3/16/2005 Suedafrika / Palmerton
In Xhosa-Land
In den Bergen der Transkei
(Harald) Bei KFC gehe ich fruehstuecken- Kaffee und ein Stueck trockenes Brot, pappig wie Schaumstoff. Brotbacken hat keine Wurzeln hier und ueberall auf meiner Route durch Afrika habe ich das gleiche, fast geschmacklose, naehrstoffarme Weissbrot gekauft. Da lob ich mir doch unseren, in der Welt einmaligen Brotvariantenreichtum. An der Tankstelle Bremsen einstellen, dann Abfahrt. Das Ei in der Felge laesst mich foermlich hopsen und verpasst mir kleine Schlaege ins Rueckgrat. Die Landschaft ist ausgesprochen schoen. Ueber den vielen Huegeln liegen Teppiche aus im Wind wogendem, langhalmigem Gras, saftig-gruen, bueschelig, kniehoch, wie ein Teppich wirkt das, so ebenmaessig. Urspruenglich war hier alles von tropischem Dschungel bedeckt, aber jetzt ist bis auf etwa 2,3 % alles kahlgeschlagen. Nur an unzugaenglichen Steilhaengen finden sich noch vereinzelt Reste der alten Vegetation und von dort kommen Frauen mit 3 m langen Astpaketen auf dem Kopf her, die sie zu ihren Huetten tragen und ihnen dort fuer etwa eine Woche Feuerholz bieten. Das wird so weitergehen, bis nichts mehr steht. Aufgeforstet wird hier nur wenig Eukalyptus, eine fuer die Umwelt eher schaedliche Baumart, weil sie Unmengen Wasser aufsaugt, taeglich 100-120 Liter verbraucht ein grosser Baum. Fuer andere Vegetation bleibt da kaum etwas uebrig. Die Baeume wachsen schnell, hoch und gerade, das Holz ist relativ hart, aber splissig und wenig biegesteif. Gelegentlich versuchen mich Jugendliche anzuhalten: “Stop! Wait!” tun sie wichtig, gestikulieren, als ob es etwas dringendes zu besprechen gaebe. Ich gruesse, fahre aber durch, denn letztlich geht es ums Betteln. “F… you!” schallt es frustriert in meinem Ruecken. Ich halte an und schaue die Jungs an: “So whats that?” frage ich sie. “Nice Xhosas!” versuche ich sie bei ihrer Ehre zu packen. Man spuert hier deutlich die Einstellung, dass man einfach erwartet, es als eine Art Bringschuld ansieht, dass etwas gegeben wird. An einem kleinen, windschiefen Wellblechlaedchen halte ich, unterhalte mich eine halbe Stunde mit dem jungen Inhaber und seinen Freunden. Frustration hoere ich da, dass die Regierung nicht genug fuer die Transkei tue, dass die Touristen auf ihrem Weg nach Kapstadt hier nur durchfahren. Ich sage den Jungs, dass ich zwar denke, dass Praesident Mbeki sich nicht gleich eine grosse Boing als Transportmaschine kaufen muss, aber auch, dass ich mehrere Laender in Afrika gesehen habe und diese Gegend im Vergleich dazu gut dasteht, denn hier hat jeder eine Rundhuette, die solide gebaut, ordentlich verputzt und in Tuerkis, Weiss oder Lila getuencht ist, oder/ und ein Haeuschen mit zwei Zimmern mit einem Garten drumherum, es gibt praktisch keine Fahrraeder, weil so viele ein Auto besitzen und Minibusse verkehren, die sich die Leute auch leisten koennen. Es gibt ueberall Strom und genug sauberes Wasser, das Land ist feucht und fruchtbar, was das Angebot an Obst und Gemuese beweist. Hier gibt es keine Duerren und an der Kueste genug Tourismus. Das Problem ist der Vergleich mit den Reicheren des Landes, die hier mit deutschen Karossen durchrasen, die neuesten Minihandys besitzen und Villen an der Kueste. Neid, Frustration, Aerger bildet sich, die Arbeitslosenquote in S.A. liegt bei etwa 30 %, in der Transkei ueber 40 %. Ich erreiche Flagstaff, im Gegensatz zur Beschreibung des Reisefuehrers kein Doerfchen, sondern eine geschaeftige Kleinstadt voller Autos, Laerm und hunderten von kleinen Marktstaenden. Ich kaufe mir im Supermarkt Reis mit Curryhuhn fuer 2 EU und saetze mich hinter der Stadt ins Gras in den Schatten und verschnabuliere die Portion, waehrend nebenan aus einem geoeffneten Auto Celin Dion singt- wie “Westlife” einer der grossen Stars in Afrika. Es geht weiter steil auf und ab, ich muss mehrmals absteigen und schieben. Ueberall kleine, verstreute Siedlungen wie Spielzeug in die Landschaft gestreut, bunte, kleine Haeuschen. Am Abend setze ich mir nochmals ein Fernziel, ein Doppelberg etwa 15 km vor mir. Unterkuenfte kann ich mir hier nicht leisten und ich bin auch nicht erpicht auf diese. Als ich die Berge umfahren haben, suche ich mir in den Wiesen auf der Rueckseite im Halbdunkel einen Platz zum Zelten. Den Grossteil meiner Geldscheine packe ich in Plastik und verstecke es unter einem Stein, ein paar Meter vom Zelt entfernt, damit ich im Falle eines Ueberfalls nicht ohne einen Pfennig dastehe. Es ist angenehm kuehl, ich benuzte mal wieder den Schlafsack, es ist herrlich ruhig, aber ich werde entdeckt, als zwei Jungs auf ihrem Heimweg im Dunkel vorbeilaufen. Ich folge ihnen im Dunkel eine Weile, um zu beobachten, was sie machen, aber sie streben nur ihren Huetten im Tal zu. geschrieben am 24.3. in Port St. Johns
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