1/22/2005 Suedafrika / Thornybush Game Reserve nahe Hoedspruit
Raubkatzen auf dem Arm
Besuch in einem Waisenheim fur Tiere
(Harald) Jetzt sind wir ausgeruestet fuer eine Vier-Tage-Tour durch Tierparks. Eine richtige Safari. Das heisst auf Kisuaheli eigentlich nur "Reise", ist aber fuer Nichtafrikaner zum Inbegriff fuer das Anschauen von Tieren in Afrikas Sueden und Osten geworden. Keine andere Gegend der Welt hat eine so vielzaehlinge Fauna wie diese Gegenden (ausser Madagaskar, die ungekroente Koenigin der Artenvielfalt). Es wird nochmals eingekauft, vor allem Weissbrotstuetchen und Burgerfleisch- man moechte ja Fast-Fodd unterwegs nicht missen. Ich sorge fuer Nussschokoladennachschub. Wir fuenf erreichen nach kurzer Fahrt das Moholoholo Wildlife Rehabilitation Centre, ein "Waisenhaus" fuer Wildtiere. Barbora spricht zwar Deutsch, aber ungern. Und mein Tschechisch ist aeusserst mangelhaft, weshalb es beim Englisch bleibt. Seraina und Werner schwyzerduetschen und Andre spricht mit den Wildhuetern Afrikaans. Ein junger Manager erklaert uns zwar Einiges ueber Umweltschaeden, aber das auf Schulklassenniveau. Tenor ist, dass Naturschutz ohne Business nicht mehr funktioniert. Es muss sich selbst tragen, ja sich lohnen (Frage dabei: wie schuetzen wir dann unspektakulaere Lebenwesen und Pflanzen, die keiner sehen will?) also Gewinn fuer alle abwerfen- auch fuer die umgebende Bevoelkerung, die sonst nicht aufhoeren wird, auch noch das letzte Tier zu erlegen, ohne ein schlechtes Gewissen. Wir koennen da schlecht als Beispiel durchgehen, bei uns gibt es bis heute fuer Luchse, Baeren, Woelfe, Wildkatzen, Wildpferde etc. keine Chance. Taucht mal ein kleiner Braunbaer im Berner Oberland auf, wie ich das z.B. 1998 auf meiner damaligen Fahrradtour nach Marseille erlebt habe, steht es in allen Zeitungen und wird wie ein Weltuntergang verbreitet. Der Tod durch ein wildes Tier ist eben eine Sensation und Gefahr, die tausenden von Verkehrstoten schreckt niemand. In diesem Heim leben viele Raubvoegel, u.a. Adler und Geier, darunter die groessten ihrer Art, die wir, durch dicke Lederaermel geschuetzt, auf uns landen lassen und fuettern koennen. Die Geier haben eine unglaubliche Kraft in ihren Klauen und Schnaebeln und wenn jetzt einer, nach einer schlechten Nacht, uebellaunig in mein Gesicht hackte, koennte ich an keiner Schoenheitskonkurrenz mehr teilnehmen. Am naechsten Gehege versucht sich Barbora an einem Augenduell mit einer Loewin, worauf diese vorprescht und Barbora rueckwaerts, trotz Zaun, denn ein sich Respekt verschaffender Loewe ist ein furchterregender Anblick. Und eine Tuepfelhyaene kommt an einen der Zaeune. Ich kanns nicht lassen und versuche eine Annaeherung. Ich kann in den Augen den Zwiespalt des Tieres sehen: Furcht, Aggression und doch Neigung, sich von den "magischen Haenden" beruehren zu lassen. Fuer viele Tiere sind unsere Haende ein Wunderwerk, ein Quell von Wohligkeit. Unsere Faehigkeit, uns mit so vielen Tieren anzufreunden, hat kein anderes Lebewesen auf der Welt. Nur wir sind im Stande, Tiere zu zaehmen und unsere magischen Haende koennen Tiere geradezu suechtig nach unseren Beruehrungen machen. Und diese Hyaene ist keine Ausnahme- ich bin sehr vorsichtig, versuche aber auch, keine Angst zu zeigen. Klare, eindeutig einzuordnende Bewegungen und genaue Beobachtung des staendig wechselnden Minenspiels des Tieres ermoeglichen mir, auch die Nase der Hundeartigen zu streicheln. Die Tuepfelhyaene ist die groessere von zwei afrikanischen