1/30/2005 Mosambik / Maputo
Mir reichts !
Wieder bestohlen
(Harald) Bevor der Campingplatz erwacht, bin ich unterwegs. Die Grenze ist schnell hinter mir. Ca. 15 Euro kostet das Visum fuer Mosambik. Die Strecke wird bald eben und ehrlich gesagt, langweilig. Stets das gleiche Buschland, mal ein paar Felder. Die Strasse wurde von Suedafrika finanziert und gebaut, selbst die Schilder sind suedafrikanisch. Die Kosten werden ueber mehrere Toll-Stationen refinanziert. Dort muss ich, um nicht auf die Induktionsfelder zu treten, durchs Blumenbeet schieben. Hier ist Diaspora, eine gottverlassene Gegend, nichts. Ich habe Mangos erstanden und die Angestellten hinter ihrem undurchsichtigen Glas geben mir ein Messer und eiskaltes Wasser und die Fruechte sind mein Mittagessen, was sich ein paar Stunden spaeter in einem furchtbaren Durchfall raecht. Hat mich der staendige Gegenwind schon erschoepft, so sorgt mein rebellierendes Inneres fuer den Rest. Aber ich muss weiter, ich kann nicht hier neben der starkbefahrenen Nationalstrasse zelten. Es sind ca. 120 km, die ich heute geschafft habe, als ich endlich Maputos Innenstadt ereiche, die sich schon 20 km vorher, als geballte Ladung von Hochhaeusern auf einem Huegel, ankuendigte. Nahe des Hafens, auf der Avenida 24 de Julho, finde ich eine Pension mit blau-roter Leuchtschrift. Es ist warm, windig, die Strassen sind belebt, Palmen, Jacarandabaeume, rote Blueten auf den Gehsteigen. Die Atmosphaere einer Kuestenstadt. Der Preis scheint mir zu hoch, ca. 14 Euro. Ich fahre wieder ab, wenn auch todmuede, verklebt und mit wundem Hingerschtem. In alle Richtungen geht es bergauf, ich stehe ratlos an einer Kreuzung. Fuer eine, erste Nacht wird es die Unterkunft schon tun, auch wenn sie mir irgendwie nicht recht geheuer war. Ich fahre zurueck und will das Zimmer buchen. Aber es ist so klein, dass selbst das Fahrrad nicht hineinpasst. Wo kann ich es sicher unterbringen? Niemand spricht Englisch. Vor dem Hotel spricht mich ein Mann an, in einem hier raren, guten Englisch. Er sei Tanzanier, handle zwischen Suedafrika mit Ersatzteilen, warte auf seinen Flug nach Hause. Er habe sich gewundert, warum ich so mutig gewesen sei, in der Nacht alleine durch die Stadt zu fahren. Ich denke an Johannesburg und nicke und erzaehle mein dortiges Erlebnis. Ja, meint der Mann freundlich, Joburg sei gefaehrlich, jeder schaue auf die Touristen und nehme die aufs Korn, weil da was zu holen sei. Sehr gefaehrlich. Fuer eine Nacht sei es doch hier o.k. Ein zweiter Mann erscheint, er stellt ihn als seinen juengeren Bruder vor. "Sie sprechen Kisuaheli?" frage ich die beiden, weil ich nichts verstehe, es aber auch nicht nach dieser Sprache klingt. Der Mann bietet mir das Zimmer der Beiden an, ein Doppelzimmer, sie weurden dafuer in die beiden kleinen Zimmer ziehen. Ich nehme das Angebot an, nachdem der Mann fuer mich nachgefragt hat, ob ich mein Rad nicht irgendwo im Hotel sicher unterstellen koenne. "Nein, leider nicht moeglich." Wie schofelig vom Hotelier, denke ich. Als ich das Zimmer vorausbezahle, will der Mann wissen, woher ich heute gekommen bin. "Wow!" So weit mit dem Rad an einem Tag! Wann ich losgefahrens sei. Da ich nie eine Uhr trage, hole ich die Digitalkamera hervor und checke die Uhrzeit des Fotos von heute morgen. Dann frage ich den Mann, ob wir nicht zusammen essen gehen koennen. "Sicher, gerne. Aber gehen sie doch erstmal Duschen." Er bezahlt seine beiden Zimmer mit suedafrikanischen Rand vor, incl. Trinkgeld, obwohl das fuer die beiden auch noch teurer ist, als das Doppelzimmer. Wie nett. Ich schluepfe, husch-husch, in die Dusche auf dem Flur, man wartet ja auf mich. Als ich nach 10 Minuten wieder im Zimmer bin, sind die Kamera, mein Bargeld und alle Travellerschecks gestohlen. Ich stuerze zur Rezeption, zittere am ganzen Leib, vor Schock, Wut, ich weiss es nicht. Das Zimmer war abgeschlossen und wurde wieder verschlossen, einen Zweitschluessel gibt es nicht an der Rezeption. Die beiden Tanzanier sind verschwunden. Zwar haben sie ihre Paesse vorgelegt und ich erstatte sofort Anzeige bei der Polizei, wobei mir der weisse Hotelier hilft, aber die Paesse sind wohl falsch und selbst wenn nicht: was wuerde es helfen? Der Hotelier macht mir Vorhaltungen, warum ich dem Mann vertraut haette? Und ich haette doch alles mit in die Dusche nehmen koennen, oder an der Rezeption abgeben. Ja, haette ich. Aber wer haette das in den ersten 10 Minuten denn gemacht? Ich weiss gleich, dass ich keine neue Kamera mehr kaufen werde. Die Spiegelreflex haben sie wieder verschmaeht, die will keiner und die muss es halt bis Kapstadt tun. Ich liege im Zimmer der beiden Profi-Einbrecher und denke: Afrika ist nicht fuer mich gemacht- oder umgekehrt. Mir wird klar, dass der Rezeptionist wohl einen Unterstellplatz fuer das Rad angeboten hat, der Einbrecher aber falsch uebersetzt hat, um an sein Ziel zu kommen. Und das er wahrscheinlich Suedafrikaner ist, weil er kein Kisuaheli sprach, der pass also falsch ist und er daher ein Profi mit Werkzeug ist. Es waere vioellig egal gewesen, ob ich den Zimmertausch abgelehnt haette. Und ich kaempfe mit einer giftigen Blase in mir, die alle "Schwarzen" verfluchen will, in der wie Eiter, sich Frust und Misstrauen zusammenbrauen zu einer Mixtur, die am Ende kein Laecheln oder Vertrauen mehr zuliesse. Immer die Grossstaedte... geschrieben am 10.2. in Siteki
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