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Reisetagebuch

1/25/2005   Suedafrika / Graskop

Der Leopard

Zweiter Tag der Safari

(Harald) Englisches Fruehstueck, dann gehts im Bus wieder hinein ins Vergnuegen.

Elefanten kreuzen wie in Zeitlupe die Strasse. Die jungen Bullen zeigen keinerlei Scheu vor den Autos. Erwachsene Elefanten haben keine Feinde, denn selbst Loewen sind nicht in der Lage, einen grossen Elefanten zu erlegen, dessen Haut gut doppelt so dick ist wie Bueffelleder und an dessen schierer Kraft und Masse jeder Angriff abprallt. Junge Elefanten fallen allerdings immer wieder Raeubern zum Opfer, weshalb sie von der Herde auch ausserordentlich liebevoll umsorgt und beschuetzt werden.

Andre setzt den Wagen zurueck, denn ein Bulle, nur wenige Meter vor dem Auto, schielt und hebt den Ruessel in unsere Richtung. Es kommt immer wieder vor, dass Elefanten Autos angreifen und schwer beschaedigen.

Die Elefanten muessen fressen, fressen, fressen. Ihr gewaltiger Koerper verbraucht viel Nahrung und Blattwerk und Gras ergeben nur wenig Energie, anders als Fleisch und Fett. Die Riesen legen ganze Baeume mit Ruessel, Kopf und Fuessen um und gelangen so an besonders leckere Bissen. Diese Ausduennung ist gut fuer die Vegetation, so lange, wie es nicht zuviele Elefanten gibt. Trotzdem die Tiere meist nur ein Junges zur Welt bringen, hat die Population im "Krueger" derart zugenommen, dass hier Tiere geschossen werden muessen. In Parks, in denen es keinen ausreichenden Schutz gegen Wilderei gibt, werden die Tiere allerdings gnadenlos ausgerottet, weil es immer noch Abnehmer fuer Elefenbein gibt. Zwar kann man heute kein Klavier mit Elfenbeintasten mehr kaufen, aber fuer Schnitzereien, Pfeifen, Messergriffe, Schmuck u.ae. besteht immer noch ein Markt, genauso, wie fuer Nashoerner, Tigerfelle u.s.w.

Eine grosse Herde Bueffel kreuzt unseren Weg. Ich zaehle 400, 500 Tiere, darunter viele Kaelber. Der Bueffel ist Afrikas einzige Wildkuh und aeusserst wehrhaft. Werden Bueffel von Loewen angegriffen, den einzigen Katzen, die einen erwachsenen Bueffel erlegen koennen, stellen sich die grossen Bullen oft den Raeubern zum Kampf, geschlossen in Front, oft sogar in einem Kreis oder Halbkreis um die Herde. Ein grosser Bulle hat ein Gehoern, dass wie ein Schild den ganzen Kopf bedeckt und die hochgebogenen Hoerner haben eine unglaubliche Wucht, wenn das Tier sie hochwirft. Ein solcherart verwundeter Loewe hat keine Ueberlebenschance, wenn er nicht mehr jagen, oder sich am Riss der anderen behaupten kann.

Netz-Giraffen ueberragen die Baeume. Ihr Galopp sieht wie eine Zeitlupenaufnahme aus, ihr Gestalt erinnert mich stets an Jurassic Park, so unwirklich. Zu den Antilopen gibt es nur eine einzige verbindende Spezies: das Okapi, die sog. Waldgiraffe im Kongo. Sehr selten, fast ausgerottet. Ansonsten gibt es drei Spezies: Rothschild-, Netz- und Massaigiraffe. Sie schlafen weniger als 20 Minuten pro Tag und das im Stehen. Eine schlafende Giraffe ist nur daran zu erkennen, dass sich ihr Wedelschwanz nicht mehr bewegt. Zum Trinken muessen die Tiere ihre Vorderbeine weit spreizen, denn ihr Hals ist nicht lang genug, um im Stehen den Boden zu erreichen. Mit gesenktem Kopf koennen sie nur wenige Minuten stehen, denn das in den Kopf stroemende Blut machte sie sonst bewusstlos. Ihr langer Hals hat, genauso wie bei uns, nur sieben Wirbel, die allerdings riesig und gestreckt "konstruiert" sind. Ihre Haut ist dick und ihre Tritte sind toedlich fuer Loewen, wobei die Tiere auch nach vorne treten koennen. Angriffe auf Menschen gibt es praktisch nicht, die Giganten sind scheu und sanftmuetig. In der Paarungszeit schlagen sich die Bullen gegenseitig mit den Haelsen, verletzten sich aber so gut wie nie.

Ein Elefant nimmt nahe der Strasse ein Schlammbad, ein einsamer Bulle. Schlammbaeder sind eine der wenigen Moeglichkeiten fuer die Tiere, Hautparasiten loszuwerden. Das Wasser ertraenkt Insekten, der Schlamm erstickt sie. Ist der Schlamm getrocknet, kann z.B. ein Elefant durch Schuppern an einem Baum oder Felsen den trockenen Lehm samt eingebackener Parasiten loswerden. Den gleichen Sinn erfuellen Sandbaeder, wie sie z.B. Strausse u.a. Voegel nehmen.Der scharfkoernige Sand zerquetscht Parasiten.

Und eine Herde Impalas zeigt uns ganz nah den Einsatz einer Art Gesundheitspolizei: Madenhacker erfuellen die Funktion einer Waschstrasse oder eiens Doktorbesuchs. Es sind kleiberartige Voegel, die staendig in der Naehe von Wildtieren sind. Selbst Loewen lassen diese Voegel in ihre Ohren kriechen oder sich den Allerwertesten inspizieren. Denn ohne Finger und die Faehigkeit, sich gegenseitig Insekten aus dem Fell zu klauben, sind die meisten Wirtstiere auf die Madenhacker angewiesen um Zecken, Laeuse und Fliegenmaden loszuwerden, die ja auch Krankheiten uebertragen.

Leben Herden auf zu kleinem Raum, koennen sie die Umgebung, die dank ihrer eigenen Wirtfunktion vermehrt mit z.B. Zecken verseucht ist, nicht verlassen. Das gleiche gilt fuer das Aesen im dungverseuchten Gras. Darmparasiten, wie z.B. Bandwuermer vermehren sich explosionsartig, wenn Herdentiere auf zu kleinem Raum eingesperrt werden und beim Aesen Eier einatmen oder mitfressen. Deshalb sind grosse Flaechen in Suedafrika notwendig, waehrend bei uns viele Parasiten einfach im Winterfrost zu Grunde gehen.

Hoehepunkt des Tages ist ein Leopard. Es ist ein junges Tier, dass ueber die Strasse laeuft und sich vor uns, recht unvollstaendig, im Gras neben der Strasse verstecken will. Andre faehrt zu nahe an das Tier heran undes springt heraus, steht einen Moment unschluessig im Freien. Andre zuendet den Wagen, setzt zurueck, das Tier huscht weg. Ich bin ziemlich genervt ueber Andre, denn mit mehr Ruhe haetten wir das Tier vielleicht laenger beobachten koennen. Wir starren noch 20 Minuten mit den Fernglaesern ins Gras- "Da ist er! Seht ihr, da ..."- aber letztlich wars dann doch nur der Wunsch etwas zu sichten.

Wir sehen einen seltenen Buschbock, Wasserboecke, Ducker- hundegrosse Antilopen die unter den Bueschen leben, Kuhreiher, die stets um die Herden herumstolzieren, weil die grossen Tiere beim Grasen Insekten aufscheuchen, die die Reiher bequem aufpicken koennen. Wie die Madenhacker, reiten auch die Reiher oft auf dem Ruecken der Antilopen.

Am spaeten Nachmittag verlassen ein paar Hippos, die wir als Nil-Pferde bezeichnen, obwohl sie mit den Schweinen verwandt sind, den Schilfsumpf. In der roten Abendsonne stapfen sie lautlos einen Abhang hinauf, um die ganze Nacht hindurch zu grasen. Sie sind Afrikas Menschenkiller Nr. 1, nicht Krokodile, Loewen oder Elefanten. Geraet man zwischen des nachts grasende Hippos, rennen die Tiere einen ueber den Haufen oder zerbeissen mit ihren gewaltigen Hauern den Leib. Auch Boote werden gelegentlich umgeworfen. Der Anblick eines weit aufgerissenen Mauls eines Bullen mit 20 und mehr Zentimeter langen Hauern, das Bruellen der Tiere ist ein unvergesslicher Anblick.

Wir fahren am Abend zurueck nach Graskop und uebernachten im Koka Moya Guest House bei Andre.

geschrieben am 10.2. in Siteki


 


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