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Reisetagebuch

2/22/2005   Suedafrika / Mtubatuba

Ein verrueckt gewordener Bulle

Ein Tag in St. Lucia

(Harald) John fahert mich nach St. Lucia. Ich moechte eine Nacht im Reservat von Cape Vidal verbringen, aber als ich ankomme, regnet es in Stroemen, weshalb ich mich gleich ins Netcafe verziehe.

Im Restaurant gegenueber treffe ich den jungen Guide, der als Fahrer fuer Kay und John die Touren durchfuehrt. Er ist Weisser, Anfang Dreissig, heisst Claude und wohnt in Durban. Urspruenglich aus Joburg, wurde ihm das Pflaster dort zu heiss. Geschlagene 6 Mal wurde er gecarhijackt. Car-Hijacking ist in den Grossstaedten weitverbreitet. Da in den neuen Autos immer mehr und kompliziertere Sicherungssyteme, sowie neuerdings sogar Satelitensender eingebaut werden, um Autodiebstaehle zu verhindern, machen es sich die Gangester "einfacher": An den Ampeln treten sie, tagsueber und nachts, mit gezogenen Schusswaffen an die Autofenster und zwingen die Fahrer, sie wegzufahren. Sie fahren nicht selbst, weil in vielen Wagen auch Break-Down-Systeme eingebaut sind, die dazu fuehren, dass die Fahrzeuge einfach nach ein paar Hundert Metern stehen bleiben, wenn man nicht weiss, wo der geheime Knopf ist. Also muessen die Autobesitzer selber fahren, was sie groesseren Risiken aussetzt, denn jetzt haben sie Zeit, sich die Gesichter der Taeter zu merken. Leistet man nur den geringsten Widerstand, schiessen die Verbrecher.

Nach dem fuenften geraubten Auto kaufte sich Claude eine 38mm- Pistole und schoss beim sechsten Ueberfall einem der Taeter zweimal in die Brust. Der Mann ueberlebte und sitzt seitdem ein.

Claude wurde in Joburg ausserdem 4 Mal Opfer eines Raubueberfalls. Ich kann das nicht glauben, ich lache, weil ich denke, Claude nimmt mich auf den Arm. Aber der Junge ist kein Plappermaul, kein Angeber. Er meint es ernst.

Claude verkaufte seine Pistole und zog nach Durban.

“In Richardsbay haben sie es nur einmal seitdem versucht”, erzaehlt er, “ruhiges Pflaster dort.”

Ich bin in Deutschland noch nie ueberfallen worden, nie wurde mein Hotelzimmer aufgebrochen, nur einmal wurde ich in einer Diskothek Opfer eines Taschendiebstahls. Ich habe nie ueberlegen muessen, ob ich irgendwo in Krefeld nachts nicht entlanggehen sollte. Ich kenne nicht mal jemanden, der ueberfallen und ausgeraubt wurde. Erst hier wird mir bewusst, wie sicher Deutschland ist.

Claude erzaehlt von dem verrueckt gewordenen Elefanten im St. Lucia-Park. Vor zwei Tagen drehte einer der allein lebenden Bullen ploetzlich durch und griff nahe dem Eingangstor zwei Touristenwagen an. Die Fahrzeuge waren geparkt und leer und der Bulle demolierte die Autos voellig. Dann griff er einen durchfahrenden LKW an und warf ihn um. Ein Bus mit Touristen rettete sich zum Tor, aber der Waechter hatte aus Angst das steinerne Wachhaus verlassen und war die Strasse aufwaerts gerannt, so dass die Schranke eine Durchfahrt verhinderte. Der Elefant raste heran und wenn sich nicht eine der weiblichen Waechterinnen ein Herz genommen, den Elefanten angeschriehen haette, um ihn von dem Auto abzulenken und die Schranke im letzten Moment geoeffnet haette, haette es wahrscheinlich Verletzte oder Tote gegegen.

Gestern abend dann versperrte derselbe Bulle die Strasse und wollte ueber zwei Stunden nicht weichen, griff aber den Bus zunaechst nicht an. Claude rief ueber Handy um Hilfe und einer der Ranger erschoss den Bullen.

Es erwies sich, dass der Bulle vor Tagen von einem PKW mit ueberhoehter Geschwindigkeit angefahren und verletzt worden war. Der Fahrer floh unerkannt und der Elefant war durch die Schmerzen nicht mehr er selbst.

John kommt mich abholen, wir sitzen einige Zeit im Cafe und reden ueber Frauen, Ehe und Liebe. “Ich bin sehr dankbar Kay zu haben. Sie ist eine gute Frau.”

Schoen, wenn man das nach so vielen Jahren noch sagt.

geschrieben am 3.3. in Durban


 


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