12/6/2004 Mosambik / Moatize
Money, moeny, money, always funny...
Nicht so einfach
(Harald) Wieder packe ich alles auf mein Zweirad und verabschiede mich. Wieder fahre ich nach Tete, dort zur einzigen Bank, die mir ueber die Firma Western Union ueberwiesenes Geld auszahlen kann. Mein Rad ueberlasse ich vor der Bank der Obhut eines der Sicherheitsbeamten, fuelle ein Formular aus und erwarte die Auszahlung. Das dauert normalerweise in Aethiopien, Kenia, Tansania 10-20, zuletzt in Malawi nur 5 Minuten. Hier gedulde ich mich eine halbe Stunde, frage nach: "Warten sie..." Ich warte eine Stunde, zwei Stunden. Die Bank ist ununterbrochen voll mit Wartenden, gefuellt wie eine Kasse vor einem Konzert und es ist ja nicht mal Monatsende, wo die Leute ihren Lohn ausgezahlt bekommen. Ich wollte heute noch voran kommen und bin dementsprechend unter Strom. Schliesslich sagt man mir, dass alle Auftraege ueber die Hauptstelle in Maputo laufen und dort geprueft werden und mehrere Kunden erklaeren mir jetzt ihr Leid: einer wartet seit drei Tagen auf die Auszahlung! Denn in Maputo sitzt ein einzelner Mitarbeiter, der alle Anfragen eigenhaendig bearbeitet und das dauert. Warum dies sinnvoll sein soll, bleibt unerklaerlich, jedenfalls kann mir auch der Filialleiter nichts weiter dazu sagen, als das es eben so ist. Mir draengt sich auch in dieser Situation wieder der Gedanke auf, dass ein solch zentralistisches Vorgehen dem Denken in einem sozialistischen System aehnlich sieht. Ich warte bis 19 Uhr, es ist laengst dunkel draussen, die Bank seit Stunden geschlosssen. Ich habe kein Geld mehr fuer ein Hotel und es regnet und ueberhaupt bin ich einfach nur noch mies gelaunt, als ich aus der Bank trete und ueber mir auf die Leuchtreklame schaue: "Western Union- der einfachste und schnellste Weg an ihr Geld zu kommen". Nicht in Mosambik, meine Freunde! Ich gehe im Regen zur Busstation, erwische den letzten Bus nach Moatize und stehe wieder wie ein begossener Pudel vor der Tuere meiner wieder lachenden und witzelnden Gastgeber. "Haben wir dir nicht gesagt, dass du wiederkommst, Harald? Gott will das so, alles hat einen Sinn." Mir erschliesst sich der mystische Teil dieser Entwicklung noch nicht. Ich bin in einer fernsehsuechtigen Familie, denn der Kasten laeuft den ganzen Tag und da man kein Geld hatte, die Gebuehren fuer die meisten Sender zu zahlen, laufen nur die kostenlosen Programme der Kirchensender und das Staatsfernsehen- letzteres so schlecht gemacht, wie auch die in Kenia und Tansania. Ich denke mir manchmal, dass die Studenten eines Wochendworkshops fuer Medienwirtschaft dass besser hinbekaemen, als die Profis in diesen Sendern. Da klappt wirklich nicht eine Uebertragung, man beherrscht seinen Text nicht, die Kameras wackeln wie Laemmerschwaenze, der Ton ist mal da und mal nicht, die Schnitttechnik trennt gerne mal Bild und Ton- man kann das komisch auffassen und lachen, aber die Leute nehmen ja alles fuer bare Muenze, was da ueber die Bildschirme flimmert und die Qualitaet der Inhalte entsprecht eben meist dem der aeusseren Form. Morgen...ja morgen will ich nun endlich wirklich losfahren. geschrieben am 31.12. in Neukirchen Vluyn
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