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Reisetagebuch

1/14/2005   Suedafrika / 25 km hinter Tzaneen

Eine koestliche Koenigin

Zu Gast bei einem Pastor

(Harald) Obed macht mir morgens warmes Wasser und kocht Posho mit Spinat, dass wir mit den Fingern esen. Dann packe ich zusammen, waehrend er und Elvis winkend zur Schule gehen. Ich gebe Obed Geld, was er fast gleichmuetig entgegennimmt.

Es geht weiter aufwaerts und der Wind zwingt mich bei den Steigungen aus dem Sattel. Mittags mache ich Zwangshalt an einem Verkaufshaeuschen, denn es zieht ein Gewitter auf.

Der Inhaber heisst Wiseman (uebersetzt: weiser Mann) Mulemba und ist in Blantyre, Malawi geboren. Er ist 60 und hat 6 Kinder und spricht Sepedi. Sein Juengster Sohn, Daemuschu, ist 5 und versucht schuechtern mit mir Kontakt aufzunehmen, waehrend die beiden aelteren Jungs, Tebogo,12 und Wiseman, 13, mehr an meinem Rad interessiert sind. Ich kaufe und esse zwei koestliche, riesige Mangos mit kleinen Steinen und wenig Fasern- meine Koenigin der Fruechte.

Als der Regen nachlaesst, fahre ich weiter. Zwei Strassen fuehren mich nach Tzaneen. Ich waehle die rechte, die mich gleich an einem Hochmoor, voller sich im Wind wiegenden Schilfs und Blumen, vorbeifuehrt. Es riecht nach Wald und Regen, als ich durch dunkle Kieferpflanzungen fahre, aus denen das Bruellen von Pavianen erklingt. Dies und die ungewoehnlichen Vogelstimmen erinnern mich daran, dass ich nicht im Taunus oder Erzgebirge bin, sondern in Afrika.

Die Bremsen schleifen erneut seit 20 km schon, als ich nach 45 km Tzaneen erreiche. Vor der Stadt reihen sich exclusive Lodges aneinander, Traumgrundstuecke mit bluehenden Bananenstauden, Bougainvilleen, Mangosbaeumen, Papayas. Dahinter stehen Villen wie aus dem Bauprospekt, Swimmingpools, gepflaserte Auffahrten, an den Toren stehen deutsche und niederlaendische Namen.

In der Stadt selbst geht es steil auf und ab, das Zentrum gleicht denen anderer Orte: Einkaufsmaerkte wie "Shoprite", "Spar", "Pep", Woolworth", sowie Fast-Food-Imbisse wie "Wimpy" und "Steers" lassen alles wie in Amerika aussehen. Die Suedafrikaner sind echte Fast-Food-Junkies, so scheint mir.

Ich gehe ins Netcafe- hier in der Provinz ist es am teuersten. Dann leiste ich mir eine gute Mahlzeit in einem italienischen Lokal und fahre erst gg. 17.30 Uhr los. Als ich aus dem klimatisierten Lokal trete, schlaegt mir die Hitze wie aus einem Ofen entgegen.

Ich fahre noch 25 km, dann wird es dunkel. Ich bin wieder in einem endlosen Township und schiebe mein Rad links der Strasse einfach in einen schmalen Weg und frage beim ersten Grundstueck mit einem groesseren Haus, ob ich mein Zelt im Schutz des Hauses aufbauen darf.

Das Haus gehoert einem Pastor namens Kenneth, der hier mit seiner Frau und vier Kindern lebt. Er fuehrt eine wachsende Gemeinde einer christlichen Sekte an, die von Amerika aus unterstuetzt wird. Wieder frage ich mich, warum sich die Baptisten u.a. nicht hier raushalten koennen. Ihre naechstenliebende Hilfe ist stets mit Kirchenbauten und Missionierung vermischt. Waehrend bei uns die Mitgliederzahlen der Kirchen schwinden, steigen sie in Afrika (und Asien) an- im Wettbewerb mit dem Islam.

Ich baue mein Zelt hinter dem Haus auf, esse mit Kenneth von meinem Kudu-Biltong und Stuetchen. Man bietet mir keinen Tee oder etwas zu essen an, aber ich kann im Schlafzimmer mit 5 Litern heissem Wasser Duschen und nach einem guten Gespraech mit Kenneth krieche ich ins Zelt.

Wie haeufig in letzter Zeit, denke ich ueber das "Danach" nach. Soll ich ein Buch ueber die Reise schreiben, frage ich mich. Ist das Erlebte berichtenswert?

geschrieben am 27.1. in Nelspruit


 

 

 

 

 

 

 


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