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Reisetagebuch

12/4/2004   Mosambik / Moatize

Zu Gast bei Alberto und Marisa

Pause in einer mosambikanischen Kleinstadt

(Harald) Da mir Termiten und sonstige Insekten diverse Loecher in den Boden des Zeltes gefressen haben, sickert stets Wasser unter meine Schlafmatte, wenn Ablaufwasser von der Zeltwand auf die Unterplane laeuft- so auch heute morgen. Aber es scheint wieder die Sonne und alles trocknet binnen Minuten.

Das Gastgeberterzett umsteht mich beim Zusammenpacken, um sich ja nichts entgehen zu lassen, was ich da alles aus dem Zelt hole und sorgsam in die beiden Gepaecktaschen packe. Ich muss immer wieder laecheln, wenn ich beobachte, mit welchem Erstaunen da eine Luftmatratze oder ein Schlafsack betrachtet wird, oder welche Riesenfreude ich mit der Digitalkamera ausloese, wenn ich die gerade gemachten Bilder auf dem Display zeige. Die meisten Afrikaner haben ja nie eine Kamera besessen und die einzigen Fotos, die sie je von sich gesehen haben, sind ihr Passfoto und Aufnahmen von der Hochzeit.

Die paar Kilometer bis Moatize sind bis 10 Uhr geschafft. Ich fahre in eine Kleinstadt ein, die sehr ordentlich, hell und grosszuegig angelegt ist, mir grossen Plaetzen, in deren Mitte nicht funktionsfaehig Brunnen oder zerblaetterte Denkmaeler stehen, z.B. lodernde Fackeln, die den Kampf um Freiheit und Unabhaengigkeit und heroische Taten versinnbildlichen. Auf den Mauern haben ueberfleissige Parteigaenger "Vota Frelimo" mit schwarzem Lack hinterlassen: Waehlt die Frelimo-Partei! Von der Konkurrenz ist selten eine Aufschrift zu sehen.

Ich frage Streifenpolizisten nach einer Moeglichkeit zu Fruehstuecken und lande in einem kleinen Cafe direkt an der Hauptstrasse. Die Stadt ist ruhig, ja beschaulich, wie schlafend. Ich bekomme einen Kaffee, muss mir allerdings Brot an einem Strassenstand um die Ecke kaufen.

Als ich mich anschicke zu gehen, spricht mich die Inhaberin auf Deutsch an, radebrechend aber verstaendlich. Marisa leitet mit ihrem Mann Alberto eine Schule fuer Bergbautechnik und Gesteinskunde und war 10 Jahre in Leibzig und Halle, um dort zu studieren und zu arbeiten. Die DDR hatte mit guten Universitaeten und berufsbildenden Schulen die Moeglichkeit, jungen Menschen aus anderen sozialistischen Bruder-Staaten eine Grundlage fuer einen Start in ihrer Heimat zu schaffen.

Marisa laedt mich ein, doch bei ihr zu Hause zu verschnaufen und da sich der Himmel gerade wieder verduestert, nehme ich die Einladung an.

Ihr Mann Alberto begruesst mich vor dem Haus mit kraeftigem Handschlag. Er repariert gerade einen seiner LKW, mit denen er sich ein Zubrot verdient, denn die Schulleitung bringt zu wenig ein, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Haushalt lebt noch eine 14-jaehrige Tochter und ein juengerer Bruder und ein Schulfreund ist im Moment Dauergast, da seine Eltern einen Auslandsaufenthalt machen. Man kommt hier also schon aus der gutverdienenden Mittelschicht, die sich in Mosambik langsam bildet. Trotzdem lebt die Familie in einem Bungalow-Plattenbau, der komplett aus der DDR importiert wurde, genauso, wie alle Schulgebaeude.

Wir essen gemeinsam Nzima, wie Ugali hier heisst (Maisbrei/Polenta), dazu hat die Kuechenhilfe Huehnchen und Bohnen gekocht. Es ist schoen, wieder mal mit mehreren an einem Tisch zu sitzen.

Man weist mir ein Bett im Kinderzimmer zu, wo ich neben der Tochter und dem Besuchsjungen die Nacht verbringe- ganz angenehm, denn die Schlafzimmer werden mit einem roehrenden Klimageraet gekuehlt.

geschrieben am 26.12. in Krefeld


 


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