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Reisetagebuch

1/18/2005   Suedafrika / Goedgeloof Plantatien nahe Graskop

Jan und Ria

Von draus, vom Walde komm ich her...

(Harald) Willi bringt mich morgens zum Abfahrtspunkt auf den Berg, denn ich will diesen Anstieg nicht noch einmal fahren.

Er hat mir das Waschen meiner Kleidung nicht berechnet und zum Abschied drueckt er mir auch noch 100 Rand in die Hand- die Uebernachtungskosten fuer 2 Tage. Mich wuerde auch nicht wundern, wenn das alte Paerchen da seine Haende im Spiel hat.

Es ist ein herzlicher Abschied; Willi waere fuer mich als Freund erste Wahl.

Es geht talwaerts zwischen gruenen Bergen hindurch. Unten angekommen, muss ich mich unter einem grossen Baum erstmal unterstellen, denn es beginnt zu regnen. Die Wolken ziehen mit einer unwirklichen Geschwindigkeit ueber den Himmel.

Hier stelle ich fest, dass die mir geliehene Kamera alle Bilder seit Pretoria geloescht hat- es ist zum Maeusemelken. Ich bin ratlos, woher dieser Defekt ruehrt.

70 km geht es nun munter rauf und runter. Ich strample, trete im Stand, schiebe. Die Anstiege sind kilometerlang und schweisstreibend. Die Luft riecht nach Harzen, feuchter Erde, Pilzen und Blueten und Sonne in nassem Gras.

Am Abend bin ich noch etwa 30 km von Graskop, der naechsten Stadt, entfernt. Ein Schild, dass auf einen "Backpacker", also eine Art Jugendherberge fuer Rucksacktouristen, hinwies, stellt sich als irrefuehrend heraus. Ich kann mein Zelt nirgends aufstellen, weil rechts und links der Strasse alles abgezaeunt ist.

Hier ist alles mit dichten, dunklen Kiefernwaeldern und Eukalyptus bedeckt. Ein gelbes Licht weist mir den Weg zu einer Farm namens "Goedgeloef Plantatien" hin. Der Nachtwaechter, der hinter der Zufahrt die grossen Maschinen bewacht, ruft den Vorarbeiter per Funk: darf ein Radfahrer sein Zelt hier auschlagen? Die Antwort ist kurz und buendig: Nein. Er weigert sich sogar, mit mir selbst zu sprechen.

Als ich weiterfahren will, kommt er dann doch in einem 4x4 angebraust und entschuldigt sich vehement: er habe ja nicht gewusst, dass ich ein Weisser sei, dass sei natuerlich etwas voellig anderes. Er sei zwar selber ein Schwarzer, aber er traue seinen "eigenen Leuten" nicht.

Dann ruft er den Manager per Funk und ich werde eingeladen, zum Haus zu kommen.

In einem dunklen Waldstueck liegt versteckt wie ein Knusperhaeuschen, das Heim von Jan und Ria Beetge. Beide wohlbeleibt, um die 60. Jan arbeitet seit 8 Jahren als Manager auf der 3000 Hektar grossen Farm fuer einen Landsmann, der mehrere Plantagen besitzt. Jan war Polizist, wie auch sein juengerer von zwei Soehnen, der vor 2 Jahren bei einem Unfall ums Leben kam.

Ich soll im Gaestezimmer schlafen, hell, blitzblank. Meine feuchte Waesche geht in den Trockner und ich unter die Dusche.

Im Zimmer haengen Fotos aus der Polizeischule. Die Absolventen halten sogar die Finger alle in der gleichen, unnatuerlichen Stellung auf den Knien und die Offiziere ihre Taktstoeckchen.

Am Haus gibt es mehrere Hunde, in einem kleinen Kaefig einen Graupapagei. Ria, die aus Eldoret in Kenia stammt, liebt Tiere und ich muss die Geschichte von Kari erzaehlen. Das ist stets etwas schwierig fuer mich, weil dies die Geschichte von Renata beinhaltet.

Jan erzaehlt von seinen Erfahrungen mit seinen farbigen Arbeitern. Sie kaemen zu oft zu spaet oder nach einer Weile ploetzlich garnicht mehr. Oft seien sie angetrunken und so passierten vor allem beim Baumfaellen, zuviele Unfaelle. Jan, ein gelassener, gemuetlicher Typ, vergleicht seine Arbeiter mit Kindern.

In der Nacht gewittert es wieder, als ob der Himmel zuerne.

geschrieben am 28.1. in Nelspruit


 

 

 

 

 

 

 

 


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