3/10/2005 Suedafrika / Umzumbe
350000000 Jahre alt
Nochmal ein paar Infos und Geschichten ueber die Loewen der Meere
(Harald) Auf dem Gelaende des BP laufen vier riesige Hunde herum. Neben zwei 45-kg-boxeraehnlichen auch zwei Ridgebacks, eine Hunderasse, die fuer die Loewenjagd eingesetzt wurde. Man sagt, dass sechs dieser Hunde einen Loewen stellen konnten, was heutzutage natuerlich nicht mehr gemacht wird. Sie duerfen das Gelaende nicht verlassen, weil sie Schwarze anfallen, wobei Andreas, der die Hunde uebernommen hat, auch nicht weiss, warum das so ist. Eine Katze gehoert ebenfalls zum Inventar und schlaeft regelmaessig an den Schnauzen der Kampfhunde. Ich habe beobachtet, dass sich die Katze auf die Hinterpfoten aufrichtet, die Vorderlaeufe um den Hals eines Hundes legt und diesem die Nase leckt. Die Hunde gehen aeusserst zart mit der Katze um, lecken sie und lassen sich ohne Gegenwehr mit einem krallenlosen Pfotenhieb verjagen, wenn der Katze etwas nicht passt. Im Buero hat Andreas zwei junge Schlangen in einem Terrarium stehen, die Geckos fressen, die ueberall wiederum am Haus den Muecken den Garaus machen. Ein paar hundert Meter laeuft man zum Strand, der sich, breit, von gruenen Gaerten gesaeumt, rechter Hand in runden Felsen verliert, auf denen rot-braune Krabben in den anbrandenden Wellen Algen abkneifen und linker Hand von einem Huegel mit einer rotbedachten Villa begrenzt wird. Die langgezogenen Wellen, 1-2 Meter hoch, weisen diese Gegend als Surferrevier aus. Heute morgen verzichtet Andreas jedoch auf seinen ueblichen Morgensport in den Wellen, weil es in der Nacht heftig geregnet hat und die Fluesse schlammiges Wasser in die See tragen. Von Port Shepstone zieht sich ein brauner Guertel entlang der Kueste durchs Wasser und darin lauern gerne Haie, weil Fische sie nicht sehen koennen, waehrend die Sinnesorgane der Haie auch ohne Sicht bestens zurecht kommen. Eine daenische Familie mit drei hellblonden Kindern ist eingekehrt und heute morgen Schwimmen gewesen. Als ich sie warne, so frueh morgens und nach einem Unwetter hier schwimmen zu gehen, hoeren sie mir zwar zu, aber ich sehe ein leichtes Laecheln in den Mundwinkeln. 10 Minuten spaeter Nachrichten: Richtung Durban ist ein ca. 50-jaehriger Mann von einem Hai getoetet worden. Die daenische Mutter braet gerade Omletts am Herd und schaut mich betroffen an. Haie sind eine der erfolgreichsten Spezies der Erdgeschichte, die 100 Millionen Jahre aelter als die Dinosaurier ist, also etwa 350.000.000 Jahre. Der gewaltigste Vertreter seiner Zunft war seinerzeit der Carcharodon Megalodon, ein 12-Meter-Kerlchen, das bequem als Autopresse haette fungieren koennen. Schon ein 3-Meter-Hai beisst mit einer Kraft von 3750 kg pro qcm zu, fuer einen 6-Meter-Riesen kann man vom Doppelten ausgehen. Haie riechen/schmecken 1 Teil Blut in 500.000.000 Teilen Wasser, Barsch-Oel sogar in einer Verduennung von 1:10 Milliarden. Haie spueren Vibrationen unter Wasser im niederfrequenten Bereich (bis unter 10 Hz), so dass sie selbst Herzschlaege wahrnehmen koennen. Zunaechst wird der Raubfisch von Geraeuschen angelockt. Wer also im Wasser tobt, schreit, auf die Wasseroberflaeche schlaegt, erregt die Neugier der Tiere auf mehrere Kilometer Entfernung! Ueber hunderte von Metern “wittert” der Hai dann, auf 15-20 Meter sieht er. Man haelt Haie allgemein fuer schlechte Seher, aber sie sehen 10 Mal besser als Menschen. Haie haben keine natuerlichen Feinde, lediglich der Killerwal oder Orca genannt, frisst in Einzelfaellen kleinere Exemplare, genauso wie der