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Reisetagebuch

12/14/2004   Suedafrika / Pretoria

Der Raubueberfall

Homo homini lupus IV

(Harald und Renata) Zusammenpacken, ein Dank fuer den Schutz, ein kurzes Gespraech mit einem der Beamten. Noch 9 Stunden bis zum Ueberfall.

Um die Ecke kaufe ich Pfirsiche, knackig und kalt aus einem Kuehlschrank, suesses Brot. Ich setze mich ins Gras an der Bordsteinkante und esse.

In einem der gemuetlichen Strassencafes verbringe ich einige Stunden bei zwei Tassen Kaffee und schreibe und lese. Die Bedienung fragt: "Noch etwas anderes?" Hinter vorgehaltener Hand sage ich ihr, dass ich knapp bei Kasse bin. Die junge Dame lächelt und stellt mir einen zweiten Kaffee hin: "Umsonst. Kein Problem." Noch 5 Stunden.

Ich fahre wieder zum Einkaufszentrum und checke die Mails. Noch 4 Stunden.

Ich umfahre die City im weiten Bogen- nur nicht ins Zentrum, denke ich. Der alte Bahnhof ist liebevoll wiedererstanden, aber ein reines Museumsstück. Vieles an der Architektur der Stadt erinnert an die holländische Schule, ein Stil, wie man ihn aus den dortigen Unis erwachsen kennt, mir vertraut durch mein Innenarchitekturstudium: phantasie- und meist geschmackvoll, innovativ, die Balance haltend zwischen selbstbewusster Zur-Schau-Stellung und Protz, zwischen klein-feinen Details und Kitsch und Effekthascherei.

Auf einer Bruecke halten mich zwei Polizisten an: Fahrradfahren nicht erlaubt. Sie laden mich auf ihren Pick-Up und setzen mich hinter der Bruecke wieder ab, ohne mich zu kontrollieren.

Noch 3 Stunden.

Als ich schon halb um die Stadt herumgefahren bin, finde ich einen indischen Strassenimbiss. Fuer 2 EU gibt es Reiscurry. Malia, eine Mittvierzigerin aus dieser Gegend, gibt mir ihre Handynummer, will mir ein paar schoene Seiten der Stadt zeigen. Dazu kommt es aber nicht mehr.

Noch 2 Stunden.

Am Nachmittag endlich die ersehnte Mail: Das Geld ist da. Ich muss jetzt in die City, zur Bank. Ich ueberwinde meine Scheu, finde die Filiale- sie ist bereits geschlossen. Noch weniger als 40 Minuten.

Die Sonne sinkt, es wird Zeit die Stadt zu verlassen und wieder Richtung Melville zu fahren. Ich stosse auf einen Markt, mache ein paar Aufnahmen. Eine Frau kommt auf mich zu: "Hier ist es gefaehrlich, sie sollten nicht hier sein." Alles ist fest vertaeut an meinem Fahrrad, was soll man da schon stehlen? Die Frau schaut etwas seltsam, irgendwie ein bisschen wirr und ich laechle:" Danke, ich komme schon zurecht." Sie geht zu einer Strassenhaendlerin, erzaehlt ihr offensichtlich von meinem vermeintlichen Leichtsinn. Die Haendlerin winkt mir zu, lacht, ich solle ein Foto von ihr machen. Na also, alles halb so wild, so schlimm kann`s also nicht sein.

Noch 20 Minuten bis zum Ueberfall.

Ich radle durch einen sich aufloesenden Markt, erreiche einen kleinen Park mit zwei Springbrunnen, hunderte Menschen flanieren, schieben Kinderwagen, liegen halbnackt im Gras, alles Schwarze, was mir nicht auffaellt, denn ich bewege mich seit einem Jahr nur unter ihnen. Es ist eine Sonntagnachmittagausflugsatmosphaere.

Ich denke: Ein schoener Fleck, noch genug Zeit bis zur Dunkelheit, was soll diese Skepsis, setz dich und geniesse Sonne und Ruhe!

Ich setze mich auf den Brunnenrand, esse ein paar Nuesse und registriere, dass man mir die Wasserflasche, die ich unter einen der Gepaecktaschenriemen geschoben hatte, gestohlen hat. Das ist mir seit Aethiopien nicht mehr passiert und ich bin etwas beunruhigt. Vielleicht sollte ich doch besser hier verschwinden.

Noch 2 Minuten.

geschrieben am 5.1. in Neukirchen Vluyn


 


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