3/6/2005 Suedafrika / Rynie
Dududu
Ueber Maneater
(Harald) Morgens Fruehstueckbuffet: Obst, Cornflakes, Toast, Marmelade, Fruchtjoghurt. Danach hat einer seinen Laptop vor der Theke auf einen Barhocker plaziert und wir schauen uns Tom Hanks in “The Terminal” an- herrlich witzig, ruehrend, was fuer ein Schauspieler. Bin halt Cineast. Ich muss mich hier etwas losreissen, dass ist mal wieder ein Platz zum Verweilen. Ich bin nach wie vor ein wenig traege, vielleicht ein neuerlicher Anfall von Reisemuedigkeit. Vor mir liegt die Transkei, Stammesgebiet der Xhosas, sehr laendlich, unterentwickelt, arm. Angeblich nicht ungefaehrlich, von Steinewerfern, Lebensmitteldieben und Ueberfaellen ist die Rede. Mehrere Suedafrikaner haben mich jetzt schon eindringlich davor gewarnt, durch diesen Landesteil mit dem Fahrrad zu fahren. Aber jetzt wieder ins Landesinnere, noch mal 500, 1000 km Umweg fahren? Nein, dazu habe ich keine Lust, auch wenn mich das durch die atemberaubenden Drakensberge fuehren wuerde. Ich werde das Risiko auf mich nehmen und den Stier bei Hoernern packen. Ich fahre in die Stadt hinunter, mache Fotos: Der Hafen, angeblich Afrikas groesster (groesser als Alexandria, Dar, Lagos?), die Uferpromenade, sehr schoen, Palmen, Bananen, baumhoher Bambus, Hadada-Ibisse zum Greifen nah, Denkmaeler von weissen Helden- wie moegen sich die Zulus fuehlen, angesichts der Verherrlichung der Burenkaempfer? Ich habe einen kuehlen Rueckenwind- Halleluja! Der pustet mich die Huegel hoch, stahlblauer Himmel. Mittags Salatbuffet bei “Spur”, direkt am Strand. Draussen reiten Surfer die Wellen, einer laesst sich von einer Mattendrachen ziehen. Weiterfahrt. Gischtwolken ueber der tropisch-gruenen Kueste, weisse Wellenkaemme ueber schwarzen Felsen, einsame Straende soweit das Auge reicht. Mensch, ist das schoen hier…Ein wahrgewordener Traum. Ich ueberquere mehrere Flussmuendungen, die meisten fast trockengefallen. Vor den Muendungen crusen die Haie, warten auf Fische im Sichtschutz des braunen Schlamms im Wasser. Die Kueste Kwa-Zulu-Natals ist Hotspot bei Haiangriffen auf Menschen. Durban haelt den traurigen Weltrekord: binnen 107 Tagen griffen Haie 1957 siebenmal an, fuenf Menschen starben dabei. Danach wurden ueberall Hainetze aufgehaengt. Killer Nr. 1 ist der Weisse Hai, einer der groessten Raubfische der Welt. Der groesste Weisse, der je (in Kuba 1945) gefangen wurde, war 6,40 m lang und wog unvorstellbare 3300 kg. Fuer die Beobachtung von 7-Meter-Exemplaren liegen Zeugenaussagen vor, Experten schaetzen die max. Groesse auf ueber acht Meter. Auch Tigerhaie fallen Menschen an und erreichen bis 9 Meter Laenge (groesster gefangener Tigerhai war 1957 ein 7,40 Meter langes Weibchen mit 3100 kg). Groenlandhaie erreichen 7,30 Meter und uebertreffen somit den Weissen Hai noch. Es gibt 354 Haiarten, davon haben nur 35 Arten (10%) mindestens einmal einen Menschen angegriffen, lediglich 12 Arten tun das jedoch haeufig. Ueber 100 Arten kommen an diesen Kuesten vor. U.a. auch die beiden groessten Haiarten und Fische der Welt: Der Riesenhai und der Walhai, letzterer bis ca. 20,5 Meter lang (groesster gefangener ca. 18 Meter und 43 Tonnen schwer!). Beide Arten sind aber fuer Menschen voellig ungefaehrlich, da sie sich von kleinen Krebsen und Fischen ernaehren, die sie aus dem Wasser seihen. Natals Kueste wird auch von den gefaehrlichen Bullen- und Zambesihaien bevoelkert. Der Zambesifluss ist einer der gefaehrlichsten Fluesse der Welt, denn nicht nur die gleichnamigen Haie, sondern auch viele Krokodile haben dort zu zahlreichen Opfern gefuehrt. Trotzdem: die Wahrscheinlichkeit von einem Hai angegriffen zu werden ist verschwindend gering. Jaehrlich sterben weltweit (offiziell) nur 25-30 Menschen bei Haiangriffen (da viele Laender keine Zahlen melden, duerfte die tatsaechliche Zahl eher ueber 50 liegen) , waehrenddessen z.B. ca. 40.000 durch Schlangenbisse sterben. Die Hochhaussilhouette der durbaner Innenstadt ist am Horizont entschwunden, links von mir ziehen sich Bahngleise direkt an der Kueste entlang, ich passiere die Ortschaft "Dududu", die Strasse fuehrt stellenweise durch einen gruenen Tunnel aus Baeumen. Ich erreiche am Abend Rynie, einen kleinen Ort voller Einfamilienhaeuser. Ich frage einen jungen Inder und seine beiden Freunde in einem PickUp nach dem Weg. Ich soll sogleich aufladen, sitze samt Ausruestung auf der Ladeflaeche und werde ins Quartier kutschiert. Das Rynie-Hill-Resort ist auch Campinggelaende, aber im Gebaeude bin ich der einzige Gast. Die Schwarze, die mich empfaengt, spricht kein Englisch, in zwei Zimmern gibt es nicht mal Licht. Auf Gaeste scheint man fast nicht eingestellt. Aber ruhig ists. geschrieben am 14.3. in Port Edward
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