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Reisetagebuch

12/5/2004   Mosambik / Moatize

Bolasch Berlin

Zurueck nach Moatize

(Harald) Alberto, Marisa und ich waren schon gestern, am Samstag, kurz in Tete, um Einzukaufen. Aber es regnete in Stroemen und die Scheibenwischer des kleinen Autos funktionierten nicht, ein wahrer Albtraum, diese Fahrt. Angesichts der Wassermassen und der beschlagenen, durch Wasser nahzu undurchsichtigen Frontscheibe, fiel mir dazu immer wieder "Die Hoellenfahrt der Poseidon" ein...

Ich packe also morgens meine Sachen und verabschiede mich und fahre die ca. 20 km nach Tete, trotz leichten Regens. Die Strecke ist flach, fuehrt an zahlreichen Baobabbaeumen vorbei und ueber einen Nebenfluss des Zambesi und endet an der Bruecke ueber den Fluss Zambesi, dessen schlammig-braunes Wasser breit und traege wie der Nil dahinfliesst. Der Zambesi ist seit dem Nil der erste grosse Fluss, den ich sehe.

Die Bruecke ist mit gelben und roten Fahnen, den Farben der FRELIMO, geschmueckt, an den Mauern und Bordsteinen ueberall Graffitti mit Abstimmungsaufrufen, wechselweise fuer eine der beiden grossen Parteien.

Tete ist eine groessere Stadt und Sitz der Verwaltung der Provinz gleichen Namens. Die Stadt lebt vom Transitverkehr nach Beira im Suedosten und weiter nach Maputo, sowie dem Handel mit Malawi, Sambia, Simbabwe und Suedafrika. Das Zambesital gilt als heissester Ort Mosambiks, mit Temperaturen ueber 40 Grad. Tete liegt auf nur 175 m ueber NN und die grosse Bruecke ist die einzige ueber diesen Fluss, die in Mosambik auch waehrend der Regenzeit stets befahrbar ist.

Ich suche ein Netcafe, lasse wieder mal meine Sandalen reparieren und kaufe fuer die Fahrt ein. Aber es faengt alsbald wieder an in Stroemen zu regnen, wahre Wolkenbrueche kommen da runter, an eine Weiterfahrt ist nicht mehr zu denken. Seltsamerweise sind zwei Pensionen am heutigen Sonntag geschlossen, abgeschlossen, niemand zu Hause- man erlebt doch immer wieder neue Erstaunlichkeiten! Das Unterkuenfte Sonntags nicht geoeffnet haben, ist mir jedenfalls noch nie untergekommen.

Es gibt drei von Indern gefuehrte Cafes in Tete und ich lande, angesichts einer von Teilchen, Kuchen und Schokolade ueberquellenden Theke, in einem davon und verbringe dort die naechsten Stunden schreibend und lesend, vor mir unter anderem die ersten Berliner Ballen seit Deutschland, seit 28 Monaten. Die Teilchen heissen hier "Bolasch Berlin", ihnen fehlt allerdings das rote Herz aus Marmelade.

Am Abend ist klar, dass andere Unterkuenfte in Tete entweder belegt oder zu teuer fuer mich sind und so lade ich meine Habe auf den letzten Bus, der nach Moatize zurueckfaehrt und erreiche in der Dunkelheit das Haus von Alberto und Marisa, die mich lachend und freundlich erneut willkommen heissen. Mir ist das etwas peinlich, aber die Familie scheint sich wirklich zu freuen, dass es mich zu ihnen zurueckgetrieben hat.

Marisa hat wieder gut gekocht, die beiden Haushaltshilfen umschwirren uns. Ich habe mich ja schon daran gewoehnt, dass selbst Familien aus dem Mittelstand hier Personal beschaeftigen. Ich habe den Eindruck, dass eigentlich jeder, der es sich nur irgendwie leisten kann, andere fuer sich arbeiten laesst, anstatt sich das Geld dafuer zu sparen und Anschaffungen zu machen, wie wir Deutsche das tun wuerden. Vielleicht bedeutet hier Arbeitserleichterung aber mehr als Besitz und dazu kommt sicher auch die soziale Komponente, jemanden um sich zu haben und Ansehen zu gewinnen etc.

geschrieben am 28.12. in Duesseldorf


 


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