Arten, ein Tier von der Groesse eines Schaeferhundes bis Bernhadiners, mit einem furchtbaren Gebiss, das selbst Oberschenkel- und Beckenknochen grosser Tiere knacken kann und somit an das kostbare Knochenmark gelangt. Hyaenen und Woelfe sind Konkurrenten und erbitterte Feinde und toeten sich gegenseitig und auch die Jungen der anderen Art, wo sie diese antreffen. Dann sind wir bei meinem Favoriten, einem ausgewachsenen Leoparden angelangt. Ein solch riesiges Exemplar habe ich noch nie gesehen. Durch das faule, suesse Leben hier sind ihm Fettfalten gewachsen. Keines der Tiere zeigt Verhaltensstoerungen, wie man sie z.B. aus deutschen Zoos kennt, wo "Der Panther" schier endlos auf und ablaeuft, eine Art Hospitalismus. Hier sind die Gehege sehr gross, Pflanzen und Klima entsprechen den natuerlichen Habitaten, es gibt genug Umgebungsreize. Tiere bewegen sich eigentlich nur, um Nahrung zu finden und weil sie Reviere oder Geschlechtspartner finden muessen. Steht Nahrung stets zur Verfuegung, entfaellt das Beduerfniss vieler Tiere nach grossraeumigen Bewegungen und grossen Terretorien weitgehend und das Einsperren laesst sich somit fuer die Tiere ertraeglich gestalten. Der groesste Marder Afrikas sieht fast genauso aus, wie unser Dachs. Vom groessten Marder der Welt, dem Vielfrass des Nordens, weiss man, dass er ein furchtloser Kaempfer ist, der selbst Grizzlys die Stirn bietet und der Manager erzaehlt uns, dass selbst Loewen einen Bogen um den hiesigen Honigdachs machen, der sich in seiner fettreichen Haut drehen kann, wie in einer Decke und wehe dem Katzengesicht, dass von seinen Krallen und Zaehnen dann zugerichtet wird. Als wir alle draussen sind, bitte ich den Manager, mir noch Zugang zu den jungen Servalen zu erlauben, die ich habe irgendwo spielen sehen. Servale sehen aus wie getigerte Hauskatzen mit zu langen Beinen. Sie sind nachtaktiv und daher sieht sie normalerweise kein Mensch in der freien Natur. Neben den etwas groesseren Karakalen und den kleineren Zibetkatzen, decken sie die Luecke zwischen den drei Grosskatzen Loewe, Leopard und Gepard einerseits und den Marderarten andererseits ab. Hier haben fuenf herzallerliebste, verspielte Kaetzchen ein Zuhause gefunden und wie Hauskatzen, streichen sie um meine Beine und lieben es, sich von Haenden beruehren zu lassen. Unsere Unterkunft ist exclusiv. Ein Swimmingpool unter Palmen, grosse Rundbalkenkonstruktionen mit Schilfdaechern, ein feines Essen umgeben von Papageien (aus Suedamerika importiert- diese Spezies ist in Afrika sehr selten) und zum Hoehepunkt kommt ein winziges Warzenschwein angelaufen, gerade mal so gross wie ein Pekinese. Das Tier ist voellig angstfrei und laesst sich quiekend anfassen. Am Nachmittag faehrt Andre Barbora und mich mit seinem Caravan durch diese private Gamereserve. Wir sehen die groessten Antilopen der Welt, die Elen, groesser als Kuehe, Impalas, Zebras, Gnus und Giraffen, denen wir uns bis auf 15 Meter naehern koennen. Auge in Auge mit diesen wandelnden Tuermen, drei Jungtiere daneben- das ist unvergesslich. Seraina und Werner haben eine andere Tour gemacht und am Abend gibt es viel zu erzaehlen. Ich habe schon lange nicht mehr soviel gelacht, wie in diesen Tagen. Auch ueber Andre, dessen anzuegliche Witze und Erzaehlungen so manchen Seitenblick zwischen seinen Kunden hervorruft: Natuerlich hat der Loewe die Giraffe in den Hoden gebissen und ist daran gebaumelt... geschrieben am 1.2. in Maputo
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