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Reisetagebuch

11/2/2004   Tansania / Ruaha Mbuyuni

Im Tal der Baobabs (1)

Elefanten! Und ein Naturwunder

(Harald) Der Nationalpark ist 50 km lang, etwa die Haelfte meiner Tagesplanung und um 10 Uhr bin ich in der Ortschaft Mkumi, hinter dem Park.

Der Park wird durch den Tan-Sam-Highway in zwei Haelften getrennt. Trotz zahlreicher Speedbumbs, also Bodenwellen, rasen die Busse durch, ihre Federungen halten das aus, nur die LKW muessen bremsen, beschleunigen. In den grossen Luecken zwischen den Bodenwellen rasen auch sie, weshalb viele Tiere ueberfahren werden. Neben dem Schild "Werft keine Abfaelle in den Park" tuermt sich der Abfall.

Als Ersten begegne ich den Pavianen, einer schlanken, hochbeinigen Art. Dann erfuellt sich einer meiner Traeume: Elefanten neben, auf der Strasse, um mich herum. Eine Mutter mit Kalb vor mir, ich halte an, Abstand etwa 50 Meter. Das Muttertier ist selbst noch nicht voll ausgewachsen, ein aelteres Jungtier haelt sich in ihrer Naehe- das ist eine gefaehrliche Situation, wer jetzt nicht Abstand haelt, wird angegriffen.

Ein LKW rast heran, hupt, die drei Tiere laufen ueber den Asphalt, auf der anderen Strassenseite trompetet die Herde Signale. Die Strasse liegt erhoeht, die Elefantenkuh ist jetzt direkt neben mir, nur 10 Meter entfernt. Als ich absteige, um zu fotografieren, dreht sie sich mir zu, klappt die Ohren auf und hebt den Ruessel, wirft die Stopsszaehne ruckartig nach oben: letzte Warnung! Aber ich ruehre mich nicht, ich haette eh keine Zeit mehr aufzusteigen und wegzufahren, wenn sie jetzt losliefe.

Ein zweiter LKW macht dem unvergesslichen Moment ein Ende, sein ohrenbetaeubendes Krachen ueber den Bodenwellen schlaegt die Tiere in die Flucht.

Dann stehen Massai-Giraffen neben der Strasse, lugen ueber die Baumwipfel zu mir hin. Einer kleinen Gruppe Bueffel ist dieses seltsame Ding mit einem Menschen drauf so suspekt, dass sie davongaloppieren. Die Zebras sind gelassener und bleiben stehen, als ich vorbeiradle. Ich bin im Paradies, in einem der vielen, aber letzten Paradiese auf Erden. Wuerden wir das Diesseits nicht mehr wertschaetzen, wenn wir wuessten, dass es ein Jenseits nicht gibt?

Gnus fixieren mich ein paar hundert Meter weiter, Eidechsen und Agamen huschen vom Asphalt, den sie zum Aufwaermen am Morgen besetzen.

Hinter Mkumi geht es bergauf, dann bin ich in einer breiten, flachen Schlucht, die Strasse kreuzt ueber neue Bruecken mehrmals einen Fluss, der sich gruen und rauschend durch grosse, helle Felsbrocken zwaengt. Die Ufer sind mit riesigem Schilf bewachsen, auf den Sandbaenken sehe ich zum ersten Mal die seltenen Grossen Kudus, die fast ausgestorben sind. Aus ihren Hoernern fertigen die Samburus und Rendille ihre Signalhoerner und ich habe eines dieser Hoerner in Lokologo erstanden, ueber 50 Jahre alt soll es sein und so sieht es auch aus.

Die Berge ragen jetzt 500-800 Meter um mich herum auf, rote Felsen mit weissen Quarzitadern, von hellem Gruen der Akazien ueberzogen. Und immer mehr Affenbrotbaeume tauchen auf, Baobabs. Diese Riesen sind einmalig mit ihren dicken, formenreichen Staemmen, den skuril gebogenen Aesten. Jeder Baobab ist eine Persoenlichkeit und verdiente einen Eigennamen: Luftikuss, Pyramidenheinz, Alte Emma, Beugekoenig, HansGuckInDieLuft, Fette Henne, Alter Egon, Methusalem usw.

Die meisten sind kahl, nur wenige tragen spaerlich gruene Blaetter, noch weniger bluehen mit grossen, cremefarbenen Blueten, andere zeigen apfelsinengrosse, limonengruene Fruechte, die mal gross wie Kokosnuesse werden, braun und fasrig und voller Samen.

Die hier beheimateten Staemme brennen die Vegetation regelmaessig nieder, schwarzverkohlte Graeser ueberziehen die Haenge. Das befreit den Busch vom Unterholz und haelt die harten, fuer das Vieh ungeniessbaren Graeser kurz und schafft Raum fuer die saftigen, jungen. Andererseits sterben bei den flachen, schnellen Braenden mit kurzer Hitze auch die jungen Buesche und Baeume, deren duenne Borke dem Brand nicht standhaelt.

Den Baobabs macht das nichts, ihre Speicherstaemme halten das muehelos aus, sie tragen kein brennbares Laub. Diese Riesen scheien fuer die Ewigkeit gemacht, 10, 15 Meter hoch wachsen sie, dann nur noch in die Breite. Urwuechsig, wild erscheinen sie, man moechte sich an sie klammern, sie umarmen, sich festhalten an ihrer Kraft, ihrem Alter und etwas abnehmen von dieser Langlebigkeit, Sicherheit.

(Ende Teil 1)

geschrieben am 4.11. in Iringa


 

 

 

 


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