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Reisetagebuch

10/27/2004   Tansania / Dar es Salaam

Tansanias Geschichte (2)

Von Vasco da Gama bis heute

(Harald) Im Jahre 1498 gelang es dem Portugiesen Vasco da Gama, auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien, als erstem um das Kap der Guten Hoffnung zu schiffen. Um Stuetzpunkte fuer die Weiterfahrt nach Indien zu haben, eroberten die Portugiesen mit ihren ueberlegenen Schiffen und Kanonen alle Niederlassungen der Perser und Araber, mussten aber im 17. Jh. den Arabern aus Oman und Muskat wieder weichen. Der Handel mit Ostafrika machte die Araber derart reich, dass sie 1840 sogar ein Sultanat in Zanzibar errichteten.

Ueber Karawanenrouten drangen die Araber ins Landesinnere Tansanias vor und stiessen auf wenig Widerstand, denn die Staemme waren zu klein, die Koenigreiche zu zerstritten, um den Gewehren der Eindringlinge etwas Nenneswertes entgegenzusetzen. Nur die Ngoni-Zulus, die Nyakusa am Malawisee und die Massai kaempften erbittert um ihr Land.

Andere Staemme arrangierten sich mit den Arabern, handelten mit ihnen, wie die Yao in Suedtansania, die Nyamwesi und die Chagga am Kilimandscharo (Valentine ist eine Chagga).

Die Araber drangen bis in den Kongo vor, errichteten auf den Routen Karawansereien und fuehrten Gold, Edelsteine, Elfenbein, Nashorn und vorallem Sklaven aus. Auf Zanzibar bauten sie Nelken an, was ihnen immensen Reichtum einbrachte.

An der Kueste gewannen jedoch reiche indische Geschaeftsleute an Einfluss und uebernahmen alle Schluesselstellungen. Als Buerger einer Britischen Kolonie unterstanden sie jedoch der Kontrolle der Englaender, die 1873 den Sklavenhandel aufhoben, den Besitz jedoch weiterhin erlaubten.

1884 kam Carl Peters, ein deutscher Sozialwissenschaftler nach Zanzibar. Auf den Spuren des amerikanischen Journalisten Stanley ("Dr. Livingstone, I presume.") reiste er mit nur 3 Begleitern, ohne Unterstuetzung des deutschen Reiches, ins Innere des Festlandes, schloss dort mehrere betruegerische und verlogene "Schutzvertraege" mit lokalen Koenigen ab, die er als Vorsitzender der "Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft" vor dem Sklavenhandel zu schuetzen versprach und die keine Ahnung hatten, dass sie mit ihren Siegeln- nach deutscher Lesart- gerade ihre Koenigreiche dem deutschen Kaiser unterstellt hatten.

Bismarck sandte 1885 Kriegsschiffe nach Zanzibar, um deutlich zu machen, dass sich das Reich den Leckerbissen nicht mehr nehmen lassen wolle. Die Englaender einigten sich auf der "Berliner Kongo Konferenz" mit Frankreich und dem Deutschen Kaiserreich auf die Verteilung der lukrativen Kolonien, wonach Deutschland Ruanda, Burundi und Tansania erhielt, dass sich fortan "Deutsch-Ostafrika" nannte.

Carl Peters betrog sich weiter durch Ostafrika, ging mit sadistischer, brutaler Haerte vor. Man nannte ihn "Mkono wa Damu" - "Der Mann mit Blut an seinen Haenden". Er wurde zwar entlassen, aber die Deutschen waren bald verhasst. Ihr Herrenrassegebaren, die Pruegelstrafe "Hamsa ishirini"- 20 Peitschenhiebe und einen extra fuer den Kaiser- waren in ganz Ostafrika bekannt. 1889 kam es zu einem Araberaufstand, der von deutschen Truppen jedoch bald niedergeschlagen wurde.

1890 kam es zum "Zanzibar-Helgoland-Abkommen" mit den Briten. Diese wollten vorallem Zanzibar als Einflussspaehre gesichert sehen und verzichteten dafuer auf Helgoland, weshalb das Inselchen heute deutsch ist. Desweiteren erhielt Deutschland den sog. "Caprivi-Zipfel", der bis heute eine Verbindung zwischen Namibia (damals Deutsch-Suedwest-Afrika) und Rhodesien (heute Sambia) bildet. Deutsch-Ostafrika war die groesste Kolonie des Reiches.

Es kam immer wieder zu Aufstaenden, die aber blutig niedergeschlagen werden konnten, auch weil sich die Staemme und arabischen Sultane untereinander bekriegten.

1893 wurde die erste Bahnstrecke bis zu den Umsambara-Bergen verlegt, bis 1905 nach Mombo verlaengert, 1899 wurde das Fort Arusha gebaut und somit das Unruhegebiet der dortigen Chagga, Massai und Meru unter Kontrolle gebracht.

1905-07 tobte der sog. "Maji-Maji-Aufstand" im Sueden der Kolonie. Vorallem ihren Maschinengewehren verdankten die Deutschen letztlich den militaerischen Sieg.

Die Deutschen legten Plantagen fuer Kokos, Baumwolle, Sisal, Kautschuk, Kaffee und Baumharz an, bauten die Eisenbahn aus. Trotzdem blieb der Gewinn fuer das Reich gering und Deutsch-Ostafrika war sogar die einzige Kolonie, die ueberhaupt Gewinne abwarf.

Der Erste Weltkrieg beendete die deutsche Herrschaft, obwohl der deutsche Kommandant General Paul Lettow von Vorbeck nie militaerisch besiegt wurde und noch Wochen nach der Kapitulation in Europa weiterkaempfte. 155 Offiziere, 1168 sog. "Askaris"- afrikanische Truppen- und 1522 Traeger gaben in Sambia den Kampf auf. Sie hatten 4 Jahre lang einen vielfach ueberlegenen Gegener in Atem gehalten und dieser europaeische Krieg und die z.T. nachfolgenden Hungersnoete kosteten ueber 100.000 Afrikaner das Leben.

Die letzten noch lebenden Askaris (Kisuaheli fuer "Krieger/Waechter") erhielten 45 Jahre nach ihrer Entlassung ab 1964 vom deutschen Bundestag eine mtl. Rente von 120 Eu zugesprochen.

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges verlor Deutschland zwar alle Kolonien, aber dank der zahlreichen alten Schutzbauten (im Volksmund hier "Bomas" genannt, wie die aus Dornenzweigen errichteten Zaeune der Hirten), der Eisenbahnlinien (Krupp und Hoesch), der Missionierung, aber auch der Entwicklungshilfe, ist man als Deutscher in Tansania immer noch etwas Besonderes, obwohl die Kolonialzeit hier nur 28 Jahre dauerte. Man erinnert, in Verklaerung der wahren Geschichte, an preussische Disziplin und deutsche Wertarbeit, vergisst aber den Rassismus und die brutale Regierung jener Zeit.

Die Briten regierten von 1921 bis 61 das Land. 1947 wurde Indien unabhaengig, eine Welle von Unabhaengigkeitsbestrebungen in Afrika folgte.

In Tansania trat Julius Nyerere mit seiner TANU-Partei (Tangayika African National Union- in Kenia die KANU= Kenian...) auf den Plan. Man forderte- friedlich, geeint, mit Kisuaheli als Staatssprache, ohne Religions- und Stammeskonflikte- die Unabhaengigkeit. Am 9.12.1961 entliess England seine Kolonie, ohne das es zu bewaffneten Konflikten gekommen waere, in die Unabhaengigkeit und Nyerere wurde erster Staatspraesident. Sein Bild haengt heute ueberall neben dem des derzeitigen Praesidenten.

Zanzibar blieb noch zwei Jahre britisches Protektorat, doch kam es dort zu blutigen Unruhen, bei denen die Schwarzafrikaner sich gegen die Araber und Inder auflehnten. Nyerere vereinte 1964 die Inseln und das Festland zum Staat Tansania, dessen Name sich aus TANganyika, ZAnzibar AzaNIA zusammensetzt.

Nyerere setzte zunaechst auf eine sozialistische Politik, gewann China, Kuba, Bulgarien, Jugoslawien und die DDR als Partner.

1978 griff Uganda unter dem Diktator Idi Amin Tansania an, wurde aber zurueckgeschlagen. 1985 trat Nyerere zurueck, seine Politik war fehlgeschlagen (obwohl ich viele seiner Ideen fuer richtig halte, z.B. die Wahrung bestimmter Traditionen und Strukturen). Sein Nachfolger setzte auf Druck des Internationalen Waehrungsfonds, der Weltbank und westlicher Regierungen auf Marktwirtschaft und ein Mehrparteiensystem in einer Demokratie.

Seit 1995 ist jetzt B.W.Mkapa in zweiter Periode Praesident.

Ein grosses Problem fuer Tansania, als einem der aermsten Laender der Erde, sind die etwa eine halbe Millionen Fluechtlinge im Land, die aus dem Kongo, Burundi und Ruanda kamen.

90 % der Arbeitenden sind in der Landwirtschaft beschaeftigt, die etwa 50 % des Bruttosozialproduktes erwirtschaftet, wichtigster Handelpartner ist neben England, Japan und Indien Deutschland.

(Quelle: "Tansania"- Reise-Know-How-Verlag, Bielefeld)

geschrieben am 29.10. in Dar es Salaam


 


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