Saegefisch. Ansonsten fressen sie sich gegenseitig, auch Kannibalismus ist ueblich. Die Tiere koennen monatelang fasten, es wurden schon Faelle beobachtet, in denen Tiere bis zu 15 Monaten nichts frassen. Haie speichern Oel in ihrer riesigen Leber, die ein Viertel ihres Koepergewichts ausmachen kann. In der Leber eines 500-kg-Tieres sind dann z.B. 360.000 Kalorien gespeichert (was einen Menschen ein halbes Jahr lang ernaehren wuerde). Haie wandern ueber tausende von Kilometern, in einem Fall wurden 6500 km nachgewiesen. Sie sind Ueberlebenskuenstler. Nachdem man einen Bullenhai von 180 cm und 120 kg im Umgeni-River nahe Durban gefangen hatte, wurde er stundenlang am Schwanz aufgehaengt. Ein neugieriger Betrachter wurde von dem scheinbar laengst toten Tier urploetzlich gebissen. Ein Menschenzahn haelt eine Bissbelastung von 220 kg pro qcm aus, ein Haizahn von 3000 kg pro qcm, wobei den Tieren lebenslang Zaehne nachwachsen. Sie gehoeren zu den schnellsten Tieren ueberhaupt. Ein Mako-Hai erreicht ca. 50 km/h, ein Blauhai sogar bis 70 km/h. Das schnellste Tier lebt im Wasser: der Segelfisch erreicht gemessene 113 km/h, der Schwertfisch 95. Ersterer ist somit schneller im Wasser, als das schnellste Landtier der Welt, der Gepard, laufen kann (110 km/h). Haie gibt es in allen Meeren der Welt, auch im Mittelmeer kommen von den gefaehrlichen Arten der Weisse, der Blau-, der Hammer- und der der Kupferhai vor und es ist vereinzelt auch schon zu Angriffen gekommen, z.B. vor der kroatischen, italienischen und afrikanischen Kueste. Angriffe finden meist in Wassertiefen unter Huefthoehe statt, trotzdem sind vor allem Surfer gefaehrdet, weil ihre Silhouette unter Wasser, z.B. fuer den Weissen Hai, wie die einer Robbe aussieht, seine bevorzugte Beute. Die groesste Gefahr geht von Haien im Falle eines Schiffsungluecks aus. Der Laerm eines Unfalles lockt die Tiere an, Schreie und Blut im Wasser loesen die Angriffe dann aus. Einmal mit dem Jagen und Fressen beschaeftigt, finden sich immer mehr Tiere ein. 1942 sank vor St.Lucia, nach einem Torpedoangriff eines deutschen U-Bootes, nahe der mosambikanischen Kueste, dass Dampfschiff “Nova Scotia” mit 765 italienischen Gefangenen und 134 suedafrikanischen Soldaten an Bord. Nur 192 Menschen konnten gerettet werden, ca. 450 wurden von Haien gefressen. 1950 stuerzte vor Miami ein Transportflugzeug ab. 168 Insassen schwammen danach mit Schwimmwesten im Wasser, aber 12 Stunden spaeter hatten nur 8 die Haiangriffe ueberlebt. Der Fall des versenkten amerikanischen Schlachtschiffes “Indianapolis”, bei dem im Krieg gegen Japan ueber 1000 Marines von Haien getoetet wurden, wurde sogar verfilmt. 1960 wurden hier vor der Kueste die 49 Ueberlebenden Insassen eines gesunkenen Schiffes angegriffen, nur 3 ueberlebten unverwundet. Im Dezember 1987 sank in der chinesischen See das Faehrschiff “Dona Paz”. Bei dieser zweitgroessten Schiffskatastrophe aller Zeiten starben zwischen 3000 und 4000 Menschen. Wieviele den Untergang ueberlebten, aber von den Haien gefressen wurden, wird man nie erfahren. Aber die Aussagen der nur 25 Ueberlebenden und Ueberreste von 300 Toten erzaehlen ein unglaubliches Drama von tausenden Haien, die die Schwimmer angriffen. Andreas erzaehlt mir, dass hier an der Kueste vor kurzem eine einsame Surferin zwei Stunden auf ihrem Bord sitzend verbracht hat, weil ein Tigerhai sie ununterbrochen umkreiste und sie deshalb nicht paddeln konnte. Erst ein Boot konnte sie retten. geschrieben am 14.3. in Port Edward
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