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Reisetagebuch

1/31/2005   Mosambik / Maputo

Besuch der Polizeistation

Der erste Schock ist ueberwunden

(Harald) Am naechsten Morgen ist der Polizeibericht nicht dort, wo er sein soll. Mein Begleiter und ich sollen um 10 Uhr nochmal wieder kommen.

Um 10 Uhr ist der Bericht immer noch nicht da. Am Nachmittag ist zwar der Bericht da, aber nicht der Mann, der angeblich autorisiert waere, uns eine Kopie davon zu geben. Mein Einwand, dass die Kopie einer Anzeige, die ich selbst aufgegeben habe, ja wohl keine Geheimsache sein koenne, geht unkomentiert unter. Morgen wiederkommen. Jau! Super das.

Wir gehen zur Banco International de Mosambique. Sehr modern, Glas, grauer Plastik, Granitboden und -tresen, eine Bank, wie sie ueberall auf der Welt stehen koennte. Nur die Masse der Wartenden macht deutlich, auf welchem Kontinent man sich befindet. Schlangen von Wartenden, geduldig, ruhig, die Luft angenehm durch die Klimaanlage, aber keine Stuehle oder Sessel und manche dicke Matrone haelt das nicht lange durch, auch die Muetter mit aufgebundenen Kleinkindern muessen zu Boden gehen, sich auf Muelleimer setzen, oder nochmal wiederkommen.

Man gibt mir eine Handynummer in Suedafrika fuer die Meldung an die Travellerscheckgesellschaft, sowie eine Faxnummer und einen Namen dazu. Mein Anruf landet bei einem Anrufbeantworter, auf den ich spreche. Ich gehe sodann ins Netcafe und schreibe einen Brief, den ich bei der Post per Fax versende.

Der freundliche Hotelier hat mir freie Kost und Logies angeboten, solange, bis ich wieder fluessig bin. Er leiht mir sogar etwas Geld, damit ich Telefonieren und Faxen kann.

Der 56-jaehrige heisst Elisio, ein hoeflicher Mann, aber ein ungemein nervoeses Hemd, der keine Sekunde ohne Bewegung sein kann. Als wir gemeinsam essen, muss ich wegschauen, weil mir sein Rumgezucke auf den Magen schlaegt. Elisio steht unter enormem Druck, denn er baut die Kulissen fuer die Inaugurationsfeiern des neuen Praesidenten auf. Nur ein paar hundert Meter um die Ecke, vor dem Buergermeisteramt, stehen bereits Tribuenen, werden riesige Lautsprecher aufgestellt. Zwei seiner Leute sprechen mehr oder weniger gut Deutsch- Folge ihrer Aufenthalte in der DDR in den 80er Jahren.

Elisio und ich essen zusammen zu Abend, nebeneinander, jeder an einem kleinen Tischchen, der Fernseher hoch ueber uns laeuft lautstark, Sitcoms, Serien aus Portugal oder Brasilien, mit grottenschlechten Schauspielern und realitaetsfremden Stories. Das Uebliche halt. Die Nachrichten sind, wie in Aethiopien, Kenia oder Tanzania auch, von Pannen, verwackelten Aufnahmen, fehlendem oder falschem Ton und stotternden Ansagern gekennzeichnet. Man scheut sich auch nicht, dieselben Bilder mehrmals hintereinander zu zeigen.

Ich erzaehle Elisio vom Ueberfall in Johannesburg. Er sagt, so schlimm wie in Suedafrka sei es in Mosambik nicht, dieses Toeten fuer kleine Summen oder sogar willkuerlich, gaebe es in seinem Staat nicht in dem Masse, wie im Nachbarland. Er selbst ist in Maputo geboren, seine Eltern sind Portugiesen gewesen, die Todestage sagt er auf, als ob es gestern gewesen waere und nicht vor vielen Jahren. Er zeigt mir mit liebevollem Blick darauf alte Aufnahmen seiner huebschen Mutter und seines gar gestreng dreinblickenden Vaters, Klein-Elisio in weisser Spitze mit Haeubchen auf dem Arm. Elisio hat drei Toechter und eine schwarze Freundin- ich frage nicht weiter, was mit seiner Frau ist.

Im Internet “bestelle” ich Geld per Western Union, damit ich losfahren kann und am Abend gehe ich ins Kino, was hier spottbillig ist, gerade mal 80 Cent.

geschrieben am 17.2. in Matubatuba


 


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