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Reisetagebuch

4/8/2005   Suedafrika / Bathurst

Geld auf der Strasse

Ein perfekter Tag

(Harald) Paul, der junge Manager des Backpackers, gluecklich verheiratet und stolzer Vater eines Achtmonatigen, macht mir einen Superkurs fuer meine Computerarbeit und der erste Drink ist umsonst. Nach einem Tag Pause in Port Alfred, erfuellt mit Schreiben und einem Spaziergang durch das huebsche Staedtchen, mache ich mich morgens auf den Weg nach Grahamstown, landeinwaerts. Wie schon so oft zuvor, sehe ich immer wieder Geld auf der Strasse liegen. So oft, wie in S.A., habe ich selbst in Deutschland kein Geld auf den Strassen gefunden.

Hinter Port Alfred geht es etwas bergauf, ich passiere ein Township, eine Siedlung der schwarzen Suedafrikaner. Vor den Haeusern sitzen die Frauen, waschen, spuelen, flicken, kochen, die Kinder spielen auf dem Lehmboden der kleinen Steinhaeuser mit Wellblechdaechern, auf den Leinen haengt bunte Waesche, ich winke oft und stets wird mein Gruss erwidert. Solch kleine Dinge sind es, die mir mein Lachen zaubern und mich gutgelaunt in die Ferne schauen lassen.

Ich schaue zurueck auf das Meer, den Wind im Gesicht, die Kronen der Baeume rauschen, Moeven segeln, eine Gruppe huehnergrosser Hadada-Ibisse, benannt nach ihrem lauten Ruf, der an einen Pfau erinnert: Haa, Haa, Ha-Dada, Ha-dada! Sie sind die lautesten Voegel in Afrika denke ich, unscheinbar dunkeloliv, bis Sonnenstrahlen ihr Gefieder trifft und es leuchtend gruen aufschimmern laesst.

Unter den Bruecken fliegen Eisvoegel hindurch, im englischen Koenigsfischer genannt. Die eisblaue europaeische Variante wird 14 cm gross, hier erreichen sie stolze 46 cm. Aus den Baeumen gurren Louries, gruen, mit einem Federkamm auf dem Kopf, huepfen sie wie Kraehen und klettern wie Papageien, stets als Paerchen und immer neugierig.

Zwischen den Bueschen und auf Wegen flitzen lautlos Frankolinhuehnchen davon, eine 30-45 cm grosse Wachtelart, ebenfalls immer zwei zusammen. Jetzt ist alles gruen, satt vom Regen, glaenzt das Gras und treibt seine Blueten. An den Halmen sitzen winzige Voegelchen, Bienenfresser und Paradiesvoegel, manche mit langen Federschwaenzen, wie der finkenartige, schwarz-hellrot-beige Langschwanz-Witwenvogel, dessen Federn 45 cm lang werden und ihn fast daran hindern richtig zu fliegen, so dass er ruckweise, in Auf- und Abschwuengen, sich vorweaertskaempft.

Die Paradiesvoegel fangen in artistischen Flugmanoevern Schmetterlinge in der Luft, trotz ihrer langen Schwanzfedern. Im Flusswasser stehen unbeweglich, wie unsere Graureiher, die Goliathreiher, mit 140 cm Laenge die groessten der Welt. Grau und rostfarben, mit brauner Stirn und dem charakteristischen Federbueschel am Hinterkopf, sehen sie aus wie Lockvoegel aus Holz, bis sie ploetzlich, blitzschnell zustossen und einen Fisch mit hochgeworfenem Kopf in den Schlund werfen.

Ich erreiche Bathurst nach 15 km. Ein kleiner Ort, der bewegte Zeiten hinter sich hat. Frontstadt in den Grenzkriegen gegen die Xhosas, wurde Bathurst von den Siedlern, die 1820 kamen, gegruendet und die meisten Haeuser aus dieser Zeit stehen noch heute, kleine, rechteckige, weissgetuenchte Haeuschen mit kleinen Sprossenfenstern. Hier ist alles klein: die alten Haeuser, die Baeume nur 4 m hoch, die gusseisernen Laternen nur 2 m. alles niedlich fast.

Im Pig and Whistle Cafe ein Milchkaffee. Um die Ecke soll es auch Kuchen geben. Warum nicht eine zweite Tasse Bittergetraenk?

Auf der mit Terrakotta gefliesten Terrasse bedient mich eine Dame Ende Fuenfzig, sie heisst Sue und erklaert mir die Geschichte ihres Haeuschens und des Ortes, waehrend ich eine Melktarte probiere, sowas wie ein Puddingkuchen mit Zimt- koestlich.

Eien Irin namens Eileen gesellt sich zu uns. Um die 70, sehr belesen, laedt sie mich gleich ein, ich solle doch bei ihr in Port Alfred uebernachten. Aber ich will nach Grahamstown..! Kein Problem, sagt Sue, ich koenne in ihrem Gaestezimmer uebernachten, sie berechne mir nichts dafuer.

Und was fuer ein Zimmer! Ganz romantisch, mit Rueschen an den Bettdeckkanten, es duftet nach Parfuem.

Am Abend hat Sue gekocht, sie schliesst um fuenf und wir schauen in die Sterne und auf die Lichter an der Kueste und sie sagt: Morgen fahren wir zusammen nach Grahamstown!

Mann, was fuer Tag!

geschrieben am 23.4. in Port Alfred


 


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