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Reisetagebuch

1/10/2005   Suedafrika / Nylstroom

Wer kann es ihnen verdenken?

Wieder der oesterreichische Gefreite

(Harald) Am Morgen ist es so ruhig, als waere ueber nacht die Welt untergegangen.

Ich bin endlich wieder ausgeschlafen- herrlich. Meine paar Habseligkeiten sind schnell gepackt. Zum Fruehstueck gibts die letzten Wiehnachtskekse, dan nehme ich wieder den Weg zwischen die Beine.

Die Strasse ist gut, viel befahren, aber weiterhin gefaehrlich schmal. Ich halte mich auf dem Standstreifen der Nationalstrasse, die parallel zur Autobahn verlaeuft. Eine der wenigen Autobahnen Afrikas. Ganz Afrika hat wahrscheinlich weniger Autobahnen wie Deutschland.

Einmal faehrt ein Wagen voller Schwarzer gut 1,5 m in den Standstreifen hinein und so nah an mir vorueber, bei voellig freier Strecke. Wohl, um mich zu erschrecken.

Ich halte an einem der Townships, die sich beidseits der Strasse tief in die Landschaft erstrecken, bis in die Haenge der Berge und Huegel. In diesen Relikten der Apartheidspolitik gibt es keine Abwasserentsorgung, kein fliessendes Wasser, nur fuer wenige Strom. Polizeischutz ist weit weg, weswegen die Leute selbst fuer Sicherheit sorgen, indem sie eine Art Sozialkontrolle wahren. Jeder Fremde wird demgemaess zum Objekt des Interesses.

Seit 1994 Nelson Mandela als erster schwarzer Praesident die Freiheit verkoerperte, hat die Regierung, auch unter dem jetzigen Staatschef Thabo Mbeki, viel getan, um die Lebensumstaende der Armen zu verbessern. Es wurden zehntausende von neuen Steinhaeuschen gebaut, jedes von einem Grundstueck umgeben, auf dem etwas angepflanzt werden kann und die Kinder spielen koennen. Aber was ueber so lange Zeit falsch lief, kann nicht in 10 Jahren korrigiert werden, die Aufgaben sind vielfaeltig und gross.

Ich trinke Cola zwischen einer Gruppe Jungs, die mir Fragen zu Deutschland und meiner Reise stellen. Wie viele, koenen auch sie nicht recht glauben, dass man von Germany bis hierher mit dem Rad fahren kann. Mit einem Steockchen kratze ich eine Landkarte in den Boden, um zu erklaeren, wie ich gefahren bin.

Am Nachmittag erreiche ich Nylstroom, gehe ins Netcafe und baue auf dem "Eurostar"-Campingplatz erstmals mein neues Zelt auf. Es ist zu kurz, so dass ich diagonal liegen muss und die duenne Isomatte auf dem Betonboden unter einer Ueberdachung, die mir den Regen vom Zelt haelt, beschert mir eine harte Nacht.

Beim Zeltaufbau sprechen mich zwei weisse Suedafrikaner an. Der Gespraechigere meint irgendwie, sich bei mir Deutschem beliebt machen zu muessen: "Ich habe am selben Tag Geburtstag wie Hitler." Toll! Super! Ich weiss nicht mal, wann das ist. 24. oder 28 April? 1896?

Und er sagt: "Vor 15 Jahren war alles besser. Jetzt gehts bergab. Die alten Schwarzen koennen "verzeihen" - er malt die Anfuehrungsstriche in die Luft- aber die Jungen wollen Rache, wollen sich nicht zufrieden geben."

Wer kann es ihnen verdenken?

geschrieben am 20.1. in Sabie


 

 


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