Home Page english version deutsche Version

  Worum es geht...
  Highlights der Reise
  Ueber Harald Radtke
  Zeitungsartikel

  Tagebuch (952 Eintr.)
  Lesermeinungen
  Leseproben
  Reiseroute
  News Archiv

  Pamphlet zur Faulheit

  Laenderinformationen
  Literatur

  Kontaktformular
  Mediainfo/Fotos
  Impressum


Reisetagebuch

11/1/2004   Tansania / Mkumi Nationalpark

Eine Zeltnacht im Nationalpark

Ein 11. Gebot

(Harald) Ich verabschiede mich von Tina und ihrer Tante Rose, Onkel Paulus und den Soehnen Godfrey und Emanuel.

Ich bin auf dem Tan-Zam-Highway, der kontinentalen Verbindung zwischen Tansania und Sambia. Die Busse rasen wie die Irren, mehrmals wehen sie mich von der Strasse, so dass ich es oft vorziehe, auf der anderen Strassenseite dem Verkehr entgegenzufahren. Dort aber fegen mich die selbsternannten Verkehrserzieher vom Randstreifen: Du faehrst auf MEINER Strassenseite! Weg da!

Es gibt hier lt. Reisefuehrer sogar Radarkontrollen. Nur sind die nutzlos, weil die Polizisten sich bestechen lassen, indem sie- ohne Quittung- die Haelfte des gesetzlichen Bussgeldes in die eigene Tasche stecken. Dabei waere das so einfach zu ueberwachen und auszumerzen, wenn nur der Wille da waere. Aber der Fisch stinkt ja immer vom Kopf her.

Hier scheint die suedliche "Tschai-Grenze" zu liegen, denn ich frage mehrfach vergebens nach Tee.

Mittags erreiche ich Morogoro, eine Kleinstadt, 2 km neben der Hauptstrasse. Es gibt Internet, aber fuer einen Eintrag reicht die Zeit nicht. Stromausfaelle, ploetzlich zusammenbrechende Programme, ich kenne das schon zur Genuege und wenn mal wieder eine Stunde Arbeit ins Nirwana entschwindet, atme ich tief durch und fange von vorne an.

Nach ein Huehnchen mit Reis und einer Passion-Soda gehts weiter. Nach ca. 110 km erreiche ich einen kleinen Ort, will Wasser in einer Duka kaufen. Wasser sei keins da, wie waers mit Saft? Ueberall liegen die leergetrunkenen, viereckigen Plastiktueten herum, der Kerl luegt doch, denke ich, will mir seinen teuren Saft verkaufen. Ich sage ihm, er solle nochmal nachschauen. Dramatisch oeffnet er die Kuehltruhe, schuettelt den Kopf, nein, alles weg. Wie waers mit Saft? Ich warte einfach ab, bleibe am Tresen stehen, ein junger Mann bestellt Wasser und- oh Wunder- ein Griff in die Kuehltruhe, und Wasser ist wieder verfuegbar. Der Mann grinst mich an, als habe er einen guten Witz erzaehlt, anstandslos reicht er mir vier Pakete Wasser. Wozu sich aufregen ueber den dauernden Beschiss, ist hier epidemisch. "Du sollst luegen!" scheint ein 11. Gebot zu sein.

Gleich hinter dem Ort weisen zahlreiche Schilder auf den Mkumi National Park hin. Keine Schranken, keine Ranger. Ich hatte befuerchtet, man liesse mich auf dem Rad nicht durch die Tierwelt radeln, aber das scheint hier kein Problem zu sein.

Ich steuere mein Rad rechts auf einen Feldweg in den lockeren Busch, etwa 100 Meter tief in die flachen Baeume und schlage mein Zelt auf.

Im letzten Tageslicht entdeckt mich ein Ranger aus seinem Toyota-4x4 heraus. Er ist freundlich, shake-hands, "Karibu! Mambo?" Willkommen und Wie-gehts. Woher, wohin, Small-Talk. "Sir", sagt er hoeflich, "sie sind hier im Nationalpark, hier duerfen sie nicht campieren, es gibt Loewen und Leoparden und nachts sind die Elefanten unterwegs."

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Offenheit meist am besten ist und sage ihm, dass sei mir klar, aber ich sei muede, fuer die teure Lodge im Park habe ich kein Geld und jetzt noch umziehen- dafuer sei es zu spaet. Ich haette keine Angst vor den Tieren, weil die so nah am naechsten Ort nicht herumlaufen und es hier kein Wasser gebe und die Tiere auch kein Zelt angreifen.

Der Ranger lacht, schlaegt mir in die Hand. Will heissen: Stimmt, bist o.k. Kumpel. Er will in zwei Stunden nochmal die Runde machen. Aber da bin ich laengst eingeschlafen.

Um 3.20 werde ich wach, ich bin einfach zu frueh eingeschlafen und lese im Schein der Taschenlampe. Draussen raschelt es, ich habe schon am Abend nachgeschaut, dass sind dicke Maeuse und ab und an eine Manguste.

Um 6.20 Uhr breche ich auf, wie ich dem Ranger versprochen habe, damit er keinen Aerger bekommt.

geschrieben am 4.11. in Iringa


 

 

 

 

 


  Team Login

© biketour4goodhope