Lamu und Malindi(heute Kenia). Die Perser kamen fast zeitgleich, gruendeten Gedi (Kenia) und Kilwa an der Suedkueste und besiedelten die Inseln Sansibar und Pemba. Sie und die Araber brachten den Islam, der bis heute weit verbreitet ist. Die Ethnien der Swahili und Shirazi entstanden ab etwa 1000 n.C. aus der Vermischung der Perser mit Bantus. geschrieben am 28.10. in Dar es Salaam
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