11/23/2004 Malawi / Lilongwe
Lilongwe
In der Hauptstadt Malawis
(Harald) Joseph hat mich eingeladen mit ihm seine Kirche zu besichtigen, das scheint ihm wichtig. Wir gehen an einer Grundschule vorbei und alle Kinder laufen zusammen und schreien "Musungu", obwohl hier ja garkein Kisuaheli gesprochen wird. Die Kinder sind ganz begeistert, als ich sie fotografiere, jeder draengt nach vorne, bis sie mir auf den Fuessen stehen. Ein Riesenspass und erst, als ich auf dem Minimonitor das Bild zeige! Es ist, als ob ich ein Zauberkunststueck vorfuehrte. In der Kirche stehen die gemauerten Sitzbaenke fuer Maennlein und Weiblein getrennt, ich kanns manchmal nicht fassen, was die Leute sich freiwillig antun. Da geht ein Ehepaar, wie Joseph und seine Frau seit 45 Jahren verheiratet, Sonntags gemeinsam zur Kirche, um dann getrennt sitzen zu muessen! Je schwieriger die Glaubensausuebung, denke ich manchmal, desto glaeubiger fuehlen sich die Leute wohl, weil der Glaube ihnen etwas abverlangt, es ihnen schwer macht, obwohl ihr Leben doch sowieso schon nicht leicht ist. Ich fahre um acht Uhr ab, Joseph bringt mich zur Hauptstrasse. Der 70-jaehrige bedauert kein Fahrrad zu haben, um mich ein Stueck begleiten zu koennen. Er wuenscht mir Gottes Segen, ein gutes Gefuehl fuer mich, mit guten Wuenschen zu reisen. Joseph sagt, das wir uns begegnet seien, sei kein Zufall, sondern Gottes Fuegung, wir koennten nur nicht erkennen, wozu das gut sei. 25 km vor Lilongwe liegt rechter Hand der Flughafen, dann ueberquere ich einen flachen Huegel und vor mir breitet sich eine hellgruene, riesige Ebene aus, von einzelnen kleinen Bergen durchsetzt und in dieser Ebene glaenzen Daecher und schimmern weisse Hauswaende. Vergeblich suche ich eine erkennbare Innenstadt. Begleitet von starkem Verkehr durchfahre ich eine parkaehnliche Stadt mit breiten, neuen Teerstrassen, Alleen, vorbei an umzaeunten Firmengelaenden umgeben von grossen Rasenflaechen, Werbetafeln. Es gibt eine Alte und eine Neue Stadt, obwohl sich dies nicht an den Gebaeuden erkennen laesst. Ich habe noch nie eine Hauptstadt wie diese gesehen, so gruen und locker und relaxt wie ein Industriegebiet im Gruenen. Als ich die Innenstadt erreiche, ist diese kaum als solche zu erkennen, waeren da nicht ein paar richtige Supermaerkte wie "Shoprite" und "Peoples". Der suedafrikanische Einfluss ist in Malawi deutlich. Weder in Kenia, noch in Tansania, habe ich diesen Einfluss gespuert. Malawi nennt sich selbst "das warme Herz Afrikas", was wohl eher gefuehlsmaessig gemeint ist und ich kann das nur bestaetigen. Die Hauptsprache Chichewa (sprich: Tschitsche-ua) beinhaltet viele Worte aus dem Africaans, einer von vielen Sprachen des Staates Suedafrika. Und in den Zeitungen Malawis wird immer wieder Bezug auf Vorgaenge im reichsten Staat des Kontinents und wichtigstem im suedlichen Afrika genommen. In der Koboko-Campsite schlage ich mein Zelt auf. Schnell komme ich mit den Deutschen Ole und Armin ins Gespraech. Der 20-jaehrige Ole organisiert gerade seine letzten Wochen in Afrika, nachdem er monatelang in Rumphi bei einem Entwicklungsprojekt volontiert hat und jetzt auf sein Studium in Deutschland zusteuert. Wir Drei reden, lachen Traenen. Endlich wieder Deutsch sprechen, endlich wieder eine gemeinsame Art von Humor haben. Meine Witze versteht ja sonst keiner in Afrika, da kommt bei der Pointe meistens die Frage: Und? Wie gings dann weiter..? Afrikaner erzaehlen keine Witze und verstehen sie auch fast nie als solche, sondern als Geschichten oder kennen den Begriff "Witz" garnicht. In der Nacht beginnt es in Stroemen zu regnen, die Regenzeit ist endgueltig angebrochen und am Morgen steht im Zelt das Wasser. geschrieben am 6.12. in Tete
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