Home Page english version deutsche Version

  Worum es geht...
  Highlights der Reise
  Ueber Harald Radtke
  Zeitungsartikel

  Tagebuch (952 Eintr.)
  Lesermeinungen
  Leseproben
  Reiseroute
  News Archiv

  Pamphlet zur Faulheit

  Laenderinformationen
  Literatur

  Kontaktformular
  Mediainfo/Fotos
  Impressum


Reisetagebuch

2/12/2005   Suedafrika / Ubombo

Malaria und Co.

Sinn und Unsinn von Impfungen

(Harald) Das Visum ist fuer 4 Wochen gueltig und kann dann verlaengert werden. Nach meinem (in Johannesburg im Gepaeck geraubten) Impfausweis bin ich waehrend der ganzen Reise nicht einmal gefragt worden. Mit der jetzigen Kenntnis ueber die Verhaeltnisse in Afrika wuerde ich auch nicht mehr saemtlich moeglichen Impfungen durchfuehren lassen. Naehert man sich einem potentiellen Seuchengebiet, so schallt einem dies aus Zeitungen und Fernsehen und durch die Mundpropaganda entgegen und so bleibt Zeit zu reagieren.

Seit Westaethiopien habe ich auch keine Malariaprophylaxe mehr eingenommen. Das ist teuer und die meisten Medikamente sind in der einen oder anderen Weise gesundheitsbelastend. Stattdessen habe ich stark belastete Gebiete vermieden (z.B. die mosambikanische Kueste) und stets achtgegeben, nicht zu oft gestochen zu werden, indem ich z.B. Sprays und ein Netz benutzt habe. Die Prophylaxemittel wirken ja auch nicht vermeidend, sondern vermindernd. Heisst, man erkrankt trotzdem an Malaria, aber der Anfall ist nicht stark. Man kann an Malaria sehr schnell sterben, im schlimmsten Fall binnen 48 Stunden und wer nicht sofort Medikamente nimmt, riskiert sein Leben. Solche "Erste-Hilfe-Pillen" hatte ich stets dabei. Jetzt bin ich aus den gefaehrdeten Gebieten heraus. Suedafrika hat viel Aufwand betrieben, um die Malaria auf seinem Staatsgebiet auszurotten und die Erreger kommen nur noch entlang der Grenzen zu Botswana, Simbabwe und Mosambik vor. Bei den eingesetzten Insektiziden handelt es sich oft um das in Europa schon lange verbotene DDT. Dieses Gift lagert sich im Fettgewebe des Menschen ab und reichert sich dadurch an. So enthaelt Muttermilch in Deutschland oft auch heute noch ein Vielfaches des erlaubten Grenzwertes dieses Giftes, weil unsere importierte Nahrung damit belastet ist. (Muttermilch uebersteigt uebrigens oft den Grenzwert der WHO (Weltgesundheitsorganisation) fuer das gefaehrliche Dioxin bis heute um das 10-50-fache. Waere Kuhmilch derart belastet, duerfte sie in Deutschland nicht verkauft werden).

Fuer afrikanische Staaten stellt sich dabei nur die Frage nach dem kleineren Uebel. DDT ist hochwirksam und deshalb billig und wird deshalb auch in Zukunft weiter gegen Tsetsefliegen, die die Schlafkrankheit uebertragen und Malaria- und Gelbfiebermuecken u.a. zum Einsatz kommen.

Malaria gab es uebrigens auch in Europa, z.B. in Italien und Spanien, sowie an der Adriakueste des Balkans, sowie in der Tuerkei, Syrien und Israel, wurde aber nach und nach nach Sueden abgedraengt.

Als ich aus dem Zelt krabble, maeht gerade einer den Rasen um mich herum. 1 Bahn maehen, ein Tratsch mit einem anderen Arbeiter, 3 Bahnen, naechster mit einer Kollegin... Fuer ca. 100 qm braucht er am Ende drei Stunden.

Ich sitze im Schatten einer Schilfueberdachung auf einer Terrasse, schreibe Tagebuch, trinke Kaffee (...draussen gibts nur Kaennchen...), lese. Vor mir liegen heute nur 50 km und ich kanns daher ruhig angehen lassen.

Meine Rechnung habe ich aber ohne den furchtbaren Gegenwind gemacht. Mehr als 10 km/h sind nicht drin und zudem fuehrt die Strecke ueber zwei Berge.

Unterwegs passiere ich, wie schon viele Male auf meiner Reise, Reifenfetzen. Reifen werden hier nicht nur blank-, sondern durchgefahren. In der Tuerkei oder Syrien z.B. uebergiessen die Fahrer die demontierten Maentel mit Benzin und zuenden sie an (weshalb der Asphalt an vielen Stellen verbrannt ist), so dass nur noch die Stahldrahtarmierung uebrigbleibt, die dann verrostet. Dieses System gibt es hier nicht, wohl auch, weil die Waldbrandgefahr zu gross ist.

Alsbald taucht am Strassenrand ein Tankzug auf. Einer seiner Hinterradreifen hat sich aufgeloest und dabei, weil der Fahrer weitergefahren ist, den ganzen Kotfluegel hochgesprengt. Nicht zu glauben, aber der Fahrer faehrt wieder weiter, Gummigestank haengt in der Luft, es qualmt, Gummistuecke schleudern durch die Luft wie Geschosse...Oben auf dem Berg, nur 2 km weiter ist dann endgueltig Schluss.

Ich erreiche den kleinen Ort Mkuze am Nachmittag, voellig ausgehungert durch die Anstrengung, stuerze mich ins "Wimpy", einen Fast-Fooder und arbeite mich durch die Speisekarte bis die Bedienungen lachen.

Dann rufe ich ein deutsches Missionarsehepaar an, die oben in den Bergen wohnen und deren Telefonnummer mir Norbert gegeben hat.

Leider faehrt kein Bus mehr die 16-km-Strecke hinauf in die wunderschoene Bergkette linker Hand, und ich entschliesse mich, zu radeln. Haette ich aber keinen "Lift", also jemanden auf der Strecke gefunden, der mich auflaedt, ich haette es kaum geschafft, denn es beginnt heftig zu regnen, der Wind peitscht von vorne und ich bin voellig erledigt.

Das Ehepaar nimmt mich freundlich auf, bugsiert mich sogleich in ein Gaestezimmer und am Abend sitzen wir zusammen und kloenen.

geschrieben am 1.3. in Durban


 


  Team Login

© biketour4goodhope