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Reisetagebuch

4/11/2005   Suedafrika / Bathurst

Erste, Zweite, Dritte, Vierte Welt

Wo geht der Zug hin?

(Harald) Den naechsten Tag verbringe ich ans Bett gefesselt. Ausser Sue und ihrer Enkeltochter, die mich mit allem verwoehnen, was mein Herz begehrt (Kaesekuchen, Schokocremetorte, heisser Schokolade mit Sahne etc.), sehe ich niemanden.

Am naechsten Tag erscheint eine Frau Jahr, eine stilvolle, distinguierte Englaenderin wie sie im Buche steht, mit hellgrauen, grossen Locken und reinstem Oxford-Englisch, die mit der gleichnamigen Verlegerfamilie in Hamburg verwandt ist. Sie fuehrt Elektroakupunktur durch, was mir ein wenig hilft. Sie lebte lange Zeit in Zimbabwe, bis das Klima dort durch Mugabe vergiftet wurde. Dieser Drecksack hat die Wahlen vom 31.3. erneut gewonnen, wobei die Spatzen von den Daechern pfeifen, dass bis zu eine Millionen Geisterwaehler erfunden wurden, indem Mugabe-Treue unter falschen Namen doppelt waehlten. Dissidenten, Leute, die vor den Repressalien ins Ausland, vor allem nach Suedafrika ausgewichen sind und fuer die Wahl nach Zimbabwe zurueck kamen, wurde die Abstimmung meist verweigert, weil irgendwelche Formalien nicht stimmten- eine vorgeschobene Behauptung: Stempel seien unleserlich, die Anmeldung sei nicht fristgerecht erfolgt, der Waehler sei nicht vor Ort gemeldet etc. Daneben gab es oft unverhuellten Druck: Mugabe-Anhaenger, Schlaeger, die vor den Wahllokalen herumlungerten, um auf die zu warten, die die Warnung, ja nicht abzustimmen, nicht ernst nahmen. Diktatoren wird es immer gelingen, den demokratischen Wahlzettelfetischismus auszuhebeln.

Trotzdem ist es vor allem die Gier, die diese Wahl bestimmt hat, denn jeder will das Land der weissen Farmer geschenkt bekommen, das Mugabe versprochen hat. Daneben gibt es eine dumpfe Hoffnung, dass Mugabe einen "afrikanischen Weg" gefunden habe und einer der zukunftsweisenden Fuehrer sein koennte, der die Ungerechtigkeiten der Kolonialaera ausbuegelt, indem er den Weissen nimmt und es den Schwarzen gibt, eine Art Polit-Robin Hood. Es ist, neben dem Schatten der Kolonialzeit, auch das Fehlverhalten der heutigen Politik des Nordens (waehrend wir noch vom "Westen" reden, sieht man das von Afrika aus anders), dass die Menschen in Afrika abstoesst und nach anderen Wegen suchen laesst. Rassismus, Handelsschranken, knebelnde Weltbankzinsen, einseitige Handelsbeziehungen, bei denen viel z.B. aus den USA importiert, aber fast nichts dorthin exportiert werden kann.

Mbeki und der Xhosa-bestimmte ANC (African National Congress) und die Zulumehrheit in der Oppositionspartei Inkatha orientieren sich jetzt nach Asien, glaube ich persoenlich. Dort ist mittlerweile genug Geld fuer Auslandshilfe zu holen, dort sind Geschaefte zu machen. Die suedafrikanischen Haefen von Kapstadt, Port Elisabeth und Durban und deren gute Inlandsanbindung vereinfachen einen Ueberseehandel, der z.B. durch Autoimporte ohnehin schon blueht. Aber vor allem: die Asiaten mischen sich nicht ein! Selbst ehemals kolonialisierte Dritte-Welt-Laender, jetzt z.T. in die Kategorie "Zweite-Welt" aufgestiegen (in der England vor 25 Jahren auch noch angesiedelt war), wissen die asiatischen Staaten um die Probleme eines Entwicklungslandes. Die Anbindung des suedafrikanischen Rand an die Waehrungen Namibias, Botswanas, Swasilands und Lesothos zeigen, wohin der Zug geht: Suedafrika als Lokomotive mit der staerksten Oekonomie voran, das suedliche Afrika hinterher. Botswana z.B. war in den letzten Jahren unter den Oekonomie-Spitzenreitern Afrikas, neben Mauritius und den Seychellen. Auch Namibia, Lesotho, Gabun, Kap Verden und Aequtorial-Guinea schnitten noch einigermassen ab, waehrend die Elfenbeinkueste und Zimbabwe alles durch ihre innerstaatlichen Konflikte verspielt haben.

Es wird hoechste Zeit Afrika besser zu verstehen und einen hier akzeptierten Weg zu finden. Und das funktioniert nicht ueber Einmischung, sondern nur mit Respekt und Zurueckhaltung.

Fuer alle Binnenstaaten Afrikas, die keine Haefen haben, ist der Handel mit z.B. Europa aufgrund der hohen Transportkosten schwierig. Die meisten Laender Sub-Sahara-Afrikas (SSA) sind von Entwicklungshilfe abhaengig und 60 % konnten in den letzten 20 Jahren den Wohlstand ihrer Bevoelkerung nicht steigern! Die Armut hat in Afrika insgesamt zugenommen. Zudem kommt der grosse Einkommensunterschied, der sich in Durchschnittszahlen nicht widerspiegelt, jedoch fuer den sozialen Frieden eines Landes von grosser Bedeutung ist.

geschrieben am 24.4. in Port Alfred


 


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