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Reisetagebuch

2/24/2005   Suedafrika / Empangeni

Stairway to heaven

Schoene Momente

(Harald) Ich schreibe an Sallys Laptop, einem dieser technischen Zauberkisten mit Irrsinnsgeschwindigkeit und flach wie eine Zeitschrift. Der Pool nimmt mich mehrmals auf, Brian hat frei und wir sprechen viel ueber Suedafrika. Er liebt sein Land, dass hoert man deutlich. Seiner freundlichen Art, seiner erklaerten Symphatie fuer die Zulus und der Tatsache, dass er deren Sprache seit seiner Kindheit fliessend spricht, verdankt er einen unsichtbaren Schutzwall um sein Haus. Als seiner Familie einmal etwas gestohlen wurde, ging er zum oertlichen Zuluchef. Der fand die Taeter binnen eines Tages und zwang sie, das Gestohlene zurueckzugeben. Danach fand ein Stammesgericht statt, dass von den Betroffenen als schlimmer empfunden wird, als eine Gefaengnissstrafe in den Grossstaedten. Solche Stammesgerichte sind offiziell und werden, wie bei uns ein Schiedsmannsspruch, fuer geringere Vergehen und Verbrechen eingesetzt. Zu den Strafen gehoert auch koerperliche Zuechtigung, vor allem aber droht oeffentliche Aechtung.

Die Familie hat ein Stueck Land dazugekauft. Der Vorbesitzer war ein arroganter Choleriker, unbeliebt bei den Zulus und dementsprechend wurden fast alle Tiere von seinem Land gewildert und virl Holz geschlagen. Jetzt hat Brian einfach Schilder im Busch aufgehaengt, dass das Land jetzt ihm gehoert und der Holzschlag hat fast aufgehoert.

Abends sitze ich mit der ganzen Familie, wie ein privater Gast, am Tisch im Innenhof. So habe ich mir immer ein perfektes Abendessen vorgestellt: Laue Sommernacht, ein leichter Wind, Kerzenlichter die auf lebendigen Gesichtern flackern, ein grosser, stabiler Holztisch mit Tischdecken, Rotwein, geniesserische Menschen um mich herum, die albern und witzig sind, ein leckeres Essen, alles sehr schoen- wobei mein Blick auf die Tischnachbarin faellt. Brian grinst, Sally deutet einen Seitenknuff an und Brians Mutter erhebt ihr Glas auf “Die Schoenheit im Allemeinen”.

Ich gehe als Letzter ins Bett, geniesse im Wohnzimmer noch einen Film. Als ich im Innenhof stehe, der vom Unterwasserscheinwerfer aus dem Pool beleuchtet wird, zu den Sternen aufschaue, hole ich tief Luft, befreie meine Brust von dieser eigenartigen Beklemmung, die wie Furcht den Atem bindet, im Anblick von soviel Schoenheit um mich herum. Die Ahnung von Vergaenglichkeit, Endlichkeit. Eine Vagheit von Vorbei in jedem Atemzug, als ob man die Zeit anhalten koenne, wenn man nicht mehr atmete, oder so leise und unbemerkt, dass das Schicksal es nicht merkt und die Zeit anhaelt. Bewegt man sich, ist der shakespearische Augenblick vorueber, alles verschwindet, man muss sich beeilen. Zuletzt denke ich an Musik: “One Love” von “Blue”. “Stairway to heaven” von Led Zeppelin. Augenblick, so schoen, verweile!

Ich entschliesse mich nach langen Minuten, den Moment loszulassen, vorsichtig, zaghaft aus ihm verschwindend, nicht in die Haende klatschend.

“Man kann nicht stets das Fremde meiden. Das Gute liegt uns oft so fern.” Goethe, Faust I

geschrieben am 5.3. in Durban


 


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