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Reisetagebuch

12/13/2004   Suedafrika / Johannesburg

Unter dem Kuechentisch gelegen

Zweite Nacht

(Harald) Mit dem ersten Tageslicht fahre ich aus der Garage heraus und erkunde die verschlafene Innenstadt. Das Zentrum besteht aus Wolkenkratzern, in den Erdgeschossen und bis zu den 2. Etagen hinauf befinden sich Geschaefte, Fitnesstudios. Kaufhaeuser, Telefonlaeden, Restaurants. Die Strassen sind voller Abfaelle, erst nach und nach belebt sich die Szene. Das Banken- und Verwaltungszentrum ist modern, sauber und extra bewacht, Radfahren nicht erlaubt.

Ich sehe fast keine Weissen, erst ab 7.3o, 8 Uhr trudeln die neuen, sauberen Autos mit Fahrern in Anzuegen ein, die staedtischen Busse voller gut gekleideter Frauen und Maedchen mit Minihandys und Handtaschen.

Ich fahre weiter ziellos umher, fotografiere, dann steuere ich aus dem Zentrum heraus, um in einem der grüneren Vororte eine Einkaufsmall zu suchen, wo ich etwas essen kann und ein Internetcafe finde. Ich warte auf Geld. Leider stellt sich heraus, dass die Firma Western Union seit langem nicht mehr in Suedafrika tätig ist, was mich sehr wundert. Aber ueber eine andere Geldtransferfirma namens "Rennies" kann ich morgen Geld bekommen.

Ich muss nun eine Uebernachtungsmoeglichkeit finden. Ich bin in dieser Luxusmall (Einkaufszentrum) umgeben von Menschen mit grossen Wohnungen, Haeusern und Grundstuecken, aber wo immer ich durchblicken lasse, wie meine Situation aussieht, man zuckt die Schultern. Dabei wuerde mir ein sicherer Platz fuer mein Zelt schon genuegen.

Ich folge dem Tipp, es bei der Polizei im Vorort Melville zu versuchen und fahre weiter Richtung Aussenbezirke. In einem kleinen Einfamilienhaus schieben zwei Beamte Dienst. Ich frage rundheraus, ob ich irgendwo schlafen koenne, vielleicht in der Garage oder auf dem Rasen hinter dem Haus? Ich solle nach 23, 24 Uhr auf der Bank vor dem Tresen schlafen, was ich ablehne. Man faende eine Loesung, versichert man mir.

Waehrend ich warte, zischelt mir einer der Beamten zu, mit ihm vor die Tuere zu gehen. Er drueckt mir ein paar Rand in die Hand und bittet mich, ihm heimlich eine kleine Flasche Wodka-Mix zu besorgen.

Dieser Einkaufsgang fuehrt mich durch eine wunderschoene Strasse voller alter und moderner Gebaeude, feiner Geschaefte und vieler Strassengaststaetten, wo bei Kerzenschein und Musik ueberwiegend Weisse es sich gut gehen lassen. Die Szenerie erinnert mich an mediterrane Strandboulevards und Zandvoort.

Die Schlafloesung sieht dann so aus, dass ich unter dem Kuechentisch schlafe, der an der Wand vor dem Wachraum steht. Folie, Schlafmatte und -sack.

Vor mir stapfen Stiefel vorbei, gegen 2 Uhr nehme ich einfach meinen Kram und beginne auf dem Rasen hinter dem Gebaeude mein Zelt aufzustellen. Irgendwie spueren die Beamten wohl, dass sie mich jetzt nicht mehr ueberreden koennen, weiter zu ihren Fuessen zu liegen...

Der naechste Tag sollte fuer mich der schlimmste meiner gesamten Reise werden.

geschrieben am 5.1. in Neukirchen Vluyn


 


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