1/15/2005 Suedafrika / Manoutsa Park nahe Strijdom Tunnel
An den Tafelbergen
Ein traumhafter Campingplatz
(Harald) Morgens gibt es 2 Bananen und eine koestliche, orangene Papaya, jedoch wieder keinen Tee. Kenneth arbeitet bei "Spar" in Tzaneen in der Konditorei. Sein Sohn und ein Adoptivsohn, dessen Kleidung, im Gegensatz zu der des leiblichen Sohnes, voller Loecher und schmutzig ist, haben bis spaet in die Nacht Teig geknetet und geruehrt, wohl fuer einen Privatauftrag. Kenneth laesst sich von den Kindern bedienen: Hol mir dies, mach das. Das ist mir fremd. In Deutschland ist es zwar in manchen Familien ueblich, die Kinder "Zigarettenholen" zu schicken. Aber eine durchgaengige Vollbedienung ist bei uns unueblich. Ich spreche Kenneth darauf an. Seine Kinder muessten Respekt zeigen und frueh lernen, alles Notwendige zu machen: Einkaufen, Kochen, Saubermachen, Waesche waschen und Flicken, damit sie zurecht kaemen, falls die Eltern mal zu frueh sterben sollten. Mir wird mal wieder klar, dass man in Afrika den Tod stets ins Kalkuel zieht. Wer in Deutschland daechte mit 39 Jahren schon so wie dieser Vater? Es gibt wohl keinen anderen Kontinent mit so vielen Waisen, wie Afrika. Ich erzaehle Kenneth von einem Foto aus dem "Stern". Da sieht man ein amerikanisches Ehepaar mit einem Wohnwagen vor dem eigenen Einfamilienhaus campen- im Streik, wie ein aufgestelltes Schild erlaeutert. Man will das Haus solange meiden, bis die beiden halbwuechsigen Soehne endlich ihre Zimmer aufraeumen. Kenneth lacht, kann das nicht glauben. Kinder die Eltern aus dem Haus treiben? Solche Hilflosigkeit ist in Afrika unvorstellbar. Hier wird auch nicht verharmlost, wenn es um Schlaege geht, wie bei uns: "Klaps", "Hand ausrutschen", Eins hinter die Loeffel" und "...da gibts ein paar, da setzt es was" etc. Hier heisst es: "Ich schlage mein Kind." Selten zwar, sagt Kenneth, aber die Kinder muessen wissen, wo es am Ende hinfuehrt. Er erziehe seine Kinder, nicht umgekehrt. Kenneth bringt mich zur Strasse, Winken. Der Himmel ist bedeckt, selten zeigt sich heute die Sonne. Ich kaempfe mit, gegen mein Rad. Die Kette springt ab und ich brauche eine Viertelstunde, bis sie wieder aufliegt. Das Tretlager knackt, die Bremsen quitschen gotteserbaermlich. So brauche ich wenigstens keine Klingel. In dieser Gegend reihen sich mehrere riesige Game Reserves aneinander. Diese Tierschutzfarmen werden privat betrieben und ueber Eintrittsgelder, Lodges und Gelder von internationalen Tierschutzorganisationen betrieben. Viele Parkbesitzer haben sich auf die Zucht einer bei Jaegern beliebten Tierart konzentriert. Fuer die Abschusslizensen der "Big Five"- Loewe, Leopard, Bueffel, Nashorn und Elefant- bieten Privatiers unglaubliche Summen. Ein ausgewachsener Loewe darf fuer mehr als 80.000 Dollar geschossen werden, es sind auch schon bis zu 150.000 Dollar gezahlt worden, um Grosswild zu erlegen. Tierschutz ist laengst ein Geschaeft, denn auch die Zuchtprogramme seltener Tierarten bringen Geld, wenn man die Tiere z.B. nach Saudi Arabien exportiert. Manche der elektrisch geladenen Zaeune sind 10 und mehr Kilometer lang- Grundstuecksgroessen, wie sie in Europa selten sind. Ich bin jetzt ganz in der Naehe des Krueger National Parks, der die Grenze nach Mosambik markiert. Die Landschaft ist grandios. Tafelberge mit rostroten Haengen erheben sich hunderte von Metern steil aus dem Buschland. Ich mache Halt an einer Tankstelle mit Spirituosenverkauf. Schlicht gesagt: Die Arbeiter saufen wie die Loecher. Da wird oft der letzte Rand fuer Alkohol der billigsten Sorte ausgegeben, Bier aus Pappkartons und Schnaps laeuft immer. Von hier aus geht es nur noch aufwaerts, geschaetzte 15 Kilometer lang. Es ist Nachmittag und hinter der Tankstelle liegt ein schoener Campingplatz. Warum nicht..? Ich verhandle noch ueber den Preis, dann stelle ich mein kleines, blaues Zelt an einem murmelnden Bach auf, unter einer Akazie. Blauaffen stromern durch das Gelaende, auf dem sich nur wenige Camper aufhalten. Es gibt einen kleinen Supermarkt, ein Restaurant, TV, 2 Swimmingpools und eine fantastische Aussicht auf die Berge. Im Ufergras troeten Hadada-Ibisse, die mich fuer immer an Nanyuki erinnern werden. Ich komme mit einem alten Ehepaar aus Johannesburg ins Gespraech. Der Mann ist 90, die Frau 82. Einer ihrer Schwiegersoehne betreibt die Anlage, fuer die die Regierung Geld anbietet, um daraus Farmland zu machen. Das diese Farmen funktionieren werden, davon ist auch Willi, der deutschstaemmige Manager hier, nicht ueberzeugt. Das wuerde ja auch in Zimbabwe nicht laufen, wo hunderte Farmen zusammenbraechen, nachdem sie an Schwarze uebergeben wurden. Alle Tiere wuerden binnen kurzem erlegt, die Baeume gefaellt, die Maschinen verkauft und dann wars das, denn dann wuerden Kuehe gehalten, die alles kahlfressen und zertreten. Die Nacht ist herrlich: ringsum pfeifen die Froesche, Grillen und Zikaden streichen ihre Lieder, Kaefer taumeln gegen die, von meiner Stirnlampe erleuchtete, Zeltwand, als ich lese. geschrieben am 27.1. in Nelspruit
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