12/9/2004 Mosambik / Changara
Dusche des Grauens
Letzte Station vor der Grenze
(Harald) Im vierten Anlauf gelingt endlich die Abfahrt, nachdem ich einen weiteren, voellig verregneten Tag in Moatize verbracht habe. Die Luft ist derart feucht, dass die Waesche drei Tage trocknet. Ich habe mich sehr bemueht, eine CD der wunderschoenen, in Portugisisch gesungenen, Pop- und Chansonballaden zu bekommen. Neben Mosambik sind die afrikanischen Quellen in Angola, die suedamerikanischen in Brasilien zu finden und viel Musik kommt auch aus Lissabon. Ich bin schnell in Tete und fahre von dort aus den Rest des Tages moderat, aber stetig bergauf, aus dem Tal des Zambesi hinaus. Die Sonne scheint, endlich geht es voran. Aber saemtliche Zeitplanungen sind ueber den Haufen geworfen, Johannesburg kann ich keinesfalls mehr erreichen, denn bis zum Abflug sind es noch 11 Tage, aber fast 1300 km zu fahren. Und meine Beine sind seltsamerweise muede, obwohl ich mich doch ausgeruht haben muesste. Am Abend erreiche ich Changara, es ist bereits dunkel, als ich ein Restaurant in der kleinen Ortschaft suche, die ihre Bedeutung durch den hiesigen Abzeig einer Asphaltstrasse nach Beira an der Kueste verdankt. Urspruenglich war das mal eine Routenoption, aber an der Kueste regnet es am meisten und dort gibt es Malaria. Vor dem einzigen Hotel sitzen zwei Franzosen, Fahrradreisende wie ich, nur in Gegenrichtung. Als wir gemeinsam ein Lokal suchen, indem wir etwas Warmes essen koennen, stehen wir im Regen vor einer Bar. Mir sind schon auf dem Weg in den Ort staednig Insekten ins Gesicht geflogen, so viele, dass ich die Augen zukneifen musste, um nicht dauernd absteigen zu muessen. Aber hier vor dieser Bar, im Schein einer grossen Neonlampe, haben sich scheints, alle flugfaehigen Sorten von Kaefern versammelt, die das Land zu bieten hat- und das ist eine ganze Menge. Die groessten Exemplare sind 6-7 cm lang, manche schwer wie eine Armbanduhr und ihr Fluegelschalg klingt wie das Brummen eines kleinen Elektromotors. Fuehler, lang wie mein Mittelfinger, schillernde Farben im Chitin, riesige Eintagsfliegen, Termitenweibchen mit durchsichtigen Fluegeln, so zart wie kleine Feen, kleine runde Kaefer mit gruenen Fluegeln, die wie winzige Smaragde im Sand umherlaufen. Der Boden ist bedeckt mit den zu Tode Erschoepften, mit den Maennchen, die nach der Begattung sogleich sterben, weil der Akt ihre ganze Lebensenergie fordert. Spinnen, Geckos und Fledermaeuse baden foermlich im Futter. Die Franzosen verzichten angesichts von Kaefermassen in der Duschwassertonne auf eine Reinigung, aber ich bin so schnell nicht zu vergraetzen und seie die toten und strampelnden Viecher heraus und uebergiesse mich mit dem kalten Wasser, neben mir eine Toilette in unbeschreiblichem Zustand, die Waende ueberdeckt mit tausenden Kaefern, die mich ansteuern, weil meine Taschenlampe sie verrueckt macht, am Wellblech haengen handtellergrosse Spinnen- eine Kulisse fuer einen Horrorfilm, ohne Frage. Im Zimmer surren Muecken und ich habe kein Mueckennetz. Also einschmieren mit oeligem Schutzmittel und das wirkt sehr gut- ein Produkt der Firma Bayer. geschrieben am 31.12. in Neukirchen Vluyn